Mülheim. Die Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 ist noch in Deutschland – in Mülheim. So äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz vor Ort.
Olaf Scholz berührt die Turbine kurz nach dem Reinkommen und später nochmal vor dem Abschied. Neben der Turbine ist ein Rednerpult aufgebaut. Die Bühne für die Pressekonferenz mit dem Bundeskanzler nimmt nur einen Bruchteil der Fläche der weitläufigen Werkshalle von Siemens Energy in Mülheim ein. Hier steht sie also, die Turbine, die zu einem Spielball der Weltpolitik geworden ist.
Es sei offensichtlich, sagt Scholz, dass „nichts, aber auch gar nichts“ dem Transport der Maschine entgegenstehe. Schon am Abend vor dem Ortstermin mit dem Kanzler erklärt Siemens Energy, die in Kanada für die russische Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 gewartete Turbine sei für den Weitertransport nach Russland bereit. Mülheim fungiert gewissermaßen als Zwischenlager. „Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden“, sagt Scholz.
Olaf Scholz zu Gast bei Siemens in Mülheim: Turbine kann geliefert werden
Christian Bruch, Chef von Siemens Energy, erklärt, sein Unternehmen könne „aus technischer Sicht nicht nachvollziehen“, warum der Konzern Gazprom nicht seinen Beitrag dazu leiste, die Turbine nach Russland zu holen. Nach Darstellung des deutschen Unternehmens geht es insbesondere um Papiere – etwa für den Zoll – die noch nicht vorliegen. Und so steht die Maschine nun erst einmal im Ruhrgebiet.
Seit Juni hat Russland die Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 zurückgefahren. Gazprom begründete dies mit der fehlenden Turbine von Siemens Energy.
Russland hatte wegen fehlender Turbine Gaslieferungen gedrosselt
Vergangene Woche hatte das Unternehmen unter Verweis auf weitere Reparaturarbeiten die Gaslieferungen noch einmal gedrosselt, so dass inzwischen nur noch 20 Prozent der maximal möglichen Menge durch die Röhren fließen. In Europa gilt die Begründung als Vorwand. In Europa gilt die Begründung als Vorwand. Scholz sprach von einem „Bluff“ Putins, der habe „aufgedeckt“ werden können.
Auch interessant
Die Turbine ist nach Angaben des russischen Energiekonzerns Gazprom wichtig, um den nötigen Druck zum Durchpumpen des Gases aufzubauen. Gazprom hatte seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt vorgeworfen, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy hatte die Vorwürfe von Gazprom zurückgewiesen.
Nord Stream 1-Turbine ist seit dem 18. Juli in Deutschland
Nach Kreml-Angaben hofft Russland angesichts der gedrosselten Gaslieferungen durch die Pipeline auf eine rasche Rückkehr der reparierten Gasturbine. Die Turbine solle dann in die Gasverdichterstation Portowaja eingebaut werden, danach könnten die Arbeiten für die Wiederinbetriebnahme laufen, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow gesagt.
Auch interessant
Nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist die Turbine seit dem 18. Juli in Deutschland. Alle Papiere lägen vor, er habe sie selber in der Hand gehabt, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstagabend in Bayreuth. Russland aber weigere sich, die Turbine ins eigene Land zu holen. „Sie lügen einem ins Gesicht“, sagte Habeck. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer „Farce“. (mit dpa)