Arnsberg. Familienbetriebe werden von 18- bis 29-Jährigen schlecht eingeschätzt. „Wir müssen mehr über SocialMedia kommunizieren“, sagt Wesco-Chef Neuhaus.

Südwestfalen ist reich an Familienunternehmen. Genau die haben bei der jungen Generation laut einer im Sommer dieses Jahres durchgeführten Studie der Unternehmensberatung PwC (Price Waterhouse Coopers) an Strahlkraft eingebüßt. Kein gutes Zeichen im Wettbewerb um kluge Köpfe. „Dieses Ergebnis sollte Familienunternehmen wachrütteln“, sagt Uwe Rittmann, Experte für Familienunternehmen und Mitglied der Geschäftsführung von PwC Deutschland.

Diskrepanz zwischen Schein und Sein

Nach wie vor genießen familiengeführte Unternehmen einen guten Ruf, aber ihr Image bei den 18- bis 29-Jährigen ist deutlich schlechter als bei älteren. Um genau diese Nachwuchs-Generationen „Z“ und „Y“ entbrennt der Kampf auf der Suche nach Fachkräften immer stärker, weiß Egbert Neuhaus, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Westfalen-Mitte und Inhaber der Firma Wesco, einem klassischen Familienunternehmen.

Egbert Neuhaus Geschäftsführer von Wesco und Vorsitzender des Arbeitgerverbandes Westfalen-Mitte sieht Handlungsbedarf für die Familienunternehmen in Südwestfalen.
Egbert Neuhaus Geschäftsführer von Wesco und Vorsitzender des Arbeitgerverbandes Westfalen-Mitte sieht Handlungsbedarf für die Familienunternehmen in Südwestfalen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Wesco wurde vor über 150 Jahren im Arnsberger Stadtteil Hüsten gegründet und ist heute ein erfolgreich international agierendes mittelständisches Unternehmen für Design-Haushaltsprodukte mit schickem Firmensitz, moderner Produktion an historischer Stätte und sogar einer Außenstelle auf Mallorca. Ein attraktiver Arbeitgeber also. „Wir gelten schon als moderner Laden, aber ich kann die Einschätzung der jungen Leute nachvollziehen.“

Wirkt der Begriff „Familie“ kontraproduktiv?

Nach dem Schulabschluss und mit Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums zieht es viele erst einmal weg von „Familie“. Vielleicht ist also der Begriff allein schon Hürde bei der Einschätzung, wie attraktiv ein solcher Mittelständler sein könnte. Die PwC-Studie sagt schließlich lediglich etwas über eine Vorstellung aus, nicht etwa über harte Fakten. Die Fakten sprächen beim Thema Wirtschaftskraft gemessen an Liquidität und Arbeitsplatzsicherheit wohl eher für die vielen „geheimen“ Weltmarktführer der Region. In der Befragung, die unter 1000 Erwachsenen durchgeführt wurde, schneiden sie dagegen ziemlich bescheiden ab: 14 Prozent halten sie für wirtschaftskräftig. Die ganz Großen dagegen punkten mit 48 Prozent, obwohl die Corona-Krise an Beispielen wie Lufthansa oder TUI gezeigt hat, wie schnell Vorzeigekonzernen die Luft ausgehen kann.

PwC-Studie 2021

Die Unternehmens- und Wirtschaftsberatungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers hat aktuell 1000 Erwachsene nach dem Image Deutscher Familienunternehmen befragt, nach der diese dringend an ihrer Außenwirkung arbeiten müssen.

Arbeitgeberchef Neuhaus sieht dennoch auch die Versäumnisse beim Mittelstand: „Unser Recruiting über Social Media Kanäle ist einfach nicht ausgeprägt. Da müssten wir viel mehr tun.“ Diejenigen, die sich aktuell auf Managementfluren tummeln, lebten mit dem Internet. Klar. „Die Generation ,Z’ lebt aber im Internet“, ist dem Firmenchef schon bewusst. Über Instagram und Co. könnte man das etwas schiefe Bild bei der jungen Generation sicher effektiver korrigieren als bei so mancher Jobbörse. Natürlich ist die Anzahl von verschiedenen Jobs in einem Konzern absolut größer als beim Mittelstand. Dass deswegen Karrierechancen auch größer sind, hält Neuhaus für einen Trugschluss, den es schnell aufzuklären gilt.

Paradox: Dennoch Wunscharbeitgeber

Interessant an der PwC-Studie. Obwohl das Image von Familienunternehmen im Vergleich zu 2019 gelitten hat, schneiden sie bei der Frage nach dem Wunscharbeitgeber doch deutlich besser ab als Konzerne, und zwar auch bei den Jüngeren. Das Rennen um Talente ist also keineswegs verloren. Im Gegenteil, findet Neuhaus. Wenn die Talente Ender der Zwanziger zu angehenden Eltern werden, fingen die Leute zu überlegen an: Stadt oder Land? „Da haben wir eindeutig mehr zu bieten. Spätestens bei dieser Altersgruppe müssen wir besonders einhaken“, sagt der Firmenchef. Dann kommen zu attraktiven Arbeitsplätzen auch die Chancen auf bezahlbare Immobilien. Gepaart mit modernen, flexiblen Arbeitsbedingungen ein echtes Pfund. Die Generation „Z“ müsste es eben nur erfahren.