Brüssel. .

Die umstrittene Gen-Kartoffel „Amflora“ darf nach einer Entscheidung der EU-Kommission angebaut werden. Die Knolle ist für die Produktion von Industriestärke gedacht, doch die erlaubte Verwendung der Abfälle als Futtermittel sorgt für Proteste.

Die EU-Kommission hat den Anbau der Genkartoffel Amflora genehmigt. Diese soll nun noch in diesem Jahr kommerziell angebaut werden, teilte der Chemiekonzern BASF am Dienstag an. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte laut dem Konzern wiederholt bestätigt, dass „Amflora“ sicher für Mensch, Tier und Umwelt sei.

„Wir hoffen, dass diese Entscheidung einen Meilenstein für weitere Innovationen zugunsten einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft in Europa darstellt“, sagte BASF-Vorstand Stefan Marcinowski.

Keine Nutzung als Lebensmittel

Amflora bildet nach BASF-Angaben reine Amylopektinstärke. In zahlreichen Anwendungen der Papier-, Garn- oder Klebstoffindustrie sei reines Amylopektin vorteilhaft, da es nicht geliere. Beispielsweise könnten Beton und Klebstoffe mit Hilfe der Stärke länger verarbeitet werden. Die Genkartoffel solle nicht als Lebensmittel genutzt werden.

Die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und BUND kritisierten die Zulassung durch den EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, John Dalli, scharf. Es sei schockierend, dass die neue Kommission die erheblichen ökologischen und gesundheitlichen Risiken der umstrittenen Genkartoffel ignoriere, sagte Greenpeace-Gentechnik-Experte Martin Hofstetter. Er warf der Kommission vor, mit der ersten Zulassung einer genmanipulierten Pflanze seit 1998 offensichtlich einen Pro-Gentechnikkurs einzuleiten. Er forderte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) auf, den Anbau der Genkartoffel in Deutschland sofort zu stoppen.

„Politischer Kniefall vor BASF“

Die Zulassung der Amflora für industrielle Anwendungen und als Futtermittel sei ein „politischer Kniefall vor der BASF“, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Die Stärkekartoffel enthalte ein Resistenz-Gen gegen Antibiotika, darunter eines, das zu den wichtigsten Arzneimitteln gegen Tuberkulose gehöre. Seine Übertragung auf Bakterien des Magen-Darm-Trakts sei nicht auszuschließen. Dalli habe mit seiner ersten Amtshandlung einen schweren Fehler begangen, sagte er.

Beide Organisationen verwiesen darauf, dass es inzwischen Kartoffeln mit ähnlichen Eigenschaften ohne Gentechnik gebe. (ddp)