Washington/Essen..
Gerade 16 Monate nach dem Blitzkonkurs hat der Opel-Mutterkonzern General Motors gestern mit seiner Rückkehr an die Börse Geschichte geschrieben. Rund 23 Milliarden Dollar wird dieser weltweit größte Börsengang bringen.
Selbst die abgebrühten New Yorker Händler trugen gestern über ihren Hemden T-Shirts mit dem GM-Logo. Zum Handelsauftakt wurden ihnen die GM-Aktien förmlich aus den Händen gerissen.Frenetisch wurde die GM-Spitze im Börsensaal beklatscht. US-Präsident Barack Obama feierte die Rückkehr des größten US-Autobauers in private Hände als „Meilenstein“. Vor allem sah er sich bestätigt, dass die im Land hoch umstrittene Entscheidung, GM in staatliche Obhut zu nehmen, richtig gewesen war. Durch den Börsengang sinkt der Staatsanteil von gut 60 auf rund 33 Prozent. Die Milliarden-Einnahmen fließen zum großen Teil zurück in die Staatskasse.
Damit Amerikas Steuerzahler keine Verluste machen, muss der Kurs freilich noch kräftig steigen. Mit fast 50 Milliarden Dollar hatte die Regierung GM im vergangenen Jahr vor dem Untergang bewahrt. Aus Sicht Obamas war GM zu groß, um das Unternehmen einfach Pleite gehen zu lassen und Hunderttausende Jobs aufs Spiel zu setzen.
Knallharte Sanierung
Doch im Land war die Verstaatlichung noch weit umstrittener als die Finanzhilfen für Banken. Kritiker sahen darin einen wirtschaftlichen Sündenfall. Mit Steuergeldern einen privaten Konzern zu retten, der an seiner Misere nicht zuletzt wegen einer verfehlten Modellpolitik mit Spritfressern selbst Schuld war, hielten viele für Verrat an marktwirtschaftlichen Prinzipien.
Doch inzwischen sind diese Stimmen verstummt. Weit schneller als erwartet und radikal saniert befreit sich GM aus der staatlichen Oberaufsicht. Die Rosskur bei „New GM“ kostete freilich Zehntausende von Arbeitsplätzen. Unprofitable Marken wie Saab, Pontiac oder Hummer wurden dicht gemacht oder verkauft. Neun von 46 Werken wurden in den USA geschlossen.
Im Zuge der Sanierung mussten auch die GM-Mitarbeiter Opfer bringen: Ihr Jahreseinkommen in Höhe von 28 000 Dollar liegt nur noch knapp über der offiziellen Armutsgrenze.
Opel fährt noch Verluste ein
Seit Anfang des Jahres schreibt der Konzern wieder schwarze Zahlen. In den ersten neun Monaten verdiente GM rund vier Milliarden Dollar. Modelle, die maßgeblich in Rüsselsheim entwickelt wurden, verkaufen sich auf dem US-Markt blendend. Groß ist auch die Nachfrage in Asien, insbesondere in China, wo sich sowohl die preisgünstigeren Chevrolets als auch die für Chinesen prestigeträchtigen Luxusfahrzeuge wie GM-Geländefahrzeuge sehr gut verkaufen. Nur Europa und die Marken Opel und Vauxhall bleiben die Sorgenkinder. Der Absatz hinkt. Und GM fährt hier Quartal um Quartal dreistellige Millionenverluste ein.
In Deutschland hat Opel nach Schätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer nur noch einen Marktanteil von sieben Prozent. Das ist das niedrigste Niveau seit 40 Jahren. Den Börsengang von GM bezeichnet er als „außerordentliches Ereignis“, das auch den Druck auf Opel erhöht. Dudenhöffer: „Opel ist gefordert, das notwendige Sanierungsprogramm ohne Verzögerung umzusetzen.“.
In Europa sollen den Sanierungsplänen zufolge 8000 der 48 000 Arbeitsplätze bei Opel abgebaut werden. In Bochum sollen 1800 der knapp 5900 Mitarbeiter gehen. Das Werk im belgischen Antwerpen wird geschlossen.