Frankfurt/Main. Am Frankfurter Flughafen streiken die Sicherheitsleute. Die Gewerkschaft Verdi fordert mehr Geld für die Beschäftigten. Und schon am Morgen zeichnet sich ab: Der Flugplan wird im Tagesverlauf durcheinandergewirbelt. Reisende sollten im Internet den Status der geplanten Flüge beobachten.

Der Frankfurter Flughafen ist am Freitag für Passagiere weitgehend gesperrt worden. Wegen des Streiks der privaten Sicherheitsleute werden nur noch Fluggäste abgefertigt, die in Frankfurt umsteigen müssen, wie ein Sprecher der Bundespolizei erklärte.

Die rund 5000 privaten Sicherheitsleute am Flughafen hatten am Freitagmorgen ihre Arbeit niedergelegt. Das hat zu chaotischen Zuständen geführt. An den wenigen noch geöffneten Passagier-Kontrollen bildeten sich am Freitag seit dem Morgen riesige Menschentrauben. Im Gedränge kämpften viele Wartende mit Kreislaufproblemen, berichteten Augenzeugen. Sanitäter sind im Einsatz. Die Polizei versuchte, den Ansturm auf die einzige Kontrollstelle im Terminal 1 zu regeln."

Der Warnstreik läuft seit etwa 2.00 Uhr morgens und endet um 23.00 Uhr", sagte Beatrix Müller, eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi. Reisende müssen an Deutschlands größtem Luftdrehkreuz mit Flugausfällen und langen Wartezeiten rechnen.

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"Im Lauf des Tages wird es wohl zu erheblichen Problemen kommen", sagte ein Fraport-Sprecher am Freitagmorgen. "Das liegt ganz einfach daran, dass durch den Streik nur wenig Personal da ist, das die Sicherheitskontrollen macht." Bis 10.00 Uhr seien 47 Flüge annulliert worden. Die Passagiere sollten möglichst früh zum Checkin-Schalter kommen, empfahl zunächst die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, Fraport. Zudem sollten sie sich im Internet über den Status ihres Fluges informieren.

Fluggäste sollen nicht mehr anreisen

Am Vormittag appellierte Fraport an die Fluggäste, nicht mehr zum Flughafen anzureisen. Die Kontrollen würden zwar weitergeführt, man wolle aber den "Druck von hinten" wegnehmen, erläuterte ein Sprecher.

Die Lufthansa riet ihren Inlands-Passagieren, möglichst auf alternative Verkehrsmittel auszuweichen. Das Unternehmen erstatte die ungenutzten Flugtickets, wenn die Gäste statt des Flugzeugs die Bahn benutzten, sagte ein Sprecher. Eine vorherige Anreise zum Flughafen sei dafür nicht notwendig.

Gewerkschaft Verdi begann am Mittag, die Situation zu entschärfen

Am Mittag lenkte Verdi ein. Die Gewerkschaft zeigt sich bereit, die Situation zu entschärfen. "Wir wollen nicht zulasten der Gesundheit von Unschuldigen streiken", erklärte Streikleiter Matthias Venema am Freitagmittag. Aktuell werde ein Notdienst eingerichtet, um zusätzliche Passagierkontrollen im Terminal 1 durchführen zu können. Dazu würden 110 eigentlich streikende Beschäftigte abgestellt.

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Venema beschuldigte die Flughafengesellschaft Fraport, für die teils chaotischen Zustände verantwortlich zu sein. "Der Flughafenbetreiber war ganz offensichtlich überhaupt nicht vorbereitet auf die Situation oder hatte sie völlig falsch eingeschätzt. Wir haben die Aktion in angemessener Zeit vorher angekündigt."

Verdi fordert 16 Euro Stundenlohn

Verdi fordert für das Sicherheitspersonal einen einheitlichen Stundenlohn von 16 Euro. Die anderen Bereiche, zum Beispiel Services, sollten auch mehr Geld bekommen. Diese Forderung sei jedoch "völlig überzogen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Harald Olschok. Bisher trafen sich die Tarifparteien viermal, nächster Termin ist der 5. März.

Die Arbeitgeber haben den Warnstreik des Sicherheitspersonals am Frankfurter Flughafen währenddessen als "völlig überzogen" kritisiert. "Das geht über einen normalen Warnstreik deutlich hinaus. Das sind schon flächendeckende Streiks", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Harald Olschok. Die Verdi-Aktion sei "grenzwertig" und schädige neben den Flughäfen und den Fluggesellschaften vor allem Tausende unbeteiligte Passagiere.

Am 5. März nach Kompromissen suchen

Olschok forderte Verdi auf, den Warnstreik nicht fortzusetzen und bei den Verhandlungen am 5. März nach Kompromissen zu suchen. Die Forderung nach einer Erhöhung der niedrigsten Gehaltsstufen von 10 auf 16 Euro sei allerdings "völlig unrealistisch". Verdi habe an dem Flughäfen einen Ansatzpunkt gefunden, an dem man mit geringem Aufwand hohe Aufmerksamkeit erlangen könne. "Bei bundesweit 20 Streiktagen der Sicherheitskräfte an den Flughäfen binnen eines Jahres wird der Streik bei ver.di zum 'Normalzustand'", sagte Olschok. (dpa)