Düsseldorf. Verdi wirft Douglas-Chefin Tina Müller vor, ihre Beschäftigten beim Gehalt zu benachteiligen. Gewerkschaft fordert Nachschlag und Tarifbindung.
Mitten in der seit Monaten andauernden Tarifauseinandersetzung im NRW-Einzelhandel knöpft sich die Gewerkschaft Verdi nun auch den Düsseldorfer Parfümeriekonzern Douglas vor. In einem offenen Brief an Unternehmenschefin Tina Müller fordert auch der Betriebsrat, dass Douglas in den Flächentarifvertrag zurückkehrt und Gehaltseinbußen rückwirkend nachzahlt.
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Douglas steckt mitten im Umbauprozess. Konzernchefin Müller will den Onlinehandel stärken und plant die Schließung von europaweit 500 Filialen, 60 davon in Deutschland. Nach Verdi-Angaben sollen mehr als 500 Arbeitsplätze wegfallen. Während des Corona-Lockdowns waren die meisten Beschäftigten in Kurzarbeit. Doch nach Lesart von Verdi habe es schon vor der Pandemie Sparpläne gegeben.
„Im Jahr 2019 hat Douglas die Lohnerhöhung aus dem Tarifergebnis der Flächentarifverträge der Bundesländer nicht eins zu eins an die Beschäftigten weitergegeben. Zudem wurden die Verkäuferinnen und Kassiererinnen bei der teilweise erfolgten Lohnerhöhung schlechter gestellt als die Führungskräfte“, heißt es in einem offenen Brief, der die Unterschriften von Verdi-Bundesfachgruppenleiter Orhan Akman, der Douglas-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Ulrike Gaal und Verdi-Frau Gabriele Ziegler trägt. Hinzu gekommen seien nun Corona-bedingte Gehaltseinbußen.
Offener Brief an Tina Müller
Dabei, so Verdi und Betriebsrat, nähmen die Belastungen für die Beschäftigten durch den Verkauf über mehrere Kanäle, die Digitalisierung und Angebote wie Click & Collect immer weiter zu. Im Brief ist von „zusätzlichen Belastungen“ die Rede. „Vor diesem Hintergrund ist es höchste Zeit, dass Sie als Geschäftsleitung gegenüber den Douglas-Beschäftigten den wohlverdienten Respekt, Anerkennung und Wertschätzung zum Ausdruck bringen“, fordern Verdi und Betriebsrat von Douglas-Chefin Müller. Es dürfe nicht länger nur „warme Worte und schöne Sonntagsreden seitens der Geschäftsleitung“ geben.
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Die Arbeitnehmerseite fordert konkret rückwirkende Gehaltserhöhungen seit 2019, die Weitergabe der Erhöhungen aus der laufenden Tarifrunde „ohne Abstriche“, Tarifbindung, Beschäftigungssicherung und einen Tarifvertrag für das digitale Geschäft. „Tarifflucht, Filialschließungen und Entlassungen können und dürfen kein Konzept für die Zukunft bei Douglas sein. Zeigen Sie endlich Verantwortung für Douglas-Beschäftigte“, heißt es im offenen Brief an Tina Müller.
Douglas: Bezahlung mehr als konkurrenzfähig
Das Unternehmen wies die Kritik zurück: „Douglas kümmert sich umfassend um seine Angestellten. Wir bieten ein hohes Lohnniveau - welches nicht zuletzt auch aufgrund unserer freiwilligen und leistungsbezogenen Komponenten im Durchschnitt höher oder mindestens als gleichwertig mit geltenden Lohn- und Gehaltstarifverträge des Einzelhandels zu bewerten ist“, heißt es in einer Stellungnahme zu dem offenen Brief der Arbeitnehmerseite. Douglas verweist vor allem auf das Weihnachtsgeld in Höhe eines vollen Monatsgehalts, das über den tariflichen Regelungen liege. Der Tarifvertrag für den Einzelhandel in NRW sieht ein Weihnachtsgeld von 62,5 Prozent vor. Die Entlohnung der Angestellten aus Gehalt und freiwilligen Leistungen sei „mehr als konkurrenzfähig“.