Essen. Die Milchpreise fallen auf breiter Front. Dabei gibt es Menschen, die bereit wären, mehr Geld für einen Liter Milch auf die Ladenkasse zu legen. Doch woran erkennt der Verbraucher faire Milch? Und vor allem: Wo kann er sie kaufen?

Aldi war der erste Discounter, der den Rotstift bei Milchprodukten angesetzt hatte. Es dauerte nicht lange und andere Lebensmittelketten ließen ebenfalls die Preise purzeln. Seit Dienstag kostet zum Beispiel bei Edeka die Vollmilch nur noch 48 statt 55 Cent pro Liter. Der Preis von fettarmer Milch fiel um 7 Cent auf 42 Cent, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte.

„Warum werden die Preise gesenkt? Ich bin ohne Probleme damit einverstanden, anstatt den 70 Cent/Liter, die ich zur Zeit zahle, ruhig 90 Cent/Liter zu zahlen. Das ist doch kein Problem und ich helfe damit meinen Mitmenschen, nämlich den Bauern“, schreibt DerWesten-Nutzer „tireg“. Auch andere Nutzer sind anscheinend bereit, höhere Milchpreise zu zahlen, und fragen sich, wie sie beim Milchkauf Landwirte unterstützen können.

Faire Milch zu einem angemessenen Preis

Möglich wird das mit sogenannter „fairer Milch“. Faire Milch ist Milch, für die Bauern von ihrer Molkerei einen angemessenen Preis bekommen. Mit dem Erlös sollen sie nicht nur ihre Produktionskosten decken, sondern vielmehr langfristig wirtschaften können. Dafür müssten Molkereien allerdings 40 Cent oder mehr je Kilogramm Milch zahlen, rechnet der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter vor.

Faire Milch zu finden, ist keine einfache Sache. Das sagt zumindest Bernhard Burdick, Leiter Ernährung bei der Verbraucherzentrale NRW. „Lediglich einige kleine Molkereien garantieren höhere Auszahlungspreise an die zuliefernden Landwirte, das Angebot im Handel wird aber in der Regel von wenigen großen Molkereien bestimmt.“ Dennoch hat der Verbraucher aus Burdicks Sicht zwei Möglichkeiten, wenn er faire Milch kaufen will: Zum einen solle er auf die Verpackungshinweise achten, zum anderen sich vorzugsweise im Bioregal bedienen.

Auf Siegel "Ein Herz für Erzeuger" achten

Die Discounter Netto und Plus etwa bieten mehrere Produkte wie Milch, Kartoffeln oder Käse mit dem Siegel „Ein Herz für Erzeuger“ an. „Dort ist der Preis für den Liter Milch dann etwas höher als bei den Wettbewerbern, aber die Ketten versprechen, dass der Aufpreis von etwa 10 Cent garantiert an die Landwirte geht“, sagt Burdick. Überprüfen könnten die Verbraucherzentralen das nicht. „Der Markt ist leider völlig intransparent. Wir wissen zum Beispiel nicht, welche Bauern diese Milch liefern.“

Dass die Discounter falsche Versprechungen bei den Auszahlungspreisen an Landwirte machen, glaubt Burdick aber nicht: „Gerade solch große Handelsketten dürften sich gar nicht auf den Markt trauen, wenn sie mit falschen Zahlen arbeiten würden. Der großangelegte öffentliche Protest der Landwirte wäre ihnen ja sicher.“

Neben dem Siegel „Ein Herz für Erzeuger“ kann bislang auch Bio-Milch noch als faire Milch bezeichnet werden. Bio-Marken oder –Anbauverbände zahlen Landwirten in aller Regel höhere Preise, derzeit etwa rund 40 Cent pro Kilo. Für die Bauern ist die ökologische Landwirtschaft allerdings auch deutlich teurer als die konventionelle. Steigen zudem immer mehr Bauern auf Biomilch um, können auch dort die Preise unter Druck geraten. Einfach schon deshalb, weil die Nachfrage der Verbraucher begrenzt ist.

Auch das Image kann den Preis bestimmen

Hat ein Supermarkt zur Zeit vergleichsweise teure Milch im Regal stehen, sollten sich Verbraucher davon nicht aufs Glatteis führen zu lassen. „Auch ein Literpreis von mehr als einem Euro garantiert nicht, dass die Landwirte dafür mehr Geld ausgezahlt bekommen.“ Oft reiche das Image des Anbieters aus, um solch einen Preis von den Käufern zu fordern.

Beim Kauf von Markenmilch komme bei den Bauern, so sagt es der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, in aller Regel nur der übliche Marktpreis von derzeit 24 Cent an. Für die Landwirte mache es daher keinen grundlegenden Unterschied, ob Verbraucher günstige Milch im Discounter kaufen oder teurere Markenmilch im Supermarkt.

Die Milch direkt beim Landwirt zu kaufen, hält Burdick für keine gute Idee. Es sei nur eine Marktnische. Die Betriebe produzierten zwar unter strengen hygienischen Auflagen, beim Verkauf müssten sie den Verbraucher aber darauf hinweisen, dass er Rohmilch erworben habe. Diese müsse auf jeden Fall noch gekocht werden. Burdick betont: „Und wir raten gerade Schwangeren wegen potenzieller Krankheitserreger vom Verzehr von Rohmilch-Produkten ab.“

Mit Material von ap und afp.

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