Düsseldorf/Dortmund. Die IHK sieht durch die A45-Sperrung Arbeitsplätze und Wohlstand in Gefahr. NRW-SPD-Chef Kutschaty regt einen „Sonderfonds“ für die Region an.
Angesichts der voraussichtlich jahrelangen Sperrung der A45 bei Lüdenscheid wegen der maroden Rahmede-Talbrücke fordert der nordrhein-westfälische SPD-Chef Thomas Kutschaty finanzielle Hilfen für die betroffenen Menschen und die Kommunen vor Ort. „Dazu gehört die Unterstützung bei Lärmschutzmaßnahmen für die Anwohnerinnen und Anwohner der Ausweichstrecken“, sagte Kutschaty unserer Redaktion. „Notwendig ist ebenso ein Sonderfonds für die Region.“ Dieser solle dazu dienen, die durch den Ausweichverkehr beschädigte Infrastruktur in den Kommunen instand zu setzen.
„Das Land darf die Menschen vor Ort in der aktuellen Situation nicht allein lassen. In dieser belastenden Situation sollten schnelle und effektive Hilfen eine Selbstverständlichkeit sein“, sagte Kutschaty, der sich am Dienstag nach Angaben der nordrhein-westfälischen SPD-Fraktion mit Vertreterinnen und Vertretern von der IHK Südwestfalen sowie Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Unternehmen bei einem digitalen Treffen zur aktuellen Lage ausgetauscht hat.
Bei der Vorstellung des „Ruhrlageberichts“ verwies Dortmunds IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann kurz zuvor auf frühzeitige Hinweise aus der Wirtschaft zur problematischen Situation der A45. So habe die IHK-Organisation zusammen mit dem Verkehrsverband Westfalen bereits in einer Studie im Jahr 2007 „auf die drohende Überlastung dieser so wichtigen Verkehrsverbindung“ aufmerksam gemacht. „Passiert ist leider viel zu wenig“, sagte Dustmann. „Die Vollsperrung und der notwendige Abriss der A45-Talbrücke bei Rahmede sind eine Katastrophe für die Wirtschaft. Der starke Industrieraum Südwestfalen wird förmlich vom Ruhrgebiet abgeschnitten.“
IHK befürchtet Verlust von Arbeitsplätzen durch die Brückensperrung
Die absehbar mehrjährige Vollsperrung der A45 werde „Arbeitsplätze und Wertschöpfung kosten“, prognostiziert Dustmann. „Es ist damit zu rechnen, dass Investitionen verschoben und Standorte verlagert werden. Fachkräfte werden sich andere Arbeitsplätze suchen. Für Unternehmen und Pendler steigen Kraftstoffverbrauch und Reisezeiten. CO2- und Schadstoff-Emissionen werden steigen und für die Anrainerkommunen zum immer größeren Problem.“
In einer Stellungnahme der SPD-Landtagsfraktion heißt es, das Beispiel der A45 bei Lüdenscheid zeige, wie anfällig die Verkehrsinfrastruktur in NRW sei. Dabei habe es schon vor Jahren Warnrufe der Kammern gegeben. Bereits 2019 hätten etwa die am Rhein ansässigen IHK auf die enorme Bedeutung der 28 Brücken hingewiesen, die zwischen Emmerich und Bonn den Rhein queren.
Kutschaty, der SPD-Herausforderer von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bei der Landtagswahl im Mai, fordert eine „ehrliche Bestandsaufnahme für wichtige Infrastruktur-Projekte“, die an Rhein und Ruhr erforderlich seien. Es müsse vermieden werden, dass „wir in den nächsten Jahren nicht immer wieder im Stau stehen, weil eine Autobahnbrücke nach der anderen gesperrt werden muss“. Dafür müsse ein „Brücken-Monitoring“ als verlässliches Frühwarnsystem entwickelt werden. Zudem sollte es einen verkehrsträgerübergreifenden digitalisierten Masterplan für alle wichtigen Brücken in NRW geben.
„Nicht von Brücken-Lockdown zu Brücken-Lockdown zu stolpern“
NRW könne es sich nicht leisten, „von Brücken-Lockdown zu Brücken-Lockdown zu stolpern“, sagte der SPD-Landeschef. „Denn plötzliche Sperrungen von Strecken sind eine enorme Belastung für Anwohner, Pendler und Unternehmer.“ Auch die Kommunikation mit den Betroffenen vor Ort müsse verbessert werden, so Kutschaty. „Das gilt nun auch konkret vor Ort in Südwestfalen. Notwendig ist ein Koordinierungsbüro als Anlaufstelle für sämtliche Fragen vor Ort.“
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Dortmunds IHK-Präsident Dustmann mahnt mit Blick auf die A45-Brücke einen schnellen Neubau an. „Planungs- und Genehmigungsverfahren dürfen nicht so lange dauern wie in der Vergangenheit“, sagte er. „Zeitgleich muss ein intelligentes Verkehrsmanagement die besten Ausweichrouten ermitteln und den Verkehr leiten.“ Eine wichtige Grundlage für das weitere Vorgehen werde eine Analyse der wirtschaftlichen Schäden sein, die mit der Sperrung der A45 einhergehen. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln erarbeite hierzu derzeit eine Studie im Auftrag des Verkehrsverbandes Westfalen.