Essen. Neue Hoffnung für die 2800 Hertie-Mitarbeiter. Eine Investorengruppe will die insolvente Warenhauskette kaufen. Aber nicht nur das: Sie bringt noch einen zweistelligen Millionenbetrag mit. Zukunftspläne haben die Interessenten auch schon. Eine Einigung hängt nun nur noch an den Immobilien.
Die Hertie-Rettung ist in greifbare Nähe gerückt: Eine Gruppe von Handelsexperten aus dem In- und Ausland hat Investitionen in einem «höheren zweistelligen Millionenbereich» zur Rettung der insolventen Warenhauskette in Aussicht gestellt, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Ziel sei es, die Kette mit ihren 2.800 Mitarbeitern möglichst komplett zu übernehmen und weiterzuführen. Voraussetzung für das Vorhaben ist allerdings, dass sich die Investorengruppe mit Hertie-Gesellschafter Dawnay Day über die Nutzung der Warenhaus-Immobilien einig wird.
Laut Hertie-Sprecher haben die Investoren bereits eine Absichtserklärung mit Insolvenzverwalter Biner Bähr unterzeichnet. Einem Bericht des «Handelsblatt» zufolge sollen alle noch bestehenden 54 Hertie-Filialen samt Konzernzentrale gerettet werden, um damit einen Großteil der Arbeitsplätze zu erhalten. Über den Kaufpreis für Marke, das Inventar und den Warenbestand sind sich die Investoren und Insolvenzverwalter Bähr laut Sprecher bereits einig.
Das «neue Hertie» soll vor allem das mittlere Marktsegment mit Frauen und jungen Familien als Zielgruppe ansprechen. Der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Bernd Horn kündigte im «Handelsblatt» an, das Konzept der Investoren bereitwillig mittragen zu wollen. Auch das Land Nordrhein-Westfalen signalisierte, die Rettung von Hertie mit Bürgschaften zu unterstützen, «wenn uns ein vernünftiges Konzept vorgelegt wird und es eine Bank gibt, die einen Kredit gibt», sagte der Sprecher des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums der AP.
Erbitterter Streit um Immobiliennutzung
Dem Abschluss im Weg stehe nun nur noch die fehlende Zustimmung des Immobilienbesitzers, erklärte der Hertie-Sprecher. Um die Bedingung für die Nutzung der Gebäude, in denen Hertie Filialen betreibt, wird bereits seit Monaten erbittert gestritten. Die niederländische Dawnay-Day-Tochter Mercatoria Acquisitions (MABV) ist für die Hertie-Gebäude verantwortlich, seit der britische Hertie-Eigentümer selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist.
Laut «Handelsblatt» strebt die MABV an, die Häuser einzeln zu verkaufen, während Insolvenzverwalter Bähr, die Immobilien mindestens für fünf Jahre im Paket an die neuen Hertie-Betreiber vermieten will. Hinzu kommt laut Hertie-Sprecher auch eine Senkung der Warenhaus-Mieten auf das marktübliche Niveau.
Bei der nun Interesse zeigenden Investorengruppe soll es sich um erfahrene Manager handeln, die zum Teil noch operativ tätig sind. Wie das «Handelsblatt» schreibt, gehört unter anderem Rolf Schuchardt dazu, der für die Warenhauskette Horten und Quelle arbeitete. Weitere Mitglieder des Konsortiums wollte der Hertie-Sprecher nicht nennen.
Die Warenhauskette, die derzeit noch 54 Filialen betreibt, hatte im Juli Insolvenz angemeldet, nachdem Gespräche über eine finanzielle Neustrukturierung des Unternehmens gescheitert waren. Hertie begründete die Probleme mit der angespannten Lage beim Investor Dawnay Day, der die Kaufhäuser 2005 vom damaligen KarstadtQuelle-Konzern übernommen hatte. (ap)