Essen. Das Deutschland-Ticket gibt es für 34,30 Euro auch als vergünstigtes Jobticket. Doch große Unternehmen aus dem Ruhrgebiet zeigen sich zögerlich.

Im Mai ist das Deutschland-Ticket an den Start gegangen. Für 49 Euro im Monat können Bürgerinnen und Bürger den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland nutzen – unabhängig von Verkehrsverbund oder Tarifgebiet. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben zusätzlich die Möglichkeit, ihren Beschäftigten das Deutschland-Ticket als Jobticket zur Verfügung zu stellen. Große Arbeitgeber im Ruhrgebiet setzen stattdessen weiterhin vor allem auf eigene „Mobilitätspakete“ für ihre Beschäftigten. Dazu gehören nach wie vor häufig Dienstwagen, aber auch zunehmend Fahrräder oder E-Bikes.

„Wir befinden uns derzeit noch in der Prüfung des Angebots für eine mögliche Bezuschussung des Deutschland-Tickets“, erklärt beispielsweise der Essener Chemiekonzern Evonik auf Anfrage unserer Redaktion. Dabei gehe es unter anderem um den organisatorischen Aufwand für das Unternehmen und voraussichtliche Kosten, die dem Konzern entstehen würden.

Wenn der Arbeitgeber 25 Prozent des Ticketpreises übernimmt, gewähren Bund und Länder noch einmal einen zusätzlichen Abschlag von fünf Prozent. „So kann das Deutschland-Ticket für Berufstätige mit Jobticket sogar nur 34,30 Euro oder weniger kosten“, erläutern die Duisburger Verkehrsbetriebe DVG.

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Bis Mitte Juni seien bis zu elf Millionen Deutschland-Ticket-Abos verkauft worden, so der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), in dem die ÖPNV-Betriebe organisiert sind. Der größte Anteil daran – rund 46 Prozent – seien umgestellte ÖPNV-Abos von Stammkunden. 18 Prozent der Nutzer hätten ein Deutschland-Ticket als Job- oder Firmenticket, erklärt der Verband unter Berufung auf eine repräsentative Umfrage.

Die Dortmunder Stadtwerke DSW21 sehen eine rasante Entwicklung in den vergangenen Wochen. Die Zahl der Unternehmen, die sich für das Jobticket registriert hätten, sei von Mai bis Juli „buchstäblich durch die Decke“ gegangen. Mit mindestens 160 Unternehmen habe sich die Zahl vervierfacht. Bei der Sparkasse Dortmund beispielsweise bekomme jeder Beschäftigte das Deutschland-Ticket kostenlos. Über 1000 Mitarbeiter hätten dieses Angebot auch bereits genutzt.

Eon plant keine zentrale Einführung des Deutschland-Tickets als Jobticket

Beim Essener Energieversorger Eon hingegen gibt es Unternehmensangaben zufolge aber bisher keine Planungen für eine zentrale Einführung des Deutschland-Tickets als Jobticket. Auch der Essener Energiedienstleister Ista bietet das Deutschlandticket nicht als Jobticket an.

Beim Konzernnachbarn RWE sind die Reaktionen auf das Jobticket skeptisch. Da die Mobilitätssituation der Beschäftigten und die Nahverkehrsanbindung an den deutschen RWE-Standorten sehr unterschiedlich seien, ist nach Einschätzung des Unternehmens „eine konzernübergreifende Einführung des Deutschland-Tickets für RWE nicht sinnvoll“. Es gebe bereits „Mobilitätsangebote einzelner Konzerngesellschaften“.

Thyssenkrupp erklärt, in den mitarbeiterstärksten Städten des Konzerns existierten schon spezielle Nahverkehrsangebote, die auf Kooperationen mit kommunalen Verkehrsbetrieben basieren. „In den Regionen Essen, Bochum und Duisburg haben wir vergünstigte Angebote zur Nutzung mit der Ruhrbahn, Bogestra und DVG vereinbart“, so Thyssenkrupp. „Derzeit prüfen wir, inwieweit wir auch das Angebot des Deutschland-Ticket hier mit aufnehmen werden und dann entsprechend auch mit attraktiven Konditionen an unsere Mitarbeitenden weitergeben können.“

Die Alternative: Jobrad und E-Bikes im Leasing-Verfahren

Der Essener Lebensmitteldiscounter Aldi Nord setzt ebenfalls auf bereits vorhandene Angebote für die Beschäftigten. Die Mobilitätspakete könnten „je nach Standort, Position sowie Aufgabenbereich im Detail variieren“. Teils gebe es auch eine Kostenübernahme des Deutschland-Tickets, „was von den Mitarbeitenden geschätzt wird“, so ein Sprecher von Aldi Nord. Der Mobilitätsbedarf und die Interessen der Beschäftigten würden kontinuierlich beobachtet, „um unser Angebot bedarfsorientiert weiterzuentwickeln“.

Bei Aldi Süd in Mülheim gibt es unter anderem das Modell „Jobrad“ in Form eines Leasing-Modells. Auch der Essener Energieversorger Eon bietet Beschäftigten eigenen Angaben zufolge an vielen Standorten Leasing-Angebote für Elektro-Fahrräder an. Bei Thyssenkrupp ist seit Juni 2023 für die Mitarbeiter in der Konzernzentrale ein Fahrrad-Leasing per Entgeltumwandlung möglich. Das Angebot werde „sehr gut angenommen“, so das Unternehmen. Beim Nachbarkonzern Evonik heißt es hingegen: „Aus Sicherheitsgründen gestatten wir keine Nutzung von Zweirädern für Dienstreisen.“

Der Klassiker Dienstwagen spielt nach wie vor eine große Rolle

Die Anzahl der Dienstwagennutzer ist bei Evonik Unternehmensangaben zufolge in den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben. Gerade für Vielfahrer sowie höhere Führungskräfte spielten Dienstwagen nach wie vor eine Rolle. Bei der Modellwahl von höheren Führungskräften werde eine umweltbewusste Entscheidung durch ein Bonus-Malus-System gefördert. Seit diesem Jahr würden zudem sogenannte „grüne Tankkarten“ zur Verfügung gestellt. Damit könnten Dienstwagennutzer CO2-neutral tanken, „da die mit dem Kraftstoffverbrauch verbundenen Emissionen über die Tankkarten-Dienstleister direkt ausgeglichen werden“, so Evonik.

Der Essener Energiekonzern Eon erklärt, der Anteil der Hybrid- oder Elektrofahrzeuge bei den Dienstwagen steige kontinuierlich. „Neubestellungen in diesem Segment sind schon heute fast ausschließlich Autos mit elektrischen Antrieben“, so Eon. Bei der Einstellung von Führungskräften werde ein Dienstwagen „weiterhin nachgefragt“, heißt es beim Energiedienstleister Ista. Als Alternative gebe es aber auch Interesse an einer „BahnCard 100“, die ein unbegrenztes Reisen in den Zügen der Deutschen Bahn ermöglicht.

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