Frankfurt/Main. Der wegen jahrelanger Steuerhinterziehung verurteilte frühere Post-Chef hat sich seine Rente komplett auszahlen lassen: 20 Millionen Euro. Der Vorgang wurde von seinem ehemaligen Arbeitgeber bestätigt. Das provoziert einen bundesweiten Sturm der Entrüstung.

Die Auszahlung der Pensionsansprüche über 20 Millionen Euro an Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel hat die Debatte um die Vergütung von Managern neu angefacht. Während Zumwinkel von «einem ganz normalen Vorgang» sprach, reagierten Politiker empört. Bei der Postbank erklärte sich Konzern-Chef Wolfgang Klein nach der Kritik an den Millionenboni für den Vorstand bereit, dieses Jahr für einen Euro zu arbeiten. Ohnehin sind die Vergütungen der DAX-Vorstände wegen der Finanzkrise laut einer Studie im Schnitt erstmals gesunken.

«Ich bin doch nicht der Einzige, der sich seine Rente frühzeitig ausbezahlen lässt», rechtfertigte Zumwinkel sein Vorgehen. Sein Arbeitsvertrag sehe diese Option vor. Das sei bei der Post ein ganz normaler Vorgang. Post-Sprecherin Silje Skogstad bestätigte: «Ja, die Deutsche Post hat Herrn Zumwinkel seine Rentenansprüche ausbezahlt.»

"Absoluter Skandal"

Politiker aus Regierung und Opposition sowie der Sozialverband VdK reagierte entrüstet. «Das ist ein absoluter Skandal», sagte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer. Die Zahlungen seien «keine Pension für wohlverdienten Ruhestand, sondern Herr Zumwinkel musste wegen vorsätzlicher Steuerhinterziehung seinen Hut nehmen», sagte der CSU-Chef. Verurteilte Straftäter sollten nicht im Nachhinein noch Kasse machen können.

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sagte: «Dieses Verhalten ist eine Unverschämtheit gegenüber allen in unserem Land, die hart arbeiten, ehrlich Steuern zahlen und sich an die Regeln halten. Deshalb ist es richtig, die Bestimmungen für Manager zu verschärfen.»

Dagegen sieht Linken-Vorstandsmitglied Petra Pau in der allgemeinen Empörung auch «viel Heuchelei». Immer, wenn sie im Bundestag auf das eklatante Missverhältnis zwischen Managern und Mitarbeitern hingewiesen habe, sie ihr eine Neid-Debatte unterstellt worden.

Als Reaktion auf die Kritik an den Millionenboni für den Postbank-Vorstand im Verlustjahr 2008 erklärte sich Konzern-Chef Klein zu einem radikalen Gehaltsverzicht bereiterklärt. «Ich werde dem Aufsichtsrat der Postbank anbieten, in diesem Jahr für einen Euro zu arbeiten», sagte er der «Bild»-Zeitung. Damit wolle er deutlich machen, «dass es mir in dieser Situation nur um das Wohl der Bank geht und nicht um meine Interessen».

Knapp sieben Prozent weniger für DAX-Vorstände

Mittlerweile schlägt die Finanzkrise auf die Gehälter der deutschen Top-Manager durch: Erstmals seit sechs Jahren sind die Vergütungen der DAX-Vorstände im Durchschnitt gesunken, wie Berechnungen der «Welt am Sonntag» auf Grundlage der Geschäftsberichte von 22 Konzernen ergaben, die bis Freitag ihr Zahlenwerk vorgelegt hatten.

Demnach verdiente ein Vorstand 2008 im Schnitt 2,41 Millionen Euro oder auf die 22 Unternehmen bezogen 6,86 Prozent weniger als im Vorjahr. Die DAX-Konzerne haben im Jahr 2002 damit begonnen, die Vorstandsbezüge zu veröffentlichen.

Die Top-Verdiener sitzen dem Bericht zufolge in diesem Jahr im Siemens-Vorstand, dessen Mitglieder im Schnitt auf 4,11 Millionen Euro kommen. Der Wert werde allerdings verzerrt durch die hohen Bezüge des Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher, der auf insgesamt 9,84 Millionen Euro in bar und aktienbasiert komme. RWE-Chef Jürgen Großmann folgt mit 7,08 Millionen Euro und der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn mit 6,14 Millionen Euro. Die Bezüge Dieter Zetsches von Daimler halbierten sich hingegen von 10,19 auf 5,04 Millionen Euro.

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