Essen. Viele Beschäftigte haben 2022 schon den Job gewechselt. Viele weitere träumen noch davon. Manche wollen auch im Ausland arbeiten.

Viele Beschäftigte verspüren den Wunsch, ihren Job zu wechseln – und jeder Vierte hat es einer Trendence-Studie zufolge in diesem Jahr bereits getan. Der Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch, Personalmangel in beinahe jeder Branche führt zu mehr Fluktuation – und auch zu höheren Löhnen.

„Wir erleben derzeit zahlreiche Branchen und Lebensbereiche, in denen Personalprobleme von Unternehmen und Organisationen deutlich sichtbar werden. Das beginnt am Flughafen, geht über die Gastronomie und endet in großen Unternehme“, sagt Robindro Ullah, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Trendence Monitor.

Neue Studie: Wer den Job wechselt, bekommt oft 20 Prozent mehr Gehalt

Im August hat es 4400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt und erfahren: Mehr als ein Viertel hat in der ersten Jahreshälfte den Job gewechselt. Hauptgrund für den Wechsel ist der Wunsch nach mehr Gehalt, egal welchen Lebenslauf die Beschäftigten haben. Und in den allermeisten Fällen klappt das auch.

Wer wechselt, bekommt vielfach mindestens 20 Prozent mehr Gehalt. Bei Akademikern gibt es aber einen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen: 44 Prozent der Männer – und nur 31 Prozent der Frauen – verdienten im neuen Job mindestens 20 Prozent mehr. Bei nichtakademischen Fachkräften ist es andersherum und ausgeglichener. 35 Prozent der Frauen verdienten mindestens 20 Prozent mehr im neuen Job – und 32 Prozent der Männer.

Auch interessant: Beschäftigte mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung wechseln viel eher als Beschäftigte mit mehr als zehn Jahren. Außerdem haben mehr Akademiker eine neue Stelle angefangen als Beschäftigte ohne universitäre Ausbildung. Die Studie wurde zum ersten Mal durchgeführt. „Bisher gibt es nur Umfragen, die nach der Wechselbereitschaft fragen“, erklärt ein Trendence-Sprecher.

Nicht-Akademiker sind schwerer zu finden als Führungskräfte

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Vor allem die Wechselbereitschaft im „gewerblichen Arbeitsmarkt“ nimmt zu. Das zeigt eine im Juni erschienene Studie, die von der Online-Stellenbörse Joblift in Auftrag gegeben worden war. Nichtakademische Beschäftigte machen aktuell ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland aus. Von Pflege über Handwerk bis hin zur Gastronomie und Industrie. Der Mangel an Personal in diesen Branchen ist hoch und könnte sich weiter verschärfen.

Denn die Analyse von 1500 Befragten zeigt: Aktuell verspüren 35 Prozent der Beschäftigten auf dem gewerblichen Arbeitsmarkt einen ausgeprägten Wechselwunsch – besonders junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren. Außerdem sind 63 Prozent der Beschäftigten überzeugt, dass sie sehr schnell einen neuen Arbeitgeber finden würden. Nur 16 Prozent haben Angst, den Job zu verlieren.

„Suchende Arbeitgeber erfahren täglich: Der Mangel an Arbeitskräften ist eines der drängendsten Probleme für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Nichtakademiker sind vielfach schwerer zu finden als akademische Führungskräfte“, sagt Lukas Erlebach, Geschäftsführer von Joblift.

Personalbedarf ist in der Gastronomie und im Handwerk weiter sehr hoch

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Die Gastronomie- und Handwerksbranche sind besonders vom Personalmangel betroffen. „Vor Corona waren wir einer der Jobmotoren: Viele wollten bei uns arbeiten. Aber wir sind trotzdem mit einem Arbeitskräftemangel in die Pandemie geraten und der hat sich darin weiter verschärft“, heißt es beim Dehoga NRW. Vor allem bei Minijobbern sei die Unsicherheit groß, wie die Corona-Lage im Herbst und im Winter aussieht. „Diese Unsicherheit führt dazu, dass uns das Problem noch länger begleiten wird.“

Entgegenwirken wolle die Gastronomie mit attraktiveren Arbeitsbedingungen: Öffnungszeiten- und Ruhezeiten würden überprüft, Restaurants könnten auch eine Speisekarte anbieten, die nicht so personalintensiv ist. „Es gibt verschiedene Stellschrauben, die jeder Gastronom oder Hotelier individuell für seinen Betrieb anpasst. Das ist eine große Herausforderung.“ Seit Mai gilt auch der neue Tarifvertrag mit einem Einstieg von 12,50 Euro pro Stunde.

Auch die Handwerkskammer Düsseldorf klagt über Personalmangel. In der letzten Konjunkturumfrage berichteten 40 Prozent der Unternehmen von offenen Stellen. „Das ist so hoch wie noch nie seit der ersten Umfrage vor 50 Jahren“, sagt ein Kammersprecher. Die Fluktuation im Handwerk sei allerdings traditionell vergleichsweise gering. Auch hier ist mit mehr Geld zu rechnen, wenn man den Job wechselt. „Angesichts des Fachkräfte-Enpasses zahlen die meisten Betriebe übertarifliches Gehalt.“

Wettbewerb um Arbeitnehmer wird wegen Remote Arbeit globale

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Auch internationale Unternehmen werden wieder zunehmend interessant aus Sicht der Beschäftigten: 58 Prozent der Beschäftigten würden gerne Remote, also von einem beliebigen Ort aus, für Unternehmen im Ausland arbeiten. 39 Prozent können sich auch vorstellen, außerhalb Deutschlands zu arbeiten.

Das ist das Ergebnis einer neuen Ausgabe des Jobwechsel-Kompass, den die Königsteiner Gruppe quartalsweise mit der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de veröffentlicht. Im Durchschnitt werden dabei 500 Beschäftigte befragt.

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