Essen. Die Verbraucherzentrale warnt: Auf “welovedrinks.de“ werden Marken-Spirituosen zu äußerst günstigen Preisen feilgeboten - und dann nicht geliefert.
Es klingt zu verlockend: Die 0,7-Liter-Flasche Jägermeister wird im Onlineshop welovedrinks.de zum Spar-Kurs von 7,90 Euro angeboten. Zum Vergleich: Ein bekannter deutscher Lebensmittel-Großkonzern verlangt für den Kräuterschnaps inklusive Versand knapp 17 Euro. Wer lieber mischt, bestellt sich die Palette Red Bull mit 24 Dosen für schlappe 19,90 Euro dazu. Versandkosten fallen im Übrigen auch nicht an. Das Mekka für edle Tropfen?
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Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt: Diverse Klagen über "welovedrinks.de" seien eingegangen, die bestellte und vor allem bezahlte Ware nie angekommen. Mit Blick auf die professionelle Gestaltung der Webseite spricht Tryba von einem "Spiel mit Realitäten". Eine telefonische Kontaktaufnahme unserer Redaktion mit der als Betreiber angegebenen "Runner Runner GmbH" mit Sitz in Hamburg war nicht möglich, bei Anwahl der im Impressum genannten Rufnummer heißt es: "Diese Mailbox steht momentan nicht zur Verfügung." Ferner wird auf der Homepage unter "Service-Hotline" gar keine Nummer angegeben, es folgt der skurrile Vermerk: "Wir rufen Sie umgehend zurück".
Fehlende Angaben zum Literpreis
Geht der Kunde mit seinem virtuellen Warenkorb schließlich zur Kasse, bleiben von den auf der Startseite angebotenen Zahlungsarten nur noch zwei übrig: PayPal oder Vorkasse. Für Verbraucherschützer Tryba ein deutlicher Hinweis auf Unseriösität: "Man sollte in diesem Fall nicht in Vorkasse treten, sonst läuft man seinem Geld hinterher." Das Online-Bezahlsystem PayPal biete zwar die Möglichkeit, die Zahlung rückgängig zu machen und damit einen ausreichenden Käuferschutz. "Dafür aber muss man zeitig reklamieren."
Ebenfalls auffällig sind die fehlenden, verpflichtenden Angaben zum Literpreis der Alkoholika. Ein generelles Problem sei, dass in einigen Fällen "mit Schnäppchen vor Augen der Verstand zurückgefahren" werde. Fällt der Nepp schließlich auf, ist der Ärger groß. Die Geschädigten sprechen im Netz von "Betrug im ganz dreisten Sinne", fordern, "der Geschäftsführer gehört verhaftet" oder empfinden es als "Frechheit, dass es so etwas in Deutschland geben kann".
Das Verbraucher-Sevice-Portal "webwatcher.eu" hat noch weitere Ungereimtheiten ausgemacht, wie die unzulässige Nicht-Nennung der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, ein veraltetes und somit unwirksames Widerrufsrecht sowie unvollständige und in Teilen rechtswidrige Allgemeine Geschäftsbedingungen. Tryba räumt ein: "Die AGBs zu prüfen ist mit etwas Aufwand verbunden." Doch dieser Aufwand könne sich bezahlt machen.
Geschäftsführer mit einschlägiger Vergangenheit
Hinter dem Alkohol-Onlineshop steckt ein Hamburger Geschäftsmann mit einschlägiger Vita, der sich bereits im Jahr 2012 wegen gewerbsmäßigen Betruges in mehr als 100 Fällen zu verantworten hatte. Mittels der heute abgewickelten Firma "Stardrinx" habe er über die Deal-Plattform Groupon qualitativ hochwertigen Champagner und Wodka zum Schnäppchenpreis angeboten. Vielfache Kundenbeschwerden gingen ein, hunderte Lieferungen erreichten die Käufer nicht, Stornierungen wurden nicht bearbeitet, Mails blieben unbeantwortet. Die Parallelen zu welovedrinks.de liegen auf der Hand.
Das Fazit der Verbraucherzentrale: "Vorsicht vor den vermeintlichen Schnäppchen-Schnäpsen!" Andernfalls folgt ganz schnell die Ernüchterung.