Wiesbaden. Die Inflation lag im Mai bei null Prozent. Steigt nun die Gefahr einer Deflation? Oder wachsen die Inflationsängste? DerWesten erklärt, was es damit auf sich hat.

Der Begriff Inflation steht für einen andauernden, massiven Preisanstieg: Es muss immer mehr Geld für die gleiche Ware auf den Tisch gelegt werden. Ergebnis: Das Geld ist immer weniger wert. 1923 beispielsweise, zum Ende der Inflation in Deutschland, kostete ein Pfund Butter rund 14.000 Mark, ein Pfund Kaffee gar 31.000 Mark.

Grund für die derzeitigen Inflationsängste ist die riesige Geldmenge, die durch Konjunkturprogramme zusätzlich in den Markt gepumpt wird. Steht dem Gesamtangebot an Gütern eine zu große Geldmenge gegenüber, sind steigende Preise die Folge - die Inflation setzt ein.

Die Preissteigerungen lösen steigende Löhne aus. Wegen des höheren Einkommens steigt die Nachfrage nach Gütern an. Die höheren Löhne bewirken jedoch auch steigende Kosten der Unternehmen, was wiederum zu Preissteigerungen führt. Außerdem wird der Preisauftrieb durch die gestiegene Nachfrage zusätzlich verstärkt. Als Folge steigen die Löhne und anschließend wiederum die Preise. Es entsteht eine Lohn-Preis-Spirale.

Je nach Geschwindigkeit der Geldentwertung unterscheidet man zwischen schleichender Inflation, trabender Inflation, galoppierender Inflation und Hyperinflation. Am Ende einer Inflation kann eine Währungsreform stehen.

Das Gegenteil von Inflation ist Deflation. Die Preise sinken, die Kaufkraft des Geldes steigt. Gefährlich ist aber auch das: Weil sie noch weitere Preisabschläge erwarten, verschieben die Verbraucher Anschaffungen. Die Unternehmen müssen die Preise weiter senken, machen weniger Gewinn, die Produktion sinkt. Mitarbeiter müssen entlassen werden - und dämpfen die Nachfrage damit noch mehr. Schließlich sind mehr Konkurse die Folge. Es droht eine Abwärtsspirale, wie sie beispielsweise Japan in den 90er Jahren erlebte.

Einer Deflation gegenzusteuern, gilt aus Sicht der Ökonomen als weitaus schwieriger als die Bekämpfung der Inflation. Während eine ausufernde Teuerung im Allgemeinen durch eine Anhebung der Leitzinsen zu dämpfen ist, wirkt dieses Mittel bei der Deflation nicht - der Zinssatz kann ja nicht unter 0 Prozent fallen.