Essen. Galeria tilgt Kultmarken aus dem Namen. Umzug der Zentrale ist fix, Schließung des letzten Karstadt in Essen fast. Neues vom Insolvenzverwalter.
Dass die Warenhaus-Stadt Essen Karstadt-freie Zone wird, ist kaum noch abzuwenden. Der Mietvertrag für die neue Zentrale in Düsseldorf sei unterschrieben worden, sagte Stefan Denkhaus, Insolvenzverwalter der Kaufhauskette, am Dienstag. Damit naht der Umzug in das repräsentative Kaufhof-Gebäude an der Düsseldorfer Schadowstraße, bei dem rund 400 Beschäftigte der Zentrale auf der Strecke bleiben und ihre Jobs verlieren werden.
Auch eine erneute Rettung der letzten Essener Filiale im Einkaufszentrum Limbecker Platz scheint so gut wie ausgeschlossen: Die Verhandlungen über die Mieten seien im April „final abgeschlossen“ worden, sagte Denkhaus vor Journalisten. Damit bleibt es Stand heute bei der angekündigten Schließung von 16 der 92 Warenhäuser.
Hintertür zu Rettung in letzter Sekunde bleibt einen winzigen Spalt offen
Einen winzigen Spalt lässt lässt sich Denkhaus eine Hintertür dennoch offen: Wenn neue Angebote von Vermietern kämen, werde man sie sich auch anschauen. Er sehe aber nur noch „eine minimale Chance auf Einzellösungen Ende Mai/Anfang Juni“, sagte Denkhaus, nicht ohne anzufügen: „Ich möchte den Beschäftigten keine falschen Hoffnungen machen. Die Situation für sie war in diesem Jahr unerträglich genug.“
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Karstadt verschwindet aber nicht nur aus seiner Heimatstadt Essen, sondern zumindest als Kaufhausname in ganz Deutschland: Galeria werde die „Zusätze Karstadt und Kaufhof“ streichen, gab Denkhaus am Dienstag bekannt. So wie es in den zehn umgebauten Filialen bereits geschehen sei. Inzwischen seien drei Insolvenzen mit dem Namen Galeria Karstadt Kaufhof verbunden, „ich glaube es ist sinnvoll, die alten Zöpfe jetzt abzuschneiden“, so der Insolvenzverwalter. Das habe sich durch die Fusion mit Kaufhof so entwickelt und sei nichts gegen Essen, so der gebürtige Essener.
Gute Perspektiven sehen Denkhaus und Galeria-Cef Olivier Van den Bossche für die verbleibenden 76 Warenhäuser. Sie arbeiteten bereits jetzt profitabel. Das gilt demnach auch für verbleibenden Ruhrgebiets-Filialen in Dortmund, Bochum, Mülheim, Duisburg, Oberhausen und Kleve. Die Profitabilität werde sich im Sommer weiter erhöhen, wenn die neu verhandelten Mieten greifen, betonte Insolvenzverwalter Denkhaus. Die alten, höheren Mieten muss Galeria voraussichtlich noch bis einschließlich Juli zahlen. Bis dahin strebt er den Beschluss des Essener Amtsgerichts zur Aufhebung des Insolvenzverfahrens an.
Ex-Dior-Chef Beetz soll Galerias Parfümsparte auf die Sprünge helfen
Der August wäre demnach auch der Zeitpunkt, an dem die neuen Investoren, der Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz und die US-Investmentgesellschaft NRDC von Richard Baker, als Gesellschafter mit ins Boot kommen. Über den Verkauf und das Sanierungskonzept für Galeria muss zunächst die Gläubigerversammlung entscheiden, die am 28. Mai in der Messe Essen zusammentreten wird. Anschließend braucht es grünes Licht vom Amtsgericht.
Vom früheren Dior-Chef und Coty-Manager Beetz erhofft sich Van den Bossche insbesondere für das Kosmetik- und Parfümgeschäft von Galeria starke Impulse. „Er ist in diesen Bereichen gut vernetzt und kann uns weiterhelfen“, sagte der Belgier. Die Beauty-Abteilungen gehören zu vier Bereichen, die er ausbauen will. Dazu zählt Van den Bossche noch das Geschäft mit Handtaschen auch im Premium-Bereich, die Wäsche-Abteilungen und den Schuhverkauf. Galeria profitiere bereits jetzt davon, dass viele Schuhhändler in den vergangenen Jahren aufgeben mussten. „Diese Konsolidierung bietet große Chancen für uns, das sehen wir heute schon an den Zahlen“, so der Galeria-Chef.
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Die Modeabteilungen will er unter anderem mit neuen Marken stärken. Zum 1. August gewinne Galeria auch neue Handelspartner, erklärte Denkhaus, ohne Namen zu nennen. In die Obergeschosse sollen bevorzugt städtische Servicecenter, etwa Einwohnermeldeämter einziehen, Arztpraxen oder andere Untermieter. Keine neue, sondern eher die Fortführung einer alten Idee. Doch Denkhaus betont, die Gespräche darüber liefen gut.
Umzug von Essen nach Düsseldorf spart einen zweistelligen Millionenbetrag
Denkhaus sieht Galeria gut aufgestellt, um mit den verbliebenen 76 Filialen langfristig bestehen zu können. Bei den Miet-Verhandlungen habe man Kostensenkungen „im hohen zweistelligen Millionenbereich“ herausgeholt. Einen zweistelligen Millionenbetrag spare man auch durch die Verkleinerung und Verlagerung der Zentrale von Essen nach Düsseldorf. „Mit 1,5 bis zwei Milliarden Euro Umsatz ist Galeria ein mittelständisches Unternehmen.
Nicht ins Unternehmen fließen allerdings die erhofften Rückzahlungen der früheren Muttergesellschaft Signa. Sie und Tochtergesellschaften befinden sich ebenfalls in einer Insolvenz, Galeria macht Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe geltend. Denkhaus hofft, dass 30 Prozent oder mehr davon tatsächlich an Galeria fließen. Damit müsse man dann aber die eigenen Gläubiger befriedigen, betonte er.