Düsseldorf. Vodafone-Deutschlandchef Hannes Amtesreiter geht. In dem Düsseldorfer Unternehmen wächst der Unmut über Zentralismus aus London.

Als Hannes Ametsreiter 2015 Chef von Vodafone Deutschland wurde, lag der Telekommunikationskonzern abgeschlagen hinter dem Marktführer Deutsche Telekom. Der Abstand wurde seither geringer. Im Sommer will Ametsreiter nun Vodafone verlassen. Der Abschied dürfte nicht ganz freiwillig sein.

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„Hannes hat Vodafone zurück ins Wachstum gedreht und zum größten Mobilfunk- und profitabelsten Telekommunikationskonzern in Deutschland gemacht“, zog am Dienstag Frank Roevekamp, Aufsichtsratsvorsitzender von Vodafone Deutschland, eine Bilanz der siebenjährigen Amtszeit Ametsreiters. Dem Österreicher war es gelungen, Vodafone zum ersten Anbieter des schnellen Mobilfunkstandard 5G zu machen. Das Innovationslabor für 5G-Technologien holte er von London nach Düsseldorf.

Unitymedia-Übernahme war Ametsreiters größter Coup

Sein größter Coups dürfte aber die Übernahme des Kabelfernsehen-Anbieters Unitymedia 2019 gewesen sein. Ein Feld, das Rivale Telekom kaum bespielt. Das bundesweite Kabelnetz dient Vodafone als Basis, 24 Millionen Haushalte mit leistungsfähigen Gigabit-Anschlüssen auszustatten.

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Deutschland ist der größte Markt für den multinationalen Vodafone-Konzern. Ärger mit Partnershops und Verbraucherzentralen sowie nicht mehr ganz so tadellose Bilanzzahlen prägten zuletzt das Erscheinungsbild. Zudem war in den zurückliegenden Monaten zu beobachten, dass die Zentrale in London immer mehr Kompetenzen an sich zieht. Dabei war auf dem Höhepunkt der Brexit-Diskussion spekuliert worden, die Vodafone Group könne ihren Sitz nach Düsseldorf verlagern.

Technikchef Mack musste Zentralismus aus London weichen

Doch inzwischen hat sich der Wind in Richtung Zentralismus gedreht. Das bislang prominenteste Opfer dieser Strategie war Technikchef Gerhard Mack. Er musste gehen, weil technische Fäden nunmehr in London gezogen werden. Sein Posten in Düsseldorf wurde erst gar nicht mehr nachbesetzt. In Branchenkreisen wird spekuliert, dass Ametsreiter nun auch deshalb seinen Hut nimmt, weil er befürchtet, dass nach Deutschland zu wenige Investitionsmittel fließen könnten.

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Beim Glasfaser-Ausbau sieht man in der Vodafone Group bereits Nachholbedarf. Das „Handelsblatt“ berichtete, dass die Londoner Zentrale um Vorstandschef Nick Read Partner für eine eigene Glasfaser-Firma suche. Bestätigen wollte das Vodafone bislang nicht.

Ametsreiter will sich nun anderen Aufgaben widmen und auf die Private Equity- und Investoren-Seite wechseln, wie es in einer Mitteilung heißt. Seine Nachfolge und damit die Verantwortung für 16.000 Vodafone-Beschäftigte in Deutschland soll zum 1. Juli der Microsoft-Manager Philippe Rogge antreten.