München. Alarmierende Neuigkeiten für die Arbeitnehmer in der Metall- und Elektroindustrie: Laut einem Medienbericht müssen Millionen Beschäftigte auf die vereinbarte Tariferhöhung für Anfang Mai vorerst verzichten. Gleichzeitig rechnet der Verband Gesamtmetall mit dramatischen Einbrüchen.
Jeder zweite Betrieb in der Metall- und Elektroindustrie will laut einem Zeitungsbericht die für Anfang Mai vereinbarte Tariferhöhung nicht zahlen. Millionen Beschäftigte müssten auf die Lohnsteigerung von 2,1 Prozent verzichten, obwohl sie im Herbst 2008 vereinbart wurde, berichtet die «Süddeutsche Zeitung» in ihrer Samstagsausgabe. Hintergrund sei eine Klausel im Tarifvertrag, die es Betrieben in Schwierigkeiten erlaube, die Erhöhung um sieben Monate zu verschieben.
Die Lohnsteigerung war laut den Tarifverhandlungen für den 1. Mai 2009 geplant. Dass ein großer Teil der Beschäftigten sie nun nicht erhalten soll, zeigt eine Umfrage der «Süddeutschen» unter Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Metallbranche. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall schätzt den Angaben zufolge, dass jeder zweite Betrieb die Erhöhung vermeiden will.
Aufträge brechen deutlich ein
In dem im November abgeschlossen Tarifvertrag vereinbarten die Arbeitgeber und die IG Metall für die 3,6 Millionen Beschäftigten zwei Lohnsteigerungen von jeweils 2,1 Prozent - eine zum 1. Februar, eine zum 1. Mai. Die zweite Erhöhung kann ein Betrieb laut Vertrag um bis zu sieben Monate verschieben, falls er sich «in wirtschaftlichen Schwierigkeiten» befindet. Voraussetzung dafür ist aber eine Einigung mit dem Betriebsrat.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall befürchtet im laufenden Jahr für die Metall- und Elektroindustrie einen Produktionsrückgang im zweistelligen Prozentbereich. «Wir befinden uns in einem Sturzflug, dessen Tempo und Wucht alle überrascht», sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser der «Bild»-Zeitung (Samstagausgabe).
Dem Verband beschleunigte sich der Auftragseinbruch im Februar nochmals: Die Auftragseingänge lagen 40 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Januar hatte das Minus rund 39 Prozent betragen. Kannegiesser rechnet nach eigenen Worten erst im Laufe des kommenden Jahres mit einer Besserung: «Ich vermute, dass wir den Tiefpunkt unserer Branche in der ersten Jahreshälfte 2010 sehen werden.» (ap/afp)