Essen. Der Energieversorger RWE setzt auf ein großes Windkraftprojekt vor der Küste Englands. Derzeit investiert RWE massiv in erneuerbare Energien.

Mit milliardenschweren Investitionen will der Essener Energiekonzern RWE die Basis für künftige Erträge legen. „Unsere hohen Investitionen zeigen, dass wir das Tempo unserer Transformation beschleunigen“, sagte der neue RWE-Finanzvorstand Michael Müller bei der Vorlage aktueller Geschäftszahlen. „Kaum ein Unternehmen verändert sich so radikal und schnell wie RWE“, betonte der Manager.

In den ersten drei Monaten des Jahres habe RWE fast eine Milliarde Euro in Windkraft- und Solaranlagen sowie Batteriespeicher investiert – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresquartal, berichtete Müller. „Beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommen wir gut voran“, sagte er. Das Ziel sei, die Position von RWE als einer der führenden Anbieter weltweit zu festigen.

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Der neue RWE-Chef Markus Krebber (48) beschreibt seinen Führungsstil mit den Worten „flache Hierarchien, schnelle Entscheidungen, Pragmatismus, aber auch immer ein kritisches Hinterfragen, ob der eigene Weg der richtige ist“.
Von Ulf Meinke, Stefan Schulte und Andreas Tyrock

Trotz etwas schwächerer Ergebnisse im ersten Geschäftsquartal bestätigte der RWE-Vorstand die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Auf Konzernebene erwartet RWE ein bereinigtes Betriebsergebnis zwischen 2,65 und 3,05 Milliarden Euro. Die Dividende soll von 85 Cent auf 90 Cent je Aktie steigen.

Vor wenigen Wochen hat RWE die finale Investitionsentscheidung für den Bau eines neuen Nordsee-Windparks rund 200 Kilometer vor der Nordostküste Englands getroffen. Das Großprojekt trägt den Namen Sofia. 100 Turbinen sollen gemeinsam eine Leistung von 1400 Megawatt erreichen und damit rechnerisch etwa 1,2 Millionen britische Haushalte mit Strom versorgen können. Der Bau auf hoher See soll im Jahr 2023 beginnen. Nach derzeitiger Planung von RWE könnte der riesige Windpark im Jahr 2026 mit seiner vollen Kapazität am Netz sein.

Diskussion über früheren Kohleausstieg

Im Jahr 2040 – so peilt es der RWE-Vorstand an – soll der Konzern klimaneutral sein. Der Braunkohleausstieg ist für das Jahr 2038 vorgesehen. Aktuell seien die Gaskraftwerke von RWE häufiger am Netz als die Braunkohleblöcke, berichtete Müller. Die Kohleverstromung laufe, wenn nicht genug Erneuerbare zur Verfügung stehen.

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Ein früheres Ende der Kohlekraftwerke hält der RWE-Vorstand bei einem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland für möglich. „In dem Moment, wo der Erneuerbaren-Ausbau zügig vorangeht und es insofern dann keinen Bedarf mehr für Kohlekraftwerke gibt, kann auch ein Kohleausstieg früher kommen“, sagte Müller. Dafür seien aber unter anderem mehr Flächen für Windkraft an Land und auf See sowie schnellere Genehmigungsverfahren in Deutschland notwendig. Der Netzausbau müsse ebenfalls beschleunigt werden, mahnte Müller. Hinzu komme die Frage: „Wie schaffen wir Versorgungssicherheit in den Stunden, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint?“