Bochum. Der Gründer der Fotostudiokette Picture People, Christian Hamer, spricht offen darüber, worauf es aus seiner Sicht bei einem Start-up ankommt.

Die Bochumer Fotostudiokette Picture People gilt als ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Firmengründung. Etwas mehr als zehn Jahre nach dem Start gehören 65 Filialen und rund 500 Mitarbeiter zum Unternehmen. Die Firmenzentrale befindet sich in Bochum-Wattenscheid in einem ehemaligen Miele-Gebäude. Filialen sind unter anderem in Bochum, Essen, Dortmund, Duisburg, Mülheim und Oberhausen. In unserem Interview spricht Firmenchef Christian Hamer (39) darüber, warum es nicht die Uni war, die ihm am meisten bei der Unternehmensgründung geholfen hat. Die entscheidenden Impulse für sein Start-up hat er woanders bekommen.

Herr Hamer, vor etwas mehr als zehn Jahren waren Sie noch Unternehmensberater. Warum sind Sie ausgestiegen, um ein Unternehmen zu gründen?


Hamer: In meinem Job als Unternehmensberater hat mich die kurzfristige Perspektive gestört. Säen, wachsen, ernten – wie es ein Bauer kennt. Das fehlt im Alltag des Beraters, der oft nur für zwei oder vier Wochen im Betrieb ist. Als Gründer wollte ich schauen, ob das, was ich mir ausgedacht habe, dauerhaft funktioniert.

Firmengründen scheint populär zu sein. „Die Höhle der Löwen“ ist ein erfolgreiches Fernsehformat, es gibt jede Menge Gründerpreise, Kongresse und Initiativen. Hat das bei Ihnen eine Rolle gespielt?


Hamer: Vor zehn Jahren hat es den Hype, wie wir ihn heute erleben, nicht gegeben. Gründen war nicht cool und sexy. Im Gegenteil: Von meinen Beraterkollegen habe ich mitleidige Blicke bekommen, als ich ihnen gesagt habe, was ich machen will. Da habe ich Fragen gehört wie: „Was ist denn in deiner Karriere falsch gelaufen?“ Heute ist das ganz anders. Gründen ist viel akzeptierter.

Wo haben Sie das Gründen gelernt – an der Uni etwa?


Hamer: An der Uni habe ich so gut wie nichts gelernt, was mir beim Gründen geholfen hätte. Das war alles ziemlich theoretisch. Und manches an der Uni hat mich auch geärgert, weil es mir so wenig gegeben hat. Wirklich geholfen hat mir meine Zeit in der Unternehmensberatung. Da habe ich gelernt, wie man einen Businessplan durchdenkt und alles durchrechnet. Wer Themen wie Materialeinsatz, Personalkosten, Mieten und Steuern nicht überblickt, kann als Gründer schnell viel Geld verbrennen.

Wo holen Sie sich bei wichtigen Entscheidungen Rat?


Hamer: Ich komme ja aus einer Unternehmerfamilie. Das hat mir geholfen. Ich habe auch von erfahrenen Gründern viel gelernt. Es gibt ja einen alten Spruch: Es dauert immer doppelt so lange und es kostet doppelt so viel Geld. Da ist schon etwas dran. Da ist es gut, Menschen mit Erfahrung an der Seite zu haben.

Ihre Frau Ricarda Hamer ist Marketing-Chefin in der Firma. Sie sind gerade Eltern geworden. Wie lassen sich Firma und Familie vereinbaren?

Christian Hamer (39) ist Chef und Gründer der Bochumer Fotostudiokette Picture People. Er hat an der privaten Hochschule ISM in Dortmund studiert.
Christian Hamer (39) ist Chef und Gründer der Bochumer Fotostudiokette Picture People. Er hat an der privaten Hochschule ISM in Dortmund studiert. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto


Hamer: Das lässt sich nicht voneinander trennen. Im Wort Selbstständigkeit stecken die Begriffe „selbst“ und „ständig“. Das gilt für die ganze Familie. Mein großer Vorteil ist: Ich kann mir meine Zeit selber einteilen, und ich arbeite nur an Projekten, die mir Spaß machen. Das war als Berater ganz anders. Und mit meiner Frau habe ich die Abmachung, dass wir nachts nicht über die Firma reden.

Wie viel Zeit bleibt im Firmenalltag für Sie als Vater?


Hamer: Wenn ich jetzt in der Weihnachtszeit unsere Filialen abklappere, schiebe ich oft einen Kinderwagen vor mir her und nehme unser Baby mit. Das geht ganz gut. Die Adventstage sind für unser Geschäft enorm wichtig, es ist wahnsinnig viel zu tun. Ich gehe dann in die Filialen, bringe Starbucks-Kaffee und Kuchen und versuche, gute Stimmung zu verbreiten.

Wie wichtig ist es, dass Ihre Leute mitziehen?


Hamer: Das ist absolut entscheidend. Es kommt ja immer wieder vor, dass sich plötzlich die Arbeit für das Team häuft, zum Beispiel weil eine Marketingaktion überraschend viele Kunden gebracht hat und wir quasi davon überrollt werden.

Muss ein guter Gründer nervenstark sein, auch in Krisensituationen?


Hamer: Ich denke, diese Eigenschaft hilft sehr. Ich kann unter Druck gut arbeiten. Dann fokussiere ich mich sehr. Entsprechende Situationen sind prägend und bleiben in Erinnerung. Ich werde nie vergessen, wie uns ein großer Wettbewerber auf unserem Heimatmarkt angegriffen hat. Wir konnten das abwehren und unser Territorium verteidigen.

Wie gehen Sie mit Fehlern um?


Hamer: Ich gucke immer, was nicht gut läuft. Aktuell bin ich auch ein bisschen grummelig, weil wir ein Projekt besser hätten vorbereiten können. Wichtig ist, Fehler nicht ein zweites Mal zu machen.