Washington/Oslo. .
Unter dem Druck der UN-Sanktionen wollen vier große Mineralölkonzerne ihre Zusammenarbeit mit dem Iran einstellen. Wie die US-Regierung bekannt gab, ziehen sich der Total-Konzern, die Shell-Gruppe sowie Statoil und ENI aus dem Iran zurück.
Die im Atomstreit mit dem Iran erlassenen Sanktionen zeigen in der internationalen Energiebranche Wirkung. Die US-Regierung erklärte, die europäischen Mineralölkonzerne Total, Shell, Statoil und ENI stellten ihr gesamtes Geschäft mit der Islamischen Republik ein. Dies sei ein wichtiger Schritt, um den Iran im Konflikt um sein Atomprogramm an den Verhandlungstisch zu zwingen. Auch Japans führender Ölfeld-Entwickler Inpex einen Rückzug vom einem Ölfeld-Projekt im Iran. Nach Einschätzung der Internationalen Energiebehörde (IEA) liegt die Islamische Republik wegen der Sanktionen bei seinen Erdgasvorhaben deutlich hinter dem Zeitplan zurück.
Sanktionen mit „Biss“
Die im Sommer erlassenen Sanktionen der USA und der Europäischen Union hätten „jede Menge Biss“, erklärte die IEA am Freitag. Der stellvertretende US-Außenminister James Steinberg sagte am Donnerstag, die europäischen Konzerne seien mit ihrem Rückzug US-Sanktionen entgangen. Gegen die schweizerische Tochter der staatlichen iranischen Öl-Firma Naftiran haben die USA dagegen unterdessen Sanktionen verhängt. Die Firma habe Hunderte Millionen Dollar für die Entwicklung des iranischen Ölsektors beschafft, hieß es zur Begründung.
„Die internationale Gemeinschaft sollte ihre „Alles wie gehabt“-Haltung gegenüber dem Iran beenden“, forderte Steinberg. Weitere Unternehmen würden unter die Lupe genommen und müssten bei Verstößen gegen die Sanktionen mit Konsequenzen rechnen. Steinberg äußerte sich nicht dazu, um welche Konzerne es sich handelt. Einer früheren Liste zufolge haben die USA unter anderem Lukoil und Gazprom in Russland, CNOOC und CNPC in China, Petrobras aus Brasilien und weitere Unternehmen unter anderem aus Deutschland und Österreich im Visier.
Mit den Schritten soll der Energiesektor des viertgrößten Erdöl-Exporteurs der Welt getroffen werden. Viele Staaten der Welt verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel der Stromerzeugung an Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran bestreitet das. Die UN, die USA und die EU haben Strafen gegen das Land erlassen.
Keine Kredite von US-Banken
Statoil aus Norwegen und Total aus Frankreich erklärten am Freitag, einige ihrer Geschäfte mit dem Iran unterlägen nicht den Sanktionsbestimmungen und könnten deshalb fortgesetzt werden. So importiere Total Rohöl aus dem Iran. „Wir haben keine Geschäfte mit dem Iran bis auf den Rohölimport, und der gilt als zulässig“, sagte eine Sprecherin. Statoil will seine Arbeit im Iran bis spätestens 2012 einstellen. Nach der im vergangenen Jahr fertiggestellten Entwicklung des South-Pars-Ölfelds leiste das Unternehmen derzeit aber noch technische Unterstützung. Shell ist ein britisch-niederländisches, ENI ein italienisches Unternehmen.
Der japanische Handelsminister Akihiro Ohata sagte, das zu knapp einem Fünftel dem Staat gehörende Unternehmen Inpex erwäge unter der Drohung von US-Sanktionen den Rückzug von einem Ölfeldprojekt im Iran. Damit solle verhindert werden, dass Inpex auf eine schwarze Liste der USA von Firmen mit Iran-Geschäften komme und so keine Kredite mehr von US-Banken erhalte.
Das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen den USA und dem Iran hat sich unter dem Atomkonflikt weiter verschlechtert. (rtr/ap)