Hagen. Dirk Wiese kritisiert die Politiker-Schelte des Arnsberger IHK-Chefs Andreas Rother scharf. Der Fraktionsvize der SPD wird sogar grundsätzlich.
Das war klar: Dieser Rundumschlag konnte nicht ohne Reaktion bleiben. Der Briloner SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese, stellvertretender Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Bundestag, hat den Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Arnsberg scharf kritisiert. Andreas Rother hatte am Freitag beim IHK-Jahresempfang der Politik in wirtschaftlichen Fragen weitgehendes Unvermögen vorgeworfen – und davon eigentlich nur den anwesenden CDU-Chef Friedrich Merz ausgenommen.
Rother im O-Ton: „Was mich zunehmend irritiert, ist, dass man der Politik oft erst mal erklären muss, wie Wirtschaft funktioniert. Ich habe den Eindruck, es mangelt dort nicht nur an passenden Bildungsabschlüssen, sondern auch am grundsätzlichen Verständnis des Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage.“
Wiese findet die Aussagen „befremdlich“
Die Aussagen des IHK-Präsidenten waren durchaus als rhetorische Ohrfeige zu verstehen, so nahmen einige anwesende Politiker die Rede jedenfalls wahr, unter ihnen auch Mitglieder der CDU. „Das müssen wir uns jetzt schöntrinken“, sagte einer der Anwesenden – augenzwinkernd.
Dirk Wiese war am Freitagabend wegen eines Parteitermins verhindert, er erfuhr von der Arnsberger Ohrfeige ein paar Stunden später in dieser Zeitung.
Die andere Wange will der 39-Jährige dem IHK-Präsidenten nun aber nicht hinhalten, im Gegenteil. Wiese schlägt verbal zurück. Die Aussagen „sind befremdlich“, sagte er dieser Zeitung. Die von Andreas Rother „vermeintlich ausgemachte Wirtschaftskompetenz hätte dazu geführt, dass wir im März einen Gasimportstopp bekommen hätten. Dies wäre das Aus für viele Industriebetriebe im Frühjahr gewesen. Diesen fatalen Forderungen von Friedrich Merz ist die Bundesregierung richtigerweise nicht gefolgt.“ Wiese ist Jurist – genau wie Friedrich Merz.
Rother verstoße gegen Grundsätze
Der IHK-Präsident sei übers Ziel hinausgeschossen, sagt Wiese und wird grundsätzlich: „Schade, dass Herr Rother die im IHK-Gesetz niedergelegten Grundsätze, nämlich die Wahrung von Anstand und Sitte der ehrbaren Kaufleute, einschließlich deren sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung, scheinbar verlassen hat. Unter den bisherigen Präsidenten war zumindest ein Austausch mit allen Parteien gang und gäbe, anstatt diese öffentlich zu beschimpfen.“