Düsseldorf. Uniper wird verstaatlicht und Vorstandschef Maubach macht von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Künftig hätte er auf Boni verzichten müssen.

Weil die Bundesregierung den schwer angeschlagenen Düsseldorfer Energieversorger Uniper verstaatlicht, hat Konzernchef Klaus-Dieter Maubach ein Sonderkündigungsrecht – und von diesem vertraglich vereinbarten Recht will der Manager auch prompt Gebrauch machen. Er beabsichtige, sein Amt aufzugeben, erklärte das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung für die Börse. Gegenüber dem Uniper-Aufsichtsrat habe Maubach erklärt, dass er auf Grund der Mehrheitsübernahme durch den Bund in diesem Jahr als Vorstandsmitglied bei Uniper ausscheiden wolle. Er sei aber bereit, solange weiterzuarbeiten, bis es „eine geeignete Nachfolge“ gebe.

Von „Change-of-Control“ ist in der Mitteilung des Unternehmens die Rede. Der Hintergrund: Häufig haben Manager vertraglich festschreiben lassen, dass sie im Falle eines Kontrollwechsels – also bei maßgeblich veränderten Mehrheitsverhältnissen auf der Eigentümerseite – die Zusammenarbeit zu fest vereinbarten Konditionen vorzeitig beenden können. In aller Regel gibt es dann eine Abfindung, die bei Top-Managern in der Vergangenheit oft millionenschwer ausfiel. Von einem „goldenen Handschlag“ ist dann die Rede. Üblicherweise entstehen diese Kosten privaten Konzernen bei Übernahmen. Im Falle von Uniper ist die Sache anders: Hier steigt der Staat ein.

Neben Maubach hat auch sein Vorstandskollege David Bryson sein Ausscheiden aus dem Uniper-Vorstand angekündigt. ebenfalls unter Verweis auf ein Sonderkündigungsrecht. Auch Bryson werde sein Amt weiter ausführen, „bis eine geeignete Nachfolge sichergestellt ist“, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt.

Fließen Steuergelder für die Abfindung?

Die „Beteiligungsführerschaft für Uniper“ hat nach Angaben der Bundesregierung das von FDP-Chef Christian Lindner geführte Finanzministerium übernommen. Zu einer etwaigen Abfindung für den scheidenden Chef Maubach äußert sich das Ministerium auf Anfrage unserer Redaktion nicht. Ob es eine Zahlung gebe? Wie hoch diese ausfalle? Darauf geht das Ministerium nicht ein.

Das Ausscheiden aus dem Vorstand sei „eine persönliche Entscheidung“ von Maubach und Bryson, so das Ministerium. Die Bundesregierung danke beiden Managern „für Ihre Tätigkeit und die konstruktive Zusammenarbeit insbesondere im Rahmen der erfolgten Stabilisierungsmaßnahme“. Für die Besetzung des Vorstands sei der Uniper-Aufsichtsrat zuständig und nicht der Bund, so das Ministerium.

„Im Sinne der Steuerzahler kann man nur hoffen, dass das Sonderkündigungsrecht von Herrn Maubach keine Abfindungszahlungen nach sich zieht“, sagt Dennis Radtke, der NRW-Landesvorsitzende des sozialpolitischen Flügels der CDU (Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft, CDA). „Die Rettung von Uniper durch den Bund ist richtig, allerdings muss man nun einen verantwortungsvollen Umgang mit den Steuergeldern erwarten dürfen“, betont Radtke.

Vorstand müsste auf Bonuszahlungen verzichten

Maubach kann allerdings sehr wohl auf eine Abfindung hoffen, wie aus einer Antwort des Unternehmens auf eine Anfrage unserer Redaktion hervorgeht. Wie hoch die Zahlung ausfalle, werde im nächsten Geschäftsbericht veröffentlicht.

Der ehemalige Eon-Vorstand Maubach hätte sich wohl künftig bei Uniper mit einem deutlich niedrigeren Gehalt begnügen müssen, als es vor der Verstaatlichung zu erwarten gewesen wäre. Denn die Vereinbarung mit der Bundesregierung sieht dem Vernehmen nach auch einen Verzicht auf Boni – sogenannte variable Vergütungen – vor.

Die jährliche Grundvergütung für Maubach beträgt Unternehmensangaben zufolge rund 1,24 Millionen Euro. Boni, die bei Vorständen dazukommen, haben bei Uniper in der Vergangenheit einen Großteil der Bezahlung ausgemacht. Dieser Gehaltsbestandteil dürfte aufgrund der Verstaatlichung wegfallen.

Ende des Jahres hatte bereits Tiina Tuomela als Finanzvorständin ihren Abschied bei Uniper angekündigt. Der Vertrag vom vierten Vorstandsmitglied Niek den Hollander läuft zudem Ende Mai 2023 aus. Aufsichtsratschef Tom Blades zeigt sich zuversichtlich, bald Nachbesetzungen verkünden zu können. Er selbst wurde Ende vergangenen Jahres in das Kontrollgremium berufen und zu dessen Vorsitzendem gewählt.

„Das Jahr 2022 war in vieler Hinsicht herausfordernd“

Maubach präsentiert sich im Berufsnetzwerk LinkedIn als Manager, der mit sich im Reinen ist. „Das Jahr 2022 war in vieler Hinsicht herausfordernd und für Uniper besonders turbulent“, schreibt er. „Die Umsetzung der mit der Bundesregierung vereinbarten Stabilisierungsmaßnahmen kurz vor Jahresende bedeuteten für Uniper und alle Mitarbeitenden letztendlich noch einen versöhnlichen Jahreswechsel.“ Er sei nun zu der Überzeugung gelangt, dass es richtig sei, „den Weg für ein neues Vorstandsteam freizumachen“. Tom Blades erklärt, der Uniper-Aufsichtsrat arbeite „mit Hochdruck an der Aufstellung des neuen Vorstandsteams“.

podcast-image

„Die Grundvergütung und auch die Nebenleistungen inklusive der Altersversorgung für Vorstandsmitglieder sind marktgerecht und entsprechend attraktiv“, betont das Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion. „Uniper strebt an, die Stabilisierungsphase so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Ziel ist es, ein Vorstandsteam aufzustellen, welches das Unternehmen auch über die Phase der Stabilisierung hinaus führt und langfristig weiterentwickelt.“