Essen. Die Digitalisierung der Wirtschaft steht nach Einschätzung der Expertin Vera Demary noch am Anfang. Industrie 4.0 erfordere umfassende IT-Kenntnisse.

Der stete Ausbau der Vernetzung von Mensch und Maschine und die Fortschreitende Entwicklung von künstlicher Intelligenz steuert auf eine Industrie 4.0 zu. Steht eine neue industrielle Revolution bevor? Im Interview äußert sich Vera Demary vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Was ist Industrie 4.0?

Vera Demary: Der Begriff Industrie 4.0 beschreibt die Vernetzung von Maschinen, Menschen und Werkstücken in Echtzeit. Im Idealfall kommunizieren Maschinen selbstständig untereinander und treffen Entscheidungen. Tritt beispielsweise bei der Produktion auf Maschine 1 ein Fehler am Werkstück auf, kommuniziert sie dies unmittelbar an die nachfolgende Maschine 2, die dann selbstständig entscheidet, ob und wie mit der Produktion fortgefahren wird, und sich selbst konfiguriert.

Möglich werden auf diese Weise effizient industriell gefertigte Einzelstücke. Oft wird diese moderne Art der Produktion mit einer vierten industriellen Revolution gleichgesetzt, die die Art und Weise, wie produziert wird, völlig verändert. Ob dies der Fall sein wird, bleibt abzuwarten, denn noch steht Industrie 4.0 am Anfang.

Kommt die menschenleere Fabrik?

Demary: Auch wenn Maschinen sich selber steuern, sind Menschen in der Produktion nötig, es verändern sich lediglich die Schwerpunkte.  So werden im Rahmen von Industrie 4.0 umfassende IT-Kenntnisse auf vielen Arbeitsplätzen benötigt. Die schon besonders digitalisierten Unternehmen beugen daher vor und entwickeln die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter formell in Kursen und informell am Arbeitsplatz weiter.

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Entgegen oft anderslautender Vermutungen fühlen sich Arbeitnehmer in einem digitalisierten Arbeitsumfeld zudem nicht gestresster. Sie haben oftmals größere Handlungsspielräume und erfahren mehr Anerkennung, so dass sie die Anforderungen nicht zwingend als belastend empfinden.

Mit welchen Ländern konkurriert Deutschland?

Demary: Industrie 4.0 ist ein internationales Phänomen, bei dem das industriebasierte Deutschland sehr gute Chancen hat, im Wettbewerb gut abzuschneiden. Umfassende Vernetzung erfordert Standards. Wer die setzen kann, hat Vorteile. Deutsche Unternehmen befinden sich hier im Wettbewerb mit Firmen aus aller Welt, unter anderem den USA, Japan und China.