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Der Siemens-Konzern folgt dem Beispiel von Audi und Bosch und belohnt die Beschäftigten mit einer vorgezogenen Lohnerhöhung. In vielen weiteren Firmen laufen derzeit Verhandlungen von Arbeitgebern und Betriebsräten.

Einen „Konjunkturbonus“ nennt es der IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber. Nach Ansicht von Siemens-Chef Peter Löscher ist es eine Prämie für die Leistungen der Beschäftigten während der Wirtschaftskrise: Nach Unternehmen wie Audi und Bosch zieht auch der Siemens-Konzern die ursprünglich für April geplante Lohnerhöhung um zwei Monate vor.

Außerdem will Siemens seinen etwa 400 000 Beschäftigten rund um den Globus eine Sonderprämie zahlen. In Deutschland betrage die Summe je Mitarbeiter bis zu 1000 Euro, teilte der Konzern mit. Bundesweit beschäftigt Siemens rund 130 000 Mitarbeiter, etwa 20 000 davon an den 40 Standorten in NRW.

Neue Dynamik

Der im Februar geschlossene Tarifvertrag für die Metallindustrie erlaubt es den Unternehmen, die für den 1. April 2011 vereinbarte Lohnerhöhung um 2,7 Prozent je nach wirtschaftlicher Lage um zwei Monate vorzuziehen oder zu verschieben.

Durch den Schritt von Siemens dürfte die Diskussion über höhere Löhne neue Dynamik bekommen. In zahlreichen Betrieben laufen derzeit Verhandlungen von Arbeitgebern und Betriebsräten. „Wir haben die Möglichkeit geschaffen, die Entgelterhöhung vorzuziehen. Ich erwarte von den Unternehmen, die jetzt vom Aufschwung profitieren, dass sie das nutzen“, sagte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Oliver Burkhard dieser Zeitung. „Die Beschäftigten früher zu beteiligen, ist nur fair. Nicht vorzuziehen ist allenfalls dort akzeptabel, wo die Betriebe eben noch nicht über den Berg sind.“ In zwei Wochen will sich die Gewerkschaft bei einem Treffen der Tarifkommission einen Überblick darüber verschaffen, wie die Unternehmen vorgehen.

Diskussion in vielen Betrieben

Tatsächlich wird die Liste der Betriebe, die frühzeitige Lohnerhöhungen planen, immer länger. Viele Maschinenbauer, Autohersteller oder Zulieferbetriebe haben vom Aufschwung und dem anziehenden Exportgeschäft profitiert. Ende Oktober kündigte die Stuttgarter Bosch-Gruppe als erstes größeres Unternehmen an, die Tariferhöhung auf Anfang Februar vorzuziehen.

Auch die rund 45 000 Tarifbeschäftigten an den beiden deutschen Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm sowie 7500 Mitarbeiter von Volkswagen in Sachsen erhalten bereits zum 1. Februar 2,7 Prozent mehr Lohn und Gehalt.

Dem Beispiel folgen Zulieferbetriebe wie ZF Friedrichshafen und SKF Schweinfurt. Beim Autoleuchten-Hersteller Hella aus Lippstadt sollen die rund 9000 Tarifbeschäftigten ebenfalls zum Februar mehr Lohn erhalten wie beim schwäbischen Anlagenbauer Voith.

Opelaner müssen Verzicht üben

Auch bei den Autokonzernen Daimler und Porsche läuft die Diskussion. „Unsere Mitarbeiter haben viel geleistet. Das werden wir zu gegebener Zeit auch angemessen honorieren“, sagte Daimler-Finanzchef Bodo Uebber. Der Autobauer Ford will ab Februar bereits 1,7 Prozent mehr Lohn zahlen und damit zumindest einen Teil der tariflich vereinbarten Erhöhung vorziehen.

Die Opelaner in Bochum müssen dagegen Verzicht üben. Der sogenannte „Zukunftsvertrag“ für den Autobauer sieht vor, dass die Tariferhöhung auf Anfang Februar 2012 verschoben wird. „Das ist ein Teil des Sanierungsbeitrags der Beschäftigten zur Sicherung der deutschen Standorte“, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel.

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