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Grüner Strom von der Kohlehalde: RWE und RAG wollen auf einem Abraumberg im Ruhrgebiet ein kombiniertes Wind- und Pumpspeicherkraftwerk errichten. Bereits Ende 2014 könnte so saubere Energie geliefert werden.

Der Stromriese RWE und der Bergbaukonzern RAG wollen auf einem Abraumberg im Ruhrgebiet ein kombiniertes Wind- und Pumpspeicherkraftwerk errichten. Diese Nutzung der Hinterlassenschaften des Steinkohlebergbaus sei weltweit einzigartig, betonten die Unternehmen am Dienstag. Bereits Ende 2014 könnte das 60-Millionen-Euro-Projekt nicht nur saubere, sondern auch zuverlässige Energie liefern.

„Die Halden-Standorte im Ruhrgebiet könnten sich als kleiner Schatz erweisen“, warb der Chef der RWE-Tochter Innogy, Fritz Vahrenholt, bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung in Essen für das Projekt. Die im Zuge der Kohleförderung aufgeschütteten rund 50 Meter hohen Abraumhalden, die die Landschaft im nördlichen Revier prägen, sollen ein neues Gesicht bekommen: mit Windkraftanlagen, die von den starken Winden an der Halde angetrieben werden.

Doch nicht nur das: Sie sollen auch ein großes Manko der erneuerbaren Energien vermeiden: ihr Unzuverlässigkeit. Ohne Wind dreht sich schließlich kein Windrad. Überschüssige Windenergie soll deshalb in dem Pilotprojekt auf der Halde Sundern bei Hamm-Pelkum dazu genutzt werden, bis zu 600.000 Kubikmeter Wasser von einem künstlichen See am Fuße der Halde 50 Meter hinauf in ein Wasserbecken oben auf der Abraumhalde zu pumpen.

Pumpspeicherkraftwerk kann 8.000 Haushalte versorgen

In Zeiten hoher Nachfrage oder bei Flaute kann dann das Wasser über die Turbinen des Wasserkraftwerks abgelassen werden und Strom erzeugen. Das geplante Pumpspeicherkraftwerk soll eine Leistung von bis zu 20 Megawatt haben. Mit anderen Worten: Es kann auch bei Flaute rund sechs Stunden lang an die 8.000 Haushalte versorgen.

Erst einmal muss zwar noch eine Machbarkeitsstudie die Realisierbarkeit des Projekts prüfen. Doch geben die Techniker grünes Licht, hoffen die Macher, insgesamt acht Halden im Revier für ihre Zukunftstechnik nutzen zu können und so rund 200 Megawatt Pumpspeicherstrom erzeugen zu können.

Derzeit steht den Stromversorgern in Deutschland eine Pumpspeicherleistung von rund 7.000 Megawatt zur Verfügung. Doch der Bedarf ist viel größer. Wenn im Jahr 2030 der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung in Deutschland rund 30 Prozent betrage, brauche man das 70-fache dieser Kapazität, um eine windschwache Woche durch gespeicherte erneuerbare Energie überbrücken zu können, rechnet Vahrenholt vor.

Weniger Proteste erwartet

Der Beitrag der Kohlehalden entspreche hier zwar nur einem Tropfen auf den heißen Stein, räumte der Manager ein. Doch könnten diese Projekte ein Signal sein, alle möglichen Standorte in Deutschland in Erwägung zu ziehen.

Tatsächlich haben die Halden in der von der Industrie geprägten Revierlandschaft in den Augen der Macher noch einen weiteren Vorteil. Die Proteste der Bevölkerung gegen die Anlage dürften hier wohl nicht annähernd so stark ausfallen wie etwa im Schwarzwald, wo die Anwohner vehement gegen den Bau des 1.400-Megawatt-Pumpspeicherkraftwerks in der idyllischen Region um Atdorf protestieren.

„Auf Halden müssen wir nicht in die altgewachsene Natur eingreifen. Wir nutzen von Menschen künstlich errichte Berge und rechnen daher auch mit wesentlich weniger Bedenken der Bevölkerung“, meint Vahrenholt. (dapd)