Essen. Die Thyssenkrupp-Großaktionärin Krupp-Stiftung sortiert die Führung neu: Neuerdings gibt es einen Vorstandssprecher, eine Managerin kommt hinzu.
Die traditionsreiche Essener Krupp-Stiftung stellt sich in der Führung neu auf: Der langjährige Stiftungsmanager Volker Troche wird Vorstandssprecher und bekommt damit eine herausgehobene Position bei der Thyssenkrupp-Großaktionärin. An seiner Seite arbeitet künftig die promovierte Historikerin Michaela Muylkens, wie die Krupp-Stiftung am Montag mitteilte. Michaela Muylkens folgt auf die Kunsthistorikerin Heike Catherina Mertens, die vor knapp zwei Monaten überraschend ausgeschieden war.
Das zuständige Kuratorium habe Muylkens einstimmig berufen, erklärte die Stiftung. Die Wissenschaftsmanagerin trete am 1. Juli ihren Dienst an und werde künftig der Fördertätigkeit der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vorstehen. Aus der Mitteilung der Stiftung geht auch hervor, dass Troche nun „Vorstandssprecher“ sei.
Ende Februar überraschender Rückzug einer Vorstandsfrau
Mitten im Jubiläumsjahr – kurz nach der Präsentation eines aufwendigen Programms zum 150-jährigen Bestehen des einstigen Krupp-Wohnhauses Villa Hügel – hatte die Stiftung Ende Februar erklärt, Heike Catherina Mertens kehre „nach Berlin zurück“. Die Managerin war erst seit Anfang Mai 2022 als Vorstandsmitglied der Krupp-Stiftung tätig.
Volker Troche, Jahrgang 1968, begann im Jahr 1999 seine Arbeit bei der Krupp-Stiftung als persönlicher Referent des damaligen Stiftungschefs Berthold Beitz. Seit 2012 ist der Jurist Troche Vorstandsmitglied der Stiftung, die 21 Prozent der Anteile von Thyssenkrupp hält und damit großen Einfluss im Industriekonzern mit knapp 100.000 Beschäftigten hat. Firmenpatriarch Beitz war in der Krupp-Stiftung noch Chef von Vorstand und Kuratorium in Personalunion. Seit seinem Tod sind die Aufgaben getrennt.
Einflussreicher Akteur bei Thyssenkrupp
Das von Ursula Gather geführte Kuratorium der Krupp-Stiftung ist prominent besetzt, Mitglieder sind unter
anderem der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der ehemalige BMW-Chef Bernd Pischetsrieder und Christoph M. Schmidt, der Chef des Forschungsinstituts RWI. Stiftungschefin Gather bezeichnete Michaela Muylkens, die nun in den Vorstand kommt, als „profilierte, erfahrene und gut vernetzte Historikern und Wissenschaftsmanagerin“.
Die Krupp-Stiftung ist eine besondere Institution im Ruhrgebiet. Seit ihrer Gründung im Jahr 1968 hat die Stiftung nach eigenen Angaben mehr als 680 Millionen Euro in Förderprojekte gesteckt. Als größte Einzelaktionärin des heutigen Stahl- und Industriegüterkonzerns will die Stiftung die Erträge aus dem Unternehmen ausschließlich für gemeinnützige Zwecke verwenden. „Das ist der Maßstab unseres Handelns“, betonte Troche, der für das Tagesgeschäft der Stiftung zuständig ist, im Frühjahr vergangenen Jahres im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“.