Essen. Der französische Sportartikelhändler Decathlon will in Deutschland expandieren. Neue Filialen sind unter anderem in Bochum und Münster geplant.
Mit neuen Filialen und mehr Online-Geschäft will der französische Sportartikelhändler Decathlon in Deutschland in die Offensive gehen. Bereits jetzt sei das Unternehmen mit 5100 Beschäftigten und 83 Filialen in der Bundesrepublik aktiv, sagte Decathlon-Deutschlandchef André Weinert in einer Online-Pressekonferenz. Innerhalb von fünf Jahren wolle das Unternehmen sein Filialnetz auf 110 Standorte ausweiten. „Wir wollen die erste Adresse für Sportprodukte in Deutschland sein“, sagte er.
Allein für das kommende Jahr plant Decathlon sechs Filialeröffnungen, weitere sechs Standorte sollen im Jahr 2023 folgen. Im Schnitt seien 40 bis 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer Filiale beschäftigt, erklärte Weinert. Entsprechend größer dürfte die Belegschaft in den kommenden Jahren werden.
Auch in NRW will der Sportartikelhändler expandieren. Neue Geschäfte sind Unternehmensangaben zufolge unter anderem in Bochum und in Münster geplant. Eine Filiale in Köln werde derzeit umgebaut und von 5000 auf 8000 Quadratmeter vergrößert, berichtete Decathlon-Deutschlandchef Weinert. In Bochum wolle Decathlon ins innerstädtische Viktoria-Karree ziehen, hatte der dortige Investor HBB erklärt. Decathlon wollte sich dazu nicht äußern.
Mit dem Filialportfolio in NRW derzeit „sehr zufrieden“
Im Rhein-Ruhr-Gebiet verfügt Decathlon momentan über Filialen in Essen, Herne, Dortmund, Düsseldorf, Hagen und Wuppertal. Mit dem Filialportfolio in NRW sei Decathlon derzeit „sehr zufrieden“, sagte Weinert. „Da werden wir nicht viel überarbeiten. Gerade die Standorte wie Dortmund-Aplerbeck, Dortmund in der Innenstadt, aber auch Hagen und Wuppertal – das sind Standorte, wo wir uns auch langfristig sehen.“
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In Dortmund ist der französische Handelskonzern im Jahr 1986 auf dem deutschen Markt gestartet. In der Stadt betreibt das Unternehmen derzeit nicht nur zwei Filialen, sondern auch ein Logistikzentrum. Statt einer Zentrale für die Verwaltung setzt die Handelskette auf bundesweit vier „Campus-Standorte“, von denen sich einer in Dortmund befindet.
„Strategische Städte“ Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt
Von den fünf Metropolen, die Decathlon in Deutschland als „strategische Städte“ hervorhebt, befindet sich allerdings keine im Ruhrgebiet. In Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt wolle der Sportartikelhändler besonders viel investieren, um im Wettbewerb zu punkten, erklärte Weinert bei der ersten Pressekonferenz überhaupt von Decathlon in Deutschland.
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Mit der Neuausrichtung will Decathlon den Gesamtumsatz in Deutschland bis zum Jahr 2026 mit rund 2,5 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Als wichtigste Zielgruppen nennt das Unternehmen Familien, Kinder und Jugendliche sowie Sport-Begeisterte.
Beim Sortiment setzt das Unternehmen insbesondere auf Produkte rund um den Radsport, Fitness, Camping und Wandern sowie Wassersport. Zur Frage, wie er die Bezeichnung von Decathlon als „Aldi des Sports“ finde, sagte Weinert: „Decathlon ist alles andere als ein Discounter.“
Verkauf von gebrauchten Fahrrädern bei Decathlon
In den Filialen will Decathlon künftig unter anderem gebrauchte Fahrräder zum Verkauf anbieten, wie Deutschland-Chef Weinert ankündigte. Dem Unternehmen gehe es dabei insbesondere um den
Nachhaltigkeitsgedanken. Zudem habe sich das Unternehmen vom Automarkt inspirieren lassen, auf dem das Geschäft mit gebrauchten Fahrzeugen eine große Rolle spielt. Decathlon plane, Fahrräder zurückzukaufen, zu reparieren und wieder zu verkaufen. „Durch die Corona-Pandemie hat Radsport einen Riesen-Boom erfahren“, sagte Weinert. Auch das Sortiment von E-Bikes wolle Decathlon „deutlich verstärken“.
Im laufenden Jahr gibt das Unternehmen drei kleinere Standorte auf. Weinert ließ durchblicken, dass Decathlon auch künftig insbesondere kleine Filialen kritisch hinterfrage und gegebenenfalls auf den Prüfstand stelle. Für neue Ansiedlungen kämen beispielsweise attraktive Gewerbegebiete in Frage, da Decathlon für voluminöse Produkte wie beispielsweise Tischtennisplatten den entsprechenden Platz benötige. Das Unternehmen schließe aber auch Innenstadt-Filialen nicht aus.
Trotz der Ausweitung des Filialgeschäfts will das Unternehmen im Jahr 2026 einen Großteil des Umsatzes – rund 60 Prozent – über das Digitalgeschäft generieren. Dabei verfolge Decathlon eine Marktplatz-Strategie, zu der auch eine Zusammenarbeit mit Markenartiklern wie Adidas, Reebok, Hummel und Kettler gehört.