Frankfurt. Aldis jüngster Schachzug dürfte die Milchbauern noch stärker in Rage bringen: Der Discounter setzte bei den Molkereien deutlich niedrigere Preise durch. Damit dürfte auch die Milch im Ladenregal schon bald weiter sinken. Eine Entwicklung, die die Bauern bereits auf die Straße treibt.

Trotz der wütenden Proteste der Bauern wird der Lebensmitteldiscounter Aldi die Preise für Milch und Milchprodukte nach Informationen der «Lebensmittel Zeitung» schon bald erneut senken. Die ersten Verträge mit den Molkereien seien bereits unterschrieben, berichtete das Branchenblatt am Mittwoch vorab. Tausende Bauern gingen in Stuttgart und Hannover aus Wut über die niedrigen Preise auf die Straße.

Aldi habe Anfang der Woche die neuen Lieferverträge für Trinkmilch, Quark, Sahne und weitere Milchprodukte mit den Molkereien abgeschlossen, berichtete die «Lebensmittel Zeitung». Dabei habe der Discounter deutliche Abschläge im zweistelligen Prozentbereich gegenüber den seit November geltenden Verträgen durchgesetzt, berichtete das Blatt unter Berufung auf Marktteilnehmer. Der Preis für Trinkmilch solle um 6,5 Cent pro Liter sinken. Die Molkereien erwarteten, dass Aldi die niedrigeren Einkaufspreise an die Verbraucher weitergeben wird. Demnach könnte ein Liter fettarme Milch künftig 43 Cent und Vollmilch 49 Cent kosten.

"Die Folgen sind nicht abzuschätzen"

Aldi gilt als Signalgeber im Einzelhandel, dem die anderen Discounter und Supermärkte mit kurzem Abstand folgen. «Der Markt schlägt brutal zu, die Folgen sind nicht abzuschätzen», sagte ein Molkereimanager der «Lebensmittel Zeitung». Der Milchauszahlungspreis für die Landwirte werde flächendeckend unter 20 Cent pro Liter fallen. Derzeit liegt er bei im Schnitt 24 Cent. Kostendeckend ist nach Angaben der Bauernverbände ein Preis von mehr als 40 Cent pro Liter.

Aus Wut über den Preisverfall gingen am Mittwoch nach Angaben des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) rund 13.000 Bauern auf die Straße. Sie zogen in Stuttgart und Hannover in Protestzügen vor die jeweiligen Landwirtschaftsministerien, wo sie erneut eine flexible Mengensteuerung forderten. Auch in anderen europäischen Ländern wie Österreich, Frankreich und Tschechien gingen Milchbauern auf die Straße.

Internationaler Protest

"Das Angebot muss flexibel an die Nachfrage angepasst werden können, damit ein kostendeckender Milchpreis entstehen kann», sagte eine BDM-Sprecherin. Symbolisch verschenkten die Milchbauern jeweils fünf Milchkühe an die Landwirtschaftsminister von Baden-Württemberg und Niedersachsen, Peter Hauk und Hans-Heinrich Ehlen (beide CDU) - als Symbol, dass mit Milchkühen kein Geld mehr zu verdienen ist. Per Handzeichen stimmten die Milchbauern zudem dafür, die Proteste zu verschärfen.

Ein Treffen zwischen Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) mit Bauern, Milchindustrie, Verbraucherschützern und Einzelhandel hatte am Dienstag kaum konkrete Ergebnisse erbracht. Aigner verkündete lediglich, die Bundesregierung erwäge Bürgschaften für von der Pleite bedrohte Bauern. (afp)

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