Essen. Arcandor kommt nicht zur Ruhe. Konzernchef Eick kündigt einen radikalen Umbau an. 12.500 Jobs sind betroffen. Auch Stellenabbau schließt Eick nicht aus. Der Betriebsrat fordert daher, den Mitarbeitern Klarheit über ihre Zukunft zu geben. Einen weiteren Sparbeitrag der Belegschaft lehnt er ab.
Angesichts weit reichender Sanierungspläne hat Arcandor-Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt von der Führung des Essener Handels- und Touristikkonzerns Klarheit für die rund 53.000 Beschäftigten gefordert. «Die Mitarbeiter haben Anspruch auf mittel- bis langfristige Sicherheit», sagte Patzelt der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung».
Die Belegschaft habe bereits erhebliche Beiträge zur Gesundung des Konzerns geleistet. So gelte seit einem halben Jahr ein «Sanierungspakt», der noch anderthalb Jahre laufe. «Was Einschnitte und Abzüge angeht, sind wir bei den Beschäftigten an die Grenze des Machbaren gekommen», sagte Patzelt.
Staatshilfen für Arcandor?
Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick will den angeschlagenen Konzern mit einer Schrumpfkur retten: Zum Verkauf stehen die Luxus-Warenhäuser des Konzerns. Acht normale Kaufhäuser, darunter die Standorte Bottrop und Karstadt Sport in Recklinghausen, 1500 Quelle-Shops sowie 115 Technikcenter des Versandhauses stehen zur Disposition. Betroffen von den geplanten Umstrukturierungen sind rund 12.500 Konzernmitarbeiter.
Zur Rettung des angeschlagenen Konzerns sind auch mögliche staatliche Hilfen im Gespräch. Das Thema Staatshilfen soll auch bei der nächsten Aufsichtsratssitzung von Arcandor erörtert werden.
Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs äußerte grundsätzliche Bedenken gegen staatliche Hilfen für Arcandor. «Der Staat ist nicht dazu da, das KaDeWe zu retten», sagte Fuchs. Die Frage laute dann: «Wo fangen wir an, und wo hören wir auf? Was machen wir, wenn morgen Kaufhof anfragt?», sagte Fuchs. Der CDU-Politiker warnte davor, in immer mehr Branchen «Rettungsschirme aufzustellen» und sagte: «Wir brauchen kein VEB Einzelhandel.»
Metro angeblich interessiert
Unterdessen soll der Handelsriese Metro generelles Interesse an einer Übernahme der angeschlagenen Karstadt-Kaufhauskette haben. Das meldet die «Bild»-Zeitung. Allerdings sei Metro nur dann an einer Übernahme interessiert, wenn die Premium-Kaufhäuser KaDeWe, Alsterhaus und Oberpollinger in Berlin, Hamburg und München nicht abgegeben würden. «Wir sind nur an einem Gesamtpaket interessiert und nicht an Karstadt ohne deren Perlen», zitierte «Bild» einen nicht namentlich genannten Metro-Manager.
Sondierungsgesprächen mit Arcandor stehe Metro sehr offen gegenüber, hieß es in dem Bericht weiter. Die Karstadt-Häuser würden gut zu Metro und deren Kaufhaus-Sparte Kaufhof passen. Metro stand bereits früher mit Karstadt in Verhandlungen über ein Zusammengehen der Kaufhaus-Sparten. Die Fusion scheiterte jedoch. (mit ddp/ap/we)
- Arcandor will Häuser ausgliedern
- Ausverkauf bei Karstadt
- Kommentar: Die Zeit läuft ab
- Diskussion: Gibt es einen Weg, um den Konzern zu retten?
- Viele Konzepte und wenig Erfolg bei Arcandor
- Ältere Kunden sollen Karstadt retten
- Arcandor lagert 12 500 Stellen aus
- Arcandor trennt sich von Quelle-Läden und acht Filialen