Essen. Jetzt sind die Namen öffentlich: Zwölf Unternehmen haben wegen der Gasumlage Ansprüche angemeldet. Auch RWE macht dabei von sich reden.
Es ist eine Liste, auf der die Namen von zwölf Unternehmen stehen. Diese hätten im Zusammenhang mit der milliardenschweren Gasumlage für Deutschlands Verbraucher „Ansprüche geltend gemacht“, so die Plattform Trading Hub Europe (THE), ein Zusammenschluss der Ferngas-Netzbetreiber. Der angeschlagene Energiekonzern Uniper befindet sich auf der Liste, aber auch Unternehmen wie der Gashändler VNG, der zum gesunden baden-württembergischen Versorger EnBW gehört. Der Essener Energiekonzern RWE wird ebenfalls genannt. Das Unternehmen bekräftigt aber, kein Geld aus dem Finanztopf der Gasumlage haben zu wollen. Von einer „reinen Vorsichtsmaßnahme“ ist bei RWE die Rede – falls „die Dinge sich ändern“.
Ab Anfang Oktober soll die Umlage Energieimporteuren zugutekommen, die zu hohen Preisen Ersatz für ausbleibende Gasmengen aus Russland kaufen müssen. Durch einen rapiden Rückgang der russischen Lieferungen ist der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper in eine Schieflage geraten. Über eine Gasumlage soll nun viel Geld in die Branche der Energiehändler gepumpt werden. Deutschlands Haushalte müssen daher nach Berechnungen des Preisvergleichsportals Check24 mit deutlich höheren Kosten rechnen. Check24 verweist darauf, dass Trading Hub Europe (THE) über die Gasbeschaffungsumlage hinaus weitere Umlagen veröffentlicht habe. Preisdämpfend soll die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf sieben Prozent wirken.
Geld aus der Umlage für Gashändler aus Österreich und der Schweiz
Ab Oktober müsse eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) durch die Gasbeschaffungsumlage von 2,419 Cent je Kilowattstunde 484 Euro zahlen, durch eine sogenannte Regelenergieumlage von 0,57 Cent je kWh 114 Euro sowie durch eine Gasspeicherumlage von 0,059 Cent je kWh noch zwölf Euro zusätzlich, rechnet Check24 vor. Beim aktuellen Gaspreis müsse der Musterhaushalt derzeit inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer im Schnitt 3717 Euro jährlich zahlen. Ab Oktober seien es trotz Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent aufgrund der neuen Umlagen 3994 Euro – ein Plus von 277 Euro.
Auf der Liste der Unternehmen, die von der Gasumlage profitieren, stehen neben Uniper, VNG und RWE auch der österreichische Konzern OMV, der niedersächsische Versorger EWE und die frühere Gazprom-Deutschlandtochter Gazprom Germania, die nun unter Sefe („Securing Energy for Europe“) firmiert und verstaatlicht ist. Hinzu kommen die Sefe-Tochter Wingas sowie mehrere international tätige Gashändler, einige davon aus der Schweiz. Sie heißen: Axpo Solutions, DXT Commodities, Enet Energy, Gunvor Group und Vitol. Insgesamt haben die Unternehmen 34 Milliarden Euro an erwarteten Kosten angemeldet. Mehr als die Hälfe davon entfalle auf Uniper, erklärte das Unternehmen in der vergangenen Woche, ohne eine genaue Summe zu nennen. Wie viel Geld aus der staatlichen Umlage an die jeweiligen Firmen fließen soll, ist bislang nicht bekannt.
RWE-Chef bekommt Rückendeckung von Aktionärsvertretern
RWE-Chef Markus Krebber hatte vor wenigen Tagen erklärt, RWE wolle als „finanzstarkes und robustes Unternehmen“ voraussichtlich auf Geld aus der Gasumlage verzichten. Krebber sprach von einem „relevanten Betrag“. Insgesamt laufen die Geschäfte bei dem Essener Energiekonzern trotz der Gaskrise rund. RWE erwartet einen Milliardengewinn. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich bei RWE ausdrücklich für den angekündigten Verzicht auf eine Kostenerstattung durch die Gasumlage bedankt.
Rückendeckung bekommt RWE-Chef Krebber auch von Aktionärsvertretern. „Wir unterstützen die Entscheidung von Herrn Krebber“, sagte Marc Tüngler, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) im Gespräch mit unserer Redaktion. Dies sei „ein verantwortungsvoller Beitrag in der aktuell für alle angespannten Zeit, der auch auf die Diskussion rund um die Übergewinnsteuer wirken sollte“. Tüngler erklärte, es sei nachvollziehbar, dass RWE dennoch auf der Liste von Trading Hub Europe stehe. „Dass die formelle Option durch eine Antragstellung eröffnet wird, werten wir als notwendige und richtige Maßnahme, um die Position von RWE in den kommenden Debatten nicht zu schwächen“, sagte Tüngler.