Berlin. .

Was kostet mich mein Dispokredit pro Jahr? Viele Menschen wissen gar nicht, wie einträglich das Geschäft mit dem Dispo für die Banken ist. Das will die Verbraucherzentrale NRW ändern.

Es wäre ein finanzieller Paukenschlag am Jahresende. Genau diesen wünscht sich Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW. Ihrer Meinung nach sollten Verbraucher von ihrer Bank einmal im Jahr einen Kontoauszug bekommen, auf dem steht, wie viel Geld sie für ihren Dispokredit bezahlen mussten. „Viele Kunden wissen das nicht, weil die Dispozinsen mehrmals im Jahr berechnet werden“, meint Oelmann.

Bei manchem Verbraucher dürfte es sich um ein erkleckliches Sümmchen handeln. Denn nach wie vor verlangen viele Geldinstitute im Revier und Südwestfalen überdurchschnittlich hohe Dispo- und Überziehungszinsen, wie eine Erhebung der Bundestagsabgeordneten Bärbel Höhn (Grüne) ergeben hat. Je nach Bank betragen die Dispozinsen zwischen 9 neun und 13,25 Prozent – und die Überziehungszinsen zwischen 12,5 und 19,25 Prozent.

„Mit Dispozinsen wird seit Jahren das große Geld gemacht“, sagt Höhn. Aus ihrer Sicht sind die Zinssätze nach wie vor viel zu hoch. Denn derzeit kommen Banken günstig wie nie an Bares.

Stadtsparkasse Oberhausen teuer

So senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins wegen der Finanzkrise in mehreren Stufen von 4,25 (Oktober 2008) auf derzeit ein Prozent. Auf diesem Wert verharrt er seit Mai 2009. Der Euribor-Zinssatz – er­hoben für Termingelder im Ge­schäft zwischen Banken – schrumpfte seit Oktober 2008 von knapp 4,85 Prozent auf derzeit rund 0,58 Prozent.

Im selben Zeitraum senkten die Banken die Kreditzinsen aber nur gering. Nach Angaben des Verbraucherportals Biallo lag der durchschnittliche Dispozins am 1. Oktober 2008 – also wenige Tage vor der ersten Leitzinssenkung – bei 12,8 Prozent. Der Überziehungszins betrug 17,5 Prozent. Zum Vergleich: Am 1. August diesen Jahres waren es 11,8 und 16,5 Prozent.

Besonders happig sind die Zinsen derzeit bei der Stadtsparkasse Oberhausen. Wer seinen Dispo überzieht, muss 19,25 Prozent bezahlen. Die Zinsen bewegten sich auf dem „normalen Marktniveau bei Filialbanken“, hieß es auf Nachfrage dieser Zeitung.

Limit überziehen

Der Inhaber von FMH-Finanzberatung, Max Herbst, sieht keinen Grund, warum Filialbanken überhaupt höhere Dispozinsen als Direktbanken verlangen dürfen. Aus seiner Sicht entsteht jeder Bank derselbe Aufwand, wenn ein Kunde zum Automaten geht, Geld abhebt und dabei sein Konto überzieht.

Hohe Dispo- und Überziehungszinsen kassiert auch die Sparkasse Essen mit 13,25 und 18,25 Prozent. Das sei eine „geschäftspolitische Strategie“, sagt Sprecherin Katharina Schmidt-Ewig. Der Dispo solle nicht zur Dauerlösung werden. Um dies zu vermeiden, seien Bankberater auch angehalten, Kunden etwa ei­nen Privatkredit zu empfehlen. „Hier liegen die Zinsen bei vier bis sieben Prozent“, sagte die Sprecherin.

Dass Dispozinsen ungleich höher sind, hat durchaus seinen guten Grund. Selbst Verbraucherschützerin Oelmann hält diese – sofern sie nachvollziehbar sind – für „ein stückweit gerechtfertigt“.

Denn beim Dispo handelt es sich um ein sehr flexibles Darlehen, das Kunden mit einem Girokonto bekommen, ohne eine Sicherheit hinterlegen zu müssen. Der Kontoinhaber muss lediglich verlässliche Einkünfte nachweisen. Gerät das Konto ins Minus, fallen Dispozinsen an. Der Inhaber kann sein Limit ein wenig überziehen. Banken dulden das. Dafür kassieren sie dann aber Überziehungszinsen.