Essen. Der Essener Jochen Schaub hat Bewerbung nach Bewerbung geschrieben - vergeblich. Jetzt versucht er es mit einer Anzeige auf der Online-Auktionsplattform. Die NRW-Agentur für Arbeit findet das nicht abwegig. Im Gegenteil.
Wer dieser Tage nach Arbeit sucht, muss viel Geduld mitbringen. Von Kurzarbeit und Kündigungen ist derzeit oft die Rede, weniger von Unternehmen, die neue Mitarbeiter suchen. Der Stellenmarkt ist übersichtlich. Bei der Jobsuche müssen sich Bewerber deshalb Einiges einfallen lassen - so wie Jochen Schaub. Der Essener verbreitet sein Stellengesuch über das Internetauktionshaus Ebay unter „Jobsuche im Ruhrgebiet“.
Derzeit die letzte Idee
„Das ist meine neueste Idee und die letzte, die ich im Moment habe“, sagt der gelernte Großhandelskaufmann. Unzählige Stellenanzeigen hat er gewälzt, mehr als 60 Bewerbungen geschrieben, sich an die Agentur für Arbeit gewandt und von privaten Vermittlern beraten lassen. Doch bisher alles ohne Erfolg. Seit fünf Monaten geht das nun schon so. Jetzt versucht Schaub etwas Neues. „Ich habe viel gelesen über Leute, die bei Ebay ungewöhnliche Aktionen starten“, sagt er und hofft, dass sein Projekt ähnlich viel Aufmerksamkeit bekommt.
Potenzielle Arbeitgeber sollen ihn zwar nicht ersteigern, sich aber zumindest bei ihm melden - am liebsten aus dem Ruhrgebiet, am liebsten ein mittelständischer Betrieb. Doch das ist gar nicht das Wichtigste: „Hauptsache, ich kann im kaufmännischen Bereich arbeiten.“
Ohne Berufserfahrung kein Job, ohne Job keine Berufserfahrung
Schon direkt nach seiner Ausbildung musste sich der 25-Jährige zum ersten Mal auf Jobsuche begeben. Für zwei Jahre kam er schließliech als Sachbearbeiter in einem Call-Center unter, dann war wieder Schluss. Das Unternehmen habe keine Festverträge vergeben sollen, sagt Schaub. Seit Oktober 2008 sucht er deshalb wieder und steckt in einem Dilemma: „Ich kriege keinen Job, weil ich keine Berufserfahrung habe, kann aber keine Berufserfahrung sammeln, weil ich eben keinen Job kriege.“
Dass er auch als Berufsanfänger mit einer Reihe von Kenntnissen und Fähigkeiten aufwarten kann, versucht Jochen Schaub in seiner Ebay-Anzeige zu demonstrieren. Da, wo sonst Möbel, Fahrräder, Bücher oder Klamotten beschrieben werden, hat er eine lange Liste gemacht, mit Dingen, die er kann. Eine ungewöhnliche Idee, findet Diana Appelhoff, Pressesprecherin der nordrhein-westfälischen Bezirksdirektion der Agentur für Arbeit in Düsseldorf. Von ähnlichen Aktionen hat sie bislang nicht gehört. Aber „jeder Weg, der in Arbeit führt, ist gut“, sagt sie und ermuntert Arbeitssuchende möglichst viele unterschiedliche Dinge auszuprobieren.
Gerade hat Jochen Schaub seine Ebay-Anzeige noch einmal für zehn Tage verlängert. Schon etwa zehn bis 15 Firmen haben sich bei bisher bei ihm gemeldet. Die erhoffte Vollzeitstelle hat ihm allerdings noch niemand angeboten. Dafür hat er viele E-Mails von Menschen bekommen, die nützliche Tipps für die Jobsuchen hatten oder ihm einfach Mutmachen wollten. Außerdem schreibt Schaub weiter Bewerbungen – damit er am Ende nicht doch noch seine Arbeitskraft versteigern muss.
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