Duisburg. Während die Umweltprämien den Verkauf von E-Autos ankurbeln, erhöhen die Hersteller die Nettopreise. Car-Institut beobachtet längere Wartezeiten.

Viele, die derzeit nach einem Neuwagen suchen, denken über einen Umstieg auf Elektroantrieb nach. Die Kaufprämien zwischen 7500 und 9000 Euro (Höchstförderung nur für Listenpreise bis 40.000 Euro) sowie bis zu 6750 Euro für Plug-in-Hybride helfen dabei kräftig nach. Doch steigen gleichzeitig sowohl die Angebotspreise der Hersteller als auch die Lieferzeiten kräftig an – das geht aus der jüngsten Studie des Car-Instituts von Ferdinand Dudenhöffer hervor.

Demnach gewährten die Autobauer im Mai bei Verkäufen über Internethändler so geringe Rabatte wie noch nie seit Beginn der Marktstudie im Jahr 2010: Auf die 30 beliebtesten Verbrenner-Modelle durchschnittlich 16,3 Prozent, auf Plug-in-Hybride 16,1 Prozent und auf reine Elektroautos 9,8 Prozent – jeweils ohne die staatliche Umweltprämie.

Händlerrabatte auf E-Autos tendieren gegen Null

Allerdings wurden bei den elektrischen Antrieben die Hersteller-Pflichtrabatte nicht herausgerechnet. Die bis zu 3000 Euro für Batterieautos machen bei einem durchschnittlichen Listenpreis von 41.864 Euro mehr als sieben Prozent aus, so dass sich die reinen Händlerrabatte auf E-Autos im Internet Richtung Null bewegen. Bei den Plug-in-Hybriden spielt der Herstellerrabatt von maximal 2250 Euro bei einem Durchschnitts-Listenpreis von 46.094 Euro eine deutlich kleinere Rolle.

Weil die Kaufprämien offenkundig viele Menschen zum Abschied vom Verbrenner bewegen, die Hersteller aber unter Materialengpässen leiden, haben sich die Lieferzeiten seit Jahresbeginn fast verdoppelt. Auf ein Batterieauto warten Käuferinnen und Käufer der Car-Studie zufolge aktuell durchschnittlich 15,6 Wochen, im Januar waren es noch 8,3 Wochen. Plug-in-Hybride brauchen inzwischen 19,8 Wochen von der Bestellung bis zur Lieferung, also fast fünf Monate. Auf viele beliebte Modelle müssen die Kunden noch deutlich länger warten, vor allem, wenn sie ihr Auto individuell konfigurieren, was bei Neuwagen eher Regel als Ausnahme ist.

Lieferzeiten haben sich seit Januar verdoppelt

Und die Lieferzeiten werden immer wichtiger, je weiter das Jahr voranschreitet. Denn den staatlichen Umweltbonus kann man erst nach der Zulassung seines Wagens beantragen, der Tag der Erstzulassung ist das entscheidende Datum. Und die aktuellen Prämien, die Elektroautos so bezahlbar machen wie nie, gelten nur bis zum Jahresende. Wer bei der Bestellung eine Lieferzeit von etwa vier Monaten mitgeteilt bekommt, sollte also deutlich vor September bestellen, um sicherzugehen, dass er die aktuelle Prämie auch erhält.

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Noch gibt es keinerlei Anschlussregelung, in der Ampel-Regierung deutet aber vieles darauf hin, den staatlichen Umweltbonus für reine E-Autos bis 2025 zu verlängern, aber schrittweise zu senken: 2023 von 6000 auf 4000 Euro, 2024 und 2025 auf 3000 Euro. Die bisherige Preisschwelle von 40.000 Euro für die höhere Förderung soll wegfallen, die Höchstgrenze von 65.000 Euro bleiben. Die meisten Plug-in-Hybride, nämlich alle mit geringen elektrischen Reichweiten sollen gar nicht mehr gefördert werden. Das entspricht den Plänen des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck, Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte seinen Vorstoß für eine Ausweitung der Prämien im Mai schnell wieder kassiert.

Dudenhöffer warnt vor Senkung der Kaufprämien

Autoexperte Dudenhöffer warnt vor einer deutlichen Senkung der Prämie, das könne dem Elektro-Boom den Stecker ziehen. Denn die anhaltende Chipkrise und Lieferengpässe mit chinesischen Lithium-Ionen-Batteriezellen sorgten dafür, dass Elektroautos noch mindestens 18 Monate lang „knapp und teuer blieben“, also bis Ende 2023. „Wer jetzt die Prämien herausnimmt, muss mit einem zusätzlichen negativen Preiseffekt für das Elektroauto rechnen“, sagte er. Hinzu komme, dass nach den jüngsten Beschlüssen der erdölexportierenden Länder perspektivisch wieder mit sinkenden Spritpreisen zu rechnen sei.

So rechnet Dudenhöffer für alle Modelle und Antriebsarten mit steigenden Preisen, weil die Hersteller ihre steigenden Kosten für Bauteile, Chips und Batterien weitergeben würden. „Aufgrund höherer Materialpreise kann man davon ausgehen, dass bei den regulären Preisrunden der Autobauer in den nächsten Monaten auch mit einem stärkeren Anstieg der Listenpreise zu rechnen ist“, lautet das Fazit der Duisburger Car-Studie.