Wiesbaden.. Geklagt wird über die Gehälter-Differenz seit Jahren, geändert hat sich daran nichts. Noch immer erhalten Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger Lohn als Männer.

In Deutschland verdienen Frauen im Durchschnitt weiterhin 23 Prozent weniger als Männer. Trotz der Debatten um die Einführung einer Frauenquote seien auch im Ost-West-Vergleich keine nennenswerten Veränderungen bei den Entgelten zu verzeichnen, erklärte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag anlässlich des „Equal Pay Day“ am 25. März. So lag der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied in Westdeutschland im Jahr 2010 bei 25 Prozent und in den neuen Ländern bei 6 Prozent.

Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, kündigte Bundesfrauenministerin Kristina Schröder (CDU) ein Projekt für mehr Entgeltgleichheit in ländlichen Gegenden an. Die FDP sprach sich für eine Offenlegung der Gehälter aus, die Opposition im Bundestag forderte Gesetze zur Durchsetzung gleicher Löhne für Männer und Frauen.

Unterschiede bei der Berufswahl als Grund

Laut Statistikamt liegen die wichtigsten Ursachen für die Verdienstlücke in Unterschieden bei der Berufs- und Branchenwahl sowie bei den Arbeitsplatzanforderungen hinsichtlich Führung und Qualifikation. So gingen Frauen eher Tätigkeiten nach, die mit tendenziell geringeren Verdienstmöglichkeiten und Anforderungen verbunden seien. Zudem trage dazu der höhere Anteil von Frauen in geringfügiger Beschäftigung bei.

Auch unter der Voraussetzung, dass Männer und Frauen eine vergleichbare Tätigkeit ausüben und über eine äquivalente Qualifikation verfügen, verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt pro Stunde acht Prozent weniger als Männer.

Frauen im ländlichen Raum betroffen

Familienministerin Schröder sagte, besonders Frauen im ländlichen Raum seien betroffen. Dort liege die Lohnlücke um bis zu zehn Prozent höher als in den Städten. Das Ministerium will deshalb gemeinsam mit dem Deutschen Landfrauenverband am Freitag ein Projekt im ländlichen Raum starten. Dabei sollen Multiplikatorinnen geschult werden, die Firmen für familiengerechte Strukturen sensibilisieren. Zudem soll ein Netzwerk von Wirtschaftsexpertinnen aufgebaut werden, die in den Landwirtschafts-, Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern die Frauen und ihre Interessen in der Erwerbstätigkeit vertreten.

Angesichts der nach wie vor bestehenden Verdienstunterschiede forderte die FDP-Bundestagsfraktion mehr Transparenz bei den Gehaltsstrukturen. „Das Offenlegen der Gehälter kann dazu beitragen, den Missstand ungleicher Bezahlung aufzuzeigen und ihn abzubauen“, sagte die Sprecherin für Frauen und Senioren, Nicole Bracht-Bendt.

Gesetz gefordert

Von der SPD kam scharfe Kritik an der Bundesregierung. „Die bisherigen Regelungen haben die betroffenen Frauen mit ihrem Problem alleine gelassen“, sagte die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Elke Ferner, und forderte ein Gesetz zur Durchsetzung der Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern.

Grünen-Chefin Claudia Roth warf der Bundesregierung vor, trotz Appellen und Selbstverpflichtungen wenig verändert zu haben. Sie forderte ein „umfassendes Gleichstellungsgesetz“ für die Privatwirtschaft.

Auch Linke-Chefin Gesine Lötzsch sprach sich für bessere Gesetze aus. Das Grundprinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ müsse endlich auf allen Ebenen in den Unternehmen durchgesetzt werden.