Herzogenaurach/München. Der Autozulieferer Schaeffler will demnächst pro Jahr 250 Millionen Euro an Personalkosten sparen. Das Unternehmen möchte aber nach eigenen Angaben betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Der Betriebsrat kündigte Widerstand an.

Beim angeschlagenen Autozulieferer Schaeffler sind allein in Deutschland 4.500 Stellen bedroht. Wegen der dramatisch eingebrochenen Nachfrage sollen beim Personal 250 Millionen Euro eingespart werden, wie Konzern und Gewerkschaft IG Metall am Mittwoch in Herzogenaurach bei Nürnberg mitteilten. «Würden wir dieses Kostenziel allein über den Abbau von Arbeitsplätzen erreichen wollen, entspräche dies einer Größenordnung von etwa 4.500 Arbeitsplätzen», erklärte Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger. Man wolle betriebsbedingte Kündigungen aber so weit wie möglich vermeiden.

Stellen sollen möglichst nicht wegfallen

Wenn es gelinge, bis Ende Juli ein Konzept aufzustellen, mit dem die 250 Millionen Euro anderweitig eingespart werden könnten, werde es bis Ende Juni 2010 keine betriebsbedingten Kündigungen geben, versicherte die Schaeffler-Geschäftsführung auf einer Betriebsversammlung in Herzogenaurach. Der Konzern will die Einsparungen stattdessen über Arbeitszeitverkürzung, Kurzarbeit, Aufhebungsverträgen, Altersteilzeit, der Kürzung von Einmalzahlungen und der Gründung von Transfergesellschaften erreichen.

Die Gewerkschaft befürchtet, dass alleine an den Standorten Schweinfurt und Herzogenaurach jeweils rund 1.000 Jobs wegfallen könnten. In Deutschland könnte beinahe jeder sechste der 28.000 Arbeitsplätze betroffen sein. Weltweit hat Schaeffler 66.000 Mitarbeiter.

Die Arbeitnehmervertreter kritisierten den Personalabbau als falsche Antwort auf die Herausforderungen. «Betriebsräte und die IG Metall werden sich mit allen rechtlichen und gewerkschaftlichen Mitteln gegen den geplanten Personalabbau wehren», hieß es in der Erklärung. «Nicht allein die Krise, sondern die hohe Verschuldung der Schaeffler-Gruppe treibt die Manager zu dieser Reaktion. Die Schaeffler-Beschäftigten, die das Unternehmen groß gemacht haben und loyal zum Familienunternehmen standen, sollen jetzt die Zeche zahlen.»

Umsatzeinbruch

Gleichzeitig hofft die Gewerkschaft aber darauf, dass es gelinge, betriebsbedingte Kündigungen abzuwenden. Die Konzerneigentümer Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg wurden auf der Betriebsversammlung in Herzogenaurach positiv aufgenommen. Wolfgang Müller von der IG Metall sagte: «Wir stellen uns jetzt auf harte, aber faire Verhandlungen ein, um Arbeitsplätze zu sichern.» Im Moment gebe es keine Notwendigkeit für Arbeitskämpfe.

Der Betriebsrat fordert zudem, dass mögliche staatliche Hilfen für Schaeffler daran gebunden werden müssten, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Die Konzernleitung hatte sich am Dienstagabend mit der bayerischen Staatsregierung getroffen.

Die Arbeitnehmervertreter kritisierten, dass Schaeffler bislang kein schlüssiges Gesamtkonzept vorgelegt habe. Das Management müsse beantworten, wer die zukünftigen Eigentümer sein sollten und welchen Beitrag die Banken zur Sanierung leisten könnten.

Schaeffler begründete sein Sparkonzept mit Umsatzrückgängen in Folge der Wirtschaftskrise. Alleine die Automotive-Sparte habe im ersten Quartal 33 Prozent weniger Umsatz gemacht als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr erwartet Schaeffler einen konzernweiten Umsatzrückgang um 16 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. (ap)

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