Frankfurt/Main. Hohe Erwartungen an den neuen Bahnchef Grube: Der soll sich verstärkt für die Bedürfnisse der Kunden einsetzen, findet die Gewerkschaft GDBA. Und fordert eine "Angebots- und Serviceoffensive". Im Personenverkehr seien große Fehler gemacht worden.

Gewerkschaft fordert vom neuen Bahnchef Grube Serviceoffensive GDBA: Kundenbedürfnisse wegen Börsenplänen vernachlässigt - Aus für Interregios sei großer Fehler gewesen Frankfurt/Main (AP) Die Gewerkschaft GDBA hat vom designierten neuen Bahnchef Rüdiger Grube eine «Angebots- und Serviceoffensive» gefordert. «Die Bahn hat die Bedürfnisse der Kunden nicht ausreichend berücksichtigt», sagte der GDBA-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. Im Personenverkehr seien große Fehler gemacht worden: Als Beispiele nannte er die Abschaffung der Interregios, Schwierigkeiten bei der Fahrrad-Mitnahme und zu wenig Investitionen in neue Züge sowie in Bahnhöfe.

«Die Bahn ist in den vergangenen Jahren wegen des geplanten Börsengangs sehr kostenorientiert geführt worden,» kritisierte Hommel. Zugleich habe sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit aber auch schlecht verkauft. Obwohl die Pünktlichkeit in den vergangenen Jahren auf mehr als 90 Prozent verbessert worden sei, werde das Bild des Unternehmens in Deutschland von «Verspätungen, Langsamfahrstellen und anderen Problemen» geprägt.

"Mehdorn spielte Jerry Cotton"

Der Chef der Verkehrsgewerkschaft betonte aber, der frühere Vorstandschef Hartmut Mehdorn habe das Unternehmen in vielen Punkten richtig geführt. Der Güterverkehr sei zu einem internationalen Logistikunternehmen umgebaut worden, auch im Personenverkehr stimmten die Zahlen. Vorwürfe, die Bahn ziehe sich aus der Fläche zurück, ließ Hommel nicht gelten: «Die Politik bestimmt, was im Nahverkehr bestellt und gefahren wird.»

In der Daten-Affäre kritisierte der GDBA-Vorsitzende, dass Mehdorn noch immer jedes Unrechtsbewusstsein fehle. Statt bei einem konkreten Korruptionsverdacht die Justiz einzuschalten sei das Motto Mehdorns gewesen: «Das machen wir wie Jerry Cotton alles selbst, wir spielen Polizei und schalten Detekteien ein. Und wenn wir nichts herausgefunden haben, ist es auch nicht schlimm: Dann haben wir wenigstens alle mal überprüft», sagte der Gewerkschafter.

Er forderte - auch mit Blick auf neue Datenskandale etwa bei Lidl - ein Arbeitnehmerdatenschutzgesetz. Denn noch immer sei unklar, ob sich Mehdorn oder andere Bahn-Manager strafrechtlich etwas hätten zuschulden kommen lassen. Ihr Verhalten habe eine schwere Vertrauenskrise bei den Beschäftigten verursacht. Dieses Vertrauen wieder zurückzugewinnen, sei eine «Riesenbaustelle» für den Mehdorn-Nachfolger Grube. (ap)

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