Essen/Hagen. Die Corona-Maßnahmen haben die Fitnessstudios schwer getroffen. Und jetzt ist da auch noch die Energiekrise. Werden Öffnungszeiten verkürzt?

Einmal noch drücken und sich das warme Wasserden Rücken runter prasseln lassen. Und vielleicht noch einmal. Wem es bisher­ an Motivation gefehlt hat, endlich häufiger ins Fitnessstudio zu gehen, könnte den entscheidenden Schubser durch die letzte Gasrechnung erhalten haben.

Das lässt zumindest der Satz erahnen, der nach dem Training in der Nasszelle am häufigsten fällt: „Endlich mal wieder schön lange duschen, herrlich.“ Finden die Betreiber eher nicht.

Sparmaßnahmen bei der Beleuchtung

Die Rekordpreise für Strom und Wärme machen fast allen Branchen zu schaffen, den Fitness-Unternehmen aber besonders. Ihre Trainingshallen, das Duschwasser und die Sauna zu beheizen, treibt ihre Kosten derzeit in ungekannte Höhen.

Drei von vier Anbietern, das ergab eine Umfrage des Verbandes deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV), versuchen bereits mit diversen Sparmaßnahmen die Energiekosten in Grenzen zu halten. Sie reichen von der Beleuchtung über das Abschalten der Sauna bis zu reduzierten Öffnungszeiten.

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Einige Sportstudios verkürzen die Duschintervalle

Prominentestes Beispiel ist der Marktführer: McFit, mit mehr als einer Million Mitgliedern in Deutschland die Nummer eins, reduziert in einigen Filialen die Öffnungszeiten, etwa in Mülheim, im Essener Norden und im Bochumer Osten, wie stichprobenartige Nachfragen ergaben. Damit bricht der Discounter in einigen Filialen mit seinem Rund-um-die-Uhr-Versprechen, das er seit Jahrzehnten eingehalten hat.

„Nun zwingt uns die aktuelle Situation zum Umdenken. Wie auch alle anderen Betriebe müssen wir aufgrund der Krise unseren Energieverbrauch senken, um aktiv einen Beitrag zu leisten“, heißt es in einem Schreiben an ein Mitglied.

Von Mitternacht bis 6 Uhr geschlossen

Ab dem 1. November schließt das Studio daher von Mitternacht bis 6 Uhr. Die meisten McFits bleiben rund um die Uhr geöffnet, wie aus den Studios im Ruhrgebiet zu hören ist. Wie viele ab November nachts schließen, war vom Unternehmen nicht zu erfahren.

Die Essener Kette FitX, laut DSSV aktuelle Nummer zwei, wirbt ebenfalls damit, sieben Tage die Woche je 24 Stunden geöffnet zu haben. Sie plane „aktuell nicht, unsere Öffnungszeiten zu ändern“, erklärte sie.

Temperaturen: Nur noch 19 Grad in den Filialen

FitX heizt ihre 101 Filialen in Deutschland seit September nur noch auf 19 Grad und schaltet die Außenbeleuchtung „von 22 bis 6 Uhr ab“. Die Nachtabschaltung von Außenreklame hatte die Bundesregierung in ihrer Energiesparverordnung von 22 bis 6 Uhr festgelegt.

Rund zehn Millionen Deutsche sind Mitglied in einem Fitnessstudio, die Mehrheit in einer der großen Ketten, rund 40 Prozent aber auch in inhabergeführten Einzelbetrieben.

Sorgenfalten bei den Betreibern

Dazu zählt das Gym B7 in Brilon. „Wir blicken mit Sorge auf den steigenden Gaspreis“, berichtet Mitarbeiterin Daniela Schryver.

Eine Maßnahme sei, die Temperatur auf 18 Grad herunterzudrehen. Diese Regelung bestehe schon eine Weile, die Duschzeit für warmes Wasser werde „auf keinen Fall gedeckelt“. „Wir versuchen zu sparen, ohne unsere Mitglieder beim Training zu beeinträchtigen.“ Mittlerweile, so Daniela Schryver, werde darüber nachgedacht, ob Öffnungszeiten verkürzt werden könnten.

Zahl der Mitglieder steigt nur schleppend

Für Ruis Begovic, der im AI Fitnessstudio in Hagen arbeitet, ist die Schließung an einem Werktag nicht denkbar: „Verkürzte Öffnungszeiten hingegen durchaus.“ Zumindest am Wochenende wäre es möglich. Konkrete Pläne gebe es aber nicht.

Im Injoy in Hagen läuft, wie in vielen weiteren Fitnessstudios in Südwestfalen, bisher fast alles wie vor der Energiekrise. „Etwas anderes können wir uns nach den Lockdowns auch gar nicht leisten“, sagt Maren Pieper. Nur „schleppend“ steige die Zahl der Mitglieder. „Das Niveau von vor 2019 haben wir noch nicht wieder erreicht.“

Solarmodule auf den Dächern

Der Familienbetrieb Sportforum in Castrop-Rauxel hingegen hat sich einiges einfallen lassen, seit sich der Gaspreis verdreifacht hat: Auf die Dächer kommen laut Johannes Langer Solarmodule, die bald ein Viertel des Stromverbrauchs abdecken sollen, im nächsten Ausbauschritt sollen dann 80 Prozent folgen.

Die Beleuchtung haben die Langers auf sparsamere LED-Technik umgestellt, die Außenwerbung wird um 22 Uhr ausgeschaltet. Eine von den beiden Saunen haben sie um eine halbe Stunde zeitversetzt angeschaltet, um Spitzenverbräuche zu vermeiden, die besonders ins Geld gehen. Die Familie hofft, die Mitgliedsbeiträge trotzdem stabil halten zu können.

Möglichst keine Einschränkungen für die Kunden

Der Branchenverband DSSV sammelt aus den Studios am liebsten Energiespar-Ideen, die keine Einschränkungen für die Kunden mit sich bringen. Denn Mitglieder haben die Betreiber in der Corona-Pandemie genug verloren – mehr als zwei Millionen. So könnten etwa in schwächer frequentierten Zeiten, vor allem morgens und mittags, einige Cardiogeräte ausgeschaltet bleiben, sagt DSSV-Sprecher Alexander Wulf. Denn auch ein nicht genutzter Crosstrainer oder Fahrradergometer zieht im Ruhemodus Strom.

Natürlich sei auch das in diesen Zeiten zuweilen besonders ausgiebige Duschen ein Thema, die Betreiber haben wenig Lust, das von den Gästen daheim gesparte Gas doppelt und dreifach zu verbrauchen, weil es ja im Preis inbegriffen ist.

Vorheizen des Warmwassers reduziert

So verkürzen einige die Intervalle der automatisch stoppenden Duschen, weiß Wulf. Ohne Komfortverlust sparen lasse sich auch durch ein reduziertes Vorheizen des Warmwassers.

Wenn es richtig kalt wird draußen, wird eine einfache wie effektive Sparmaßnahme für viele Trainingsstudios allerdings schwierig: die Räume weniger stark zu beheizen. Ein, zwei Grad weniger lassen sich bei intensivem Training leicht verkraften.

Doch da ist ja das dritte Jahr in Folge noch das Thema Corona: Inzwischen haben viele, aber längst nicht alle Studios moderne Lüftungsanlagen, bei denen die Fenster dauerhaft geschlossen bleiben können. Wer keine hat, heizt die Straße mit, wenn er dreimal pro Stunde die Fenster aufreißt, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.