Brüssel. .

Bildung und Ausbildung im europäischen Ausland werden immer beliebter – besonders, wenn die EU mit Stipendien hilft. Doch weil der Ansturm so groß ist, wird jede zweite Anfrage deutscher Studenten und Auszubildenden auf Beihilfe abgelehnt.

Das geht aus den aktuellen Zahlen der drei EU-Förderprogramme Erasmus, Leonardo da Vinci und Comenius hervor.

Besonders beliebt sind die Erasmus-Stipendien: Mehr als 2,2 Millionen Studenten nutzten seit 1987 bei einem Auslandssemester diese Unterstützung. Jährlich wächst die Zahl europaweit um 200 000 Studenten an. Die Nachfrage liegt jedoch deutlich höher.

Allein in Deutschland, das im Europavergleich hinter Frankreich die meisten Studenten ins Ausland entsendet, nahmen im akademischen Jahr 2008/09 knapp 23 500 Studierende die EU-Förderung in Anspruch. Die Anfragen überstiegen diese Anzahl um gut das Doppelte, hieß es aus Brüssel. In östlichen Ländern oder der Türkei sei dieser Überhang gar vier Mal so hoch. Der jährliche Erasmus-Etat in Höhe von 450 Millionen Euro reicht demnach längst nicht mehr aus.

Deutsche Beihilfe liegt unter dem Europa-Schnitt

Und die Verantwortlichen haben große Ziele. Bislang können zehn Prozent aller deutschen Studenten dieses Stipendium in Anspruch nehmen. Bis 2013, so der Plan, soll es jeder Fünfte sein. Experten zeigen sich aber skeptisch: Aufgrund der großen Anzahl an Studierenden dürfte sich Deutschland mit dem Erreichen dieses Ziel schwer tun.

Schon jetzt liegt die monatliche Beihilfe weit unter dem Europa-Durchschnitt: Während ein polnischer Student bis zu 550 Euro monatlich erhält, bekommt sein deutscher Kommilitone im Schnitt nur 150 Euro. In Deutschland entscheiden die Universitäten selbst über die Höhe der Förderung und verteilen ihre Mittel lieber unter mehreren Studenten.

Warteliste für Schulen

Auch der kleine Erasmus-Bruder, das „Leonardo da Vinci Programm“, stößt mittlerweile an seine Grenzen. Das EU-Förderprogramm für Auszubildende feiert in diesen Tagen seinen 15. Geburtstag. „Werbung brauchen wir keine mehr“, betont Ute Haller-Block, zuständig für das EU-Förderprogramm in Brüssel. 2009 sammelten europaweit über 80 000 Azubis Erfahrung im Ausland. Schon in drei Jahren sollen es mindestens 150 000 sein.

Selbst die Jüngsten streben ins Ausland. Das Schüler-Stipendium Comenius, für das sich die Schulen bewerben müssen, erfreut sich eines nie gekannten Interesses. Sogar Wartelisten sind entstanden. In Deutschland beschränkt sich die Förderung wegen der begrenzten Mittel nur auf 67 Schulen, 26 weitere stehen auf der Warteliste. In Nordrhein-Westfalen profitieren sieben Schulen von den EU-Mitteln, sieben weitere haben sich beworben.

Ob die Generation Auslandssemester weiter so rasant wächst, hängt also eng mit dem Budget zusammen. Eine Milliarde Euro investiert die Europäische Union derzeit pro Jahr in die drei Förderprogramme.