Essen. Bei Thyssenkrupp bekommt Vorstandschefin Martina Merz eine Vertragsverlängerung – bis ins Jahr 2028. Ihr Auftrag lautet: Den Konzern verändern.

Der Vertrag von Martina Merz (59) als Vorstandschefin von Thyssenkrupp wird bis zum Frühjahr 2028 verlängert. Das habe der Aufsichtsrat bei einer Sitzung am Donnerstag (19. Mai) beschlossen, teilte das Unternehmen in Essen mit.

„Stellvertretend für den gesamten Aufsichtsrat danke ich Martina Merz dafür, dass sie entschlossen den Umbau von Thyssenkrupp angeht“, sagte Aufsichtsratschef Siegried Russwurm, der neben seiner Aufgabe bei Thyssenkrupp auch BDI-Präsident ist. „Wir freuen uns darüber, dass sich Frau Merz bereit erklärt hat, diesen Veränderungsprozess auch weiterhin in ihrer Rolle als Vorstandsvorsitzende des Unternehmens voranzutreiben.“

Merz hatte bei ihrem Amtsantritt im Jahr 2019 einen Drei-Jahres-Vertrag erhalten. Nun sollen fünf weitere Jahre hinzukommen – mit einer Vertragslaufzeit von April 2023 bis Ende März 2028. Vor ihrer Funktion im Vorstand des Essener Stahl- und Industriegüterkonzerns stand Martina Merz an der Spitze des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp. Ein Wechsel vom Kontrollgremium ins operative Geschäft – wie er bei Merz bei der Konzernkrise im Jahr 2019 erfolgte – ist in Deutschlands Industrie ein unüblicher Schritt.

Krupp-Stiftungschefin Gather übte den Schulterschluss

Kurz vor der aktuellen Aufsichtsratssitzung hatte die Chefin der Thyssenkrupp-Großaktionärin Krupp-Stiftung, Ursula Gather, öffentlich den Schulterschluss mit der Vorstandsvorsitzenden geübt „Mein Eindruck ist, dass die Strategie von Martina Merz Erfolge zeitigt“, sagte Gather, die auch über einen Sitz im Thyssenkrupp-Aufsichtsrat verfügt, vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV). Merz habe nicht nur Ankündigungen gemacht, sondern „Umsetzungsstärke“ gezeigt. Ihre Pläne, „um das Unternehmen wieder in die Spur zu bringen“, seien „zu einem ganz großen Teil“ realisiert. „Ich halte viel von ihr“, sagte Gather, „sehr viel“.

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Im Frühjahr befasst sich der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp fast schon traditionell mit strategischen Themen. Die Palette potenzieller Themen ist breit. Nach der Corona-Krise muss sich das Thyssenkrupp-Management nun mit den Folgen des Ukraine-Kriegs befassen. Pläne zur Verselbstständigung des traditionsreichen Stahlgeschäfts mit rund 26.000 Beschäftigten und großen Standorten unter anderem in Duisburg, Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen hatte Merz angesichts der neuen Unsicherheiten erst einmal auf Eis gelegt.