Berlin. .

Wenn das Konto im Minus ist, kostet das manchen Bankunden bis zu 20 Prozent Zinsen. Die Grünen-Abgeordnete Bärbel Höhn bezeichnet das als „systematische Abzocke der Verbraucher“.

Viele Banken im Ruhrgebiet verlangen von ihren Kunden überdurchschnittlich ho­he Zinsen, wenn ihr Konto im Minus ist. So kassiert die Sparkasse Oberhausen 13,25 Prozent an Dispo- und 19,25 Prozent an Überziehungszinsen. Unwesentlich günstiger sind die Sparkassen in Essen und Duisburg sowie die Commerzbank. Die ING DiBa berechnet nur neun beziehungsweise 12,5 Prozent. Dies geht aus einer Erhebung der Grünen-Abgeordneten Bärbel Höhn hervor, die dieser Zeitung vorliegt.

„Das ist eine systematische Abzocke der Verbraucher“, sagte Höhn. „Dabei wären beim jetzigen historisch tiefen Leitzinsniveau gerade einmal sechs Prozent für Dispokredite und neun Prozent für Überziehungszinsen angemessen.“ Zwischen Oktober 2008 und Mai 2009 ist der Leitzins der Europäischen Zentralbank von 4,25 auf ein Prozent gesunken. Damit kommen Banken günstig an Geld.

Risikoabschätzung wichtiger als Leitzins

Die Zinsen für die Kunden haben die Geldinstitute aber nur geringfügig gesenkt. Nach Angaben des Verbraucherportals Biallo lag der durchschnittliche Dispozins am 1. Oktober 2008 bei 12,8 Prozent. Am 1.8. dieses Jahres waren es 11,8. Im Frühjahr hatte Stiftung Warentest von einem finanziellen Schaden für die Verbraucher von 650 Millionen Euro gesprochen, weil die Banken nur gut die Hälfte der Leitzinssenkung weitergegeben hätten.

Für die Dispozinsen sei die Risikoabschätzung einer Bank noch wichtiger als der Leitzins, so der Finanzwirtschaftsprofessor der Uni Bamberg, Andreas Oehler. Hier geht es darum, wie solvent die Kundschaft ist. Ist sie eher verschuldet, müsse die Bank einen höheren Dispozins wegen möglicher Ausfälle nehmen, so die Theorie.

Von Kunden-Abzocke will die Stadtsparkasse Oberhausen nichts wissen. Die Zinsen würden sich auf dem „normalen Marktniveau bei Filialbanken“ bewegen“, hieß es auf Anfrage. Doch die Sparkasse Dortmund verlangt „nur“ zwölf und 17 Prozent an Dispo- und Überziehungszinsen. Bei der Sparkasse Essen begründete eine Sprecherin die Zinshöhe als „geschäftspolitische Strategie“. Der Dispo mache nur ein Prozent des gesamten Kreditvolumens aus.