Essen. Deutschlands größter Energiekonzern Eon verbucht höhere Gewinne. Von Januar bis September stieg der Konzernüberschuss auf 4,3 Milliarden Euro.

In der historischen Energiekrise verbucht Deutschlands größter Strom- und Gasversorger Eon höhere Gewinne. Der Konzernüberschuss sei in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres um zehn Prozent auf 4,3 Milliarden Euro gestiegen, teilte der Essener Konzern in seiner Zwischenbilanz mit. Im Vorjahr hatte Eon 3,9 Milliarden Euro verbucht. Eon-Finanzchef Marc Spieker äußerte sich in einer Telefonkonferenz vor Finanzanalysten mit den Worten, das Jahr sei „herausfordernd, aber erfolgreich“ gewesen.

Aufgrund der massiv gestiegenen Energiepreise schnellte der Umsatz des Konzerns in die Höhe. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 erhöhte sich der Umsatz des Eon-Konzerns gegenüber dem Vorjahr eigenen Angaben zufolge um 70 Prozent auf 81,6 Milliarden Euro. Der Anstieg sei im Wesentlichen auf die Preiserhöhungen zurückzuführen und betreffe insbesondere das Vertriebsgeschäft in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Anders als oft bei Quartalsbilanzen verzichtete Eon diesmal auf eine Telefonkonferenz mit Fragemöglichkeiten für Journalisten. Lediglich Analysten konnten sich in einer Schalte mit dem Eon-Vorstand austauschen. Am morgigen Donnerstag (10. November) will der Nachbarkonzern RWE seine Quartalsbilanz präsentieren.

Seit Anfang 2022 verwendet Eon zur internen Steuerung des Geschäfts die Bilanzkennziffer Ebitda, also das um außergewöhnliche Effekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Auch hier legte Eon im selbst definierten Kerngeschäft – also ohne Atomkraftwerke – in den ersten neun Monaten zu: um 306 Millionen Euro auf 5,33 Milliarden Euro.

Aufgrund eines bilanziellen Einmaleffekts im vergangenen Jahr wegen der Einigung zwischen der Bundesregierung und den AKW-Betreibern lag das bereinigte Ebitda für den Konzern eigenen Angaben zufolge insgesamt mit 6,11 Milliarden Euro um 167 Millionen Euro niedriger als im Vorjahreszeitraum.

Eon über Westenergie an zahlreichen Stadtwerken beteiligt

Seit der Übernahme und Zerschlagung der früheren Essener RWE-Tochter Innogy konzentriert sich Eon mit rund 72.000 Beschäftigten insbesondere auf das Endkundengeschäft, den Betrieb von Strom- und Gasnetzen sowie Energieeffizienz-Dienstleistungen für Großkunden. Der Konzernnachbar und Eon-Großaktionär RWE fokussiert sich auf die Energieerzeugung. Eon ist auch an zahlreichen deutschen Stadtwerken beteiligt. Von der ehemaligen Tochterfirma Uniper, die aufgrund ihrer Nähe zum russischen Staatskonzern Gazprom in eine Schieflage geraten ist, hat sich Eon bereits vor Jahren getrennt.

Zur Eon-Tochter Westenergie, die aus dem früheren RWE-Turm in Essen gesteuert wird, gehören rund 130 Stadtwerke-Beteiligungen des Konzerns – mit kommunalen Unternehmen wie ELE in Gelsenkirchen, RWW in Mülheim, DEW 21 in Dortmund, den Stadtwerken in Duisburg, Essen, Velbert und Ratingen sowie Rhein-Energie in Köln. Zahlreiche Stadtwerke hatten ihre Energiepreise in den vergangenen Monaten teils kräftig erhöht.

Vor wenigen Wochen ist der Vertrag von Vorstandschef Leonhard Birnbaum bis Ende Juni 2028 verlängert worden. Der 55-jährige Birnbaum ist seit 2013 Vorstandsmitglied und erst seit April vergangenen Jahres Vorsitzender des Gremiums.

Eon-Chef Birnbaum: „Die Lage bleibt angespannt“

Eon-Chef Birnbaum war auch Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Gas-Kommission. „Die Lage bleibt angespannt“, schrieb Birnbaum dazu vor wenigen Tagen im Online-Netzwerk LinkedIn. „Doch die Empfehlungen der Kommission weisen den Weg, gut durch die nächsten Monate zu kommen und die Belastung unserer Gesellschaft so gering wie möglich zu halten.“ Eon richte nun die IT-Systeme des Unternehmens auf die beschlossene Gaspreisbremse aus, „damit die Entlastung bei unseren Kunden ankommt“. Insgesamt hat Eon eigenen Angaben zufolge länderübergreifend rund 51 Millionen Kundinnen und Kunden.

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Auch im Zwischenbericht erklärt Eon, die Lage auf den Energiemärkten bleibe aufgrund des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine „weiter angespannt“. Für das Unternehmen stehe „die Sicherstellung der Energieversorgung in dieser unruhigen Zeit im Vordergrund“. Die Strom-, Gas- und Wärmenetze, die Eon in verschiedenen Regionen Europas betreibe, liefen „auch in der aktuellen Situation stabil“.