Bochum. Der Fall einer Bochumerin, die im Ägypten-Urlaub schwer verunglückte, zeigt, wie wichtig eine Auslandsreisekrankenversicherung sein kann.
Fünf, zehn oder auch mal 20 Euro: Zahlreiche Menschen folgen derzeit dem Aufruf von drei Bochumern, deren Mutter Beata Behrendt im Urlaub in Ägypten bei einem Quad-Ausflug schwer verunglückt ist. Das und dass es der 50-Jährigen inzwischen besser geht, ist großes Glück. Doch der Fall führt vor Augen, wie wichtig eine Versicherung sein kann, in diesem Fall: eine Auslandsreisekrankenversicherung. Denn die hat die Bochumerin nicht.
Auf 40.000 Euro beziffern die drei Kinder von Behrendt alleine die Kosten für die bisherige Behandlung ihrer Mutter auf der Intensivstation im Krankenhaus in Hurghada, schreiben sie in ihrem Spendenaufruf. Und für den notwendigen medizinischen Krankenrücktransport in einem Ambulanzjet soll ihre Mutter mit etwa 45.000 Euro in Vorleistung treten, schreiben sie in Ihrem Spendenaufruf. „Die deutsche Botschaft in Kairo kann nichts für uns tun“, berichten sie. Alles fühle sich an, „wie ein schlechter Film.“
Schwerer Unfall im Urlaub: Die heimische Krankenversicherung zahlt oft nicht
„Wer sorglos in ferne Länder touren will, der sollte eine private Reisekrankenversicherung im Gepäck haben“, rät die Verbraucherzentrale NRW. Denn ob privat oder gesetzlich krankenversichert: Oft übernimmt die heimische Krankenversicherung im Ausland „nur eingeschränkten oder gar keinen Schutz“, warnt die Verbraucherzentrale.
Sofern dann AOK, Barmer oder andere vielleicht noch einen Teil der Kosten der medizinischen Versorgung vor Ort übernehmen: Oft muss man die vor Ort erstmal selbst vorstrecken. Und das ‘dicke Ende’ kommt dann noch: „Der Krankenrücktransport wird zum Problem“, sagt ein Sprecher des Verbands der Privaten Krankenversicherungen (PKV). Denn diese Kosten übernimmt die hiesige Krankenversicherung, ob gesetzlich oder privat, nicht.
Ein Krankenrücktransport kann 100.000 Euro und mehr kosten
Wie teuer das werden kann, listet der ADAC auf, der selbst auch Krankenrücktransporte anbietet. Ein Intensivtransport mit einem der drei Ambulanzflugzeuge des ADAC schlage etwa von Mallorca nach Deutschland mit 24.000 Euro zu Buche, von Kreta mit 28.000 und aus Antalya mit 31.000 Euro. Kommen lebenserhaltende medizinische Geräte bei dem Flug zum Einsatz, können die Kosten gar sechsstellig werden, sagt der ADAC in einer Mitteilung aus dem Jahr 2021.
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Da mag man sich wundern, dass eine Auslandsreisekrankenversicherung vielleicht so viel kostet, wie eine Pizza beim Italiener - zwischen 10 und 15 Euro, ist zu lesen. Im Jahr. Ein Sprecher des Gesamtverbands der Versicherer erklärt, die Versicherungsprämie ergibt sich „aus dem Ausgleich des Risikos im Kollektiv und über die Zeit.“ Heißt: Viele Versicherte bei eher niedrigem Unfall-Risiko halten die Prämie dieser Versicherung niedrig. Der Verband hat aber keine Zahlen zu den jährlichen Schadensfällen, in denen die privaten Auslandsreisekrankenversicherer einspringen.
Auslandsreisekrankenversicherung: Verbraucherzentrale NRW gibt Tipps
Laut PKV-Verband wurden im Jahr 2021 bundesweit 27,6 Millionen Auslandsreisekrankenversicherungen in Deutschland abgeschlossen - alleine über die Privaten Krankenversicherer. Andere Anbieter wie der ADAC wären noch hinzuzurechnen.
Bei der Auswahl der Auslandsreisekrankenversicherung gibt die Verbraucherzentrale NRW diesen Rat:
- Vergleichen Sie Preise und seien Sie vorsichtig, wenn eine Selbstbeteiligung verlangt wird
- Im Kleingedruckten können Ausschlüsse lauern - Vorsicht!
- Beim Rücktransport eine Versicherung wählen, die die Kosten nicht nur übernimmt, wenn dieser Rücktransport medizinisch „notwendig“ ist, sondern auch, wenn er medizinisch „sinnvoll“ ist.
„Selbst in den EU-Staaten und den Ländern, mit denen Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen hat, können Urlauber ganz oder zumindest teilweise auf ihren Kosten sitzenbleiben“, warnt die Verbraucherzentrale. Ein wichtiger Hinweis etwa für Ägypten-Reisende: Dort, mussten Beata Behrendt und ihre Kinder nun bitter erfahren, gibt es kein Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland. Deshalb wird Behrendt wohl auch gezwungen sein, die Kosten für die dortige Behandlung aus eigener Tasche zu zahlen.
Der Spendenaufruf zur Unterstützung von Beata Behrend findet sich hier (externer Link).
(dae)