Bochum. Vonovia-Chef Rolf Buch ist sicher, die Deutsche Wohnen schlucken zu können. Es gibt keine Mindestbedingungen mehr. 44 Prozent gehören ihm schon.

Vonovia-Chef Rolf Buch hat am Montagabend alle formalen Hürden aus dem Weg geräumt, die seinen dritten Versuch, den Rivalen Deutsche Wohnen zu schlucken, in letzter Minute gefährden könnte. „Vonovia wird die Deutsche Wohnen auf jeden Fall übernehmen“, sagte er am Tag darauf bestimmt. Weil die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus einer Aktie nun gefallen ist, könnte die Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen theoretisch auch unterhalb der 50 Prozent vollzogen werden. Ziel sei das aber nicht, heißt es aus Bochum.

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Buchs Optimismus kommt nicht von ungefähr. Immerhin hat sich Vonovia nach eigenen Angaben bereits rund 44 Prozent der Aktien an der Deutsche Wohnen gesichert. Das Angebot von 53 Euro pro Anteilsschein läuft noch bis in den Oktober hinein. Bis dahin, so das Kalkül, sei noch ausreichend Zeit, um die sechs Prozent zu akquirieren, die bis zur magischen Schwelle von 50 Prozent fehlen. Am Ende dürfte es auch eine Frage des Geldes sein: Je weniger Aktien die Bochumer kaufen müssen, um das Sagen bei Deutsche Wohnen zu erhalten, desto preisgünstiger wird der Deal. Bei der am Ende gescheiterten Übernahme im Sommer hatte Vonovia rund 47,6 Prozent der Aktien eingesammelt.

Aktionäre der Deutschen Wohnen unter Druck

Die Zuversicht, dass der nunmehr dritte Übernahmeversuch diesmal gelingt, teilt auch der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Marc Tüngler: „Rolf Buch hat den Sack zugemacht“, sagte Tüngler. Vonovia mache mit dem Verzicht auf alle Bedingungen die Übernahme wasserdicht. „Jetzt ist klar, der Deal kommt.“

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Mit der Veränderung der Angebotsbedingungen werde der Druck auf die verbliebenen Deutsche Wohnen-Aktionäre noch einmal erhöht, meint Tüngler. Vonovia hatte bereits verkündet, dass sie künftig keine Dividende mehr erhalten sollen, wenn die Deutsche Wohnen aus Bochum gesteuert wird. „Das Leben wird steiniger für einen Aktionär der Deutsche Wohnen“, prophezeit Tüngler.

Der nächtliche Coups hat jedenfalls den Aktienkurs beider Dax-Unternehmen in die Höhe getrieben. Das Vonovia-Papier, das zuletzt auf Talfahrt war, wurde am Dienstag wieder mit gut 53 Euro bewertet. Auch die Deutsche-Wohnen-Aktie machte einen Sprung und bewegt sich nun auf Vonovia-Niveau. Der am Pfingstmontag bekannt gewordene Übernahmeprozess hat den Berlinern alles andere als geschadet. Im Frühjahr dümpelte die Aktie noch bei 40 Euro.

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Kritik am Vorgehen der Vonovia äußerte allein Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Er warf den Bochumern vor, den Aktionären der Deutsche Wohnen die Pistole auf die Brust zu setzen. „Das ist Schikane“, sagte er.