Bochum. Vonovia-Chef Buch verteidigt die Ausschüttung von einer Milliarde Euro Gewinn an die Aktionäre. Mieterschützer fordern Verzicht auf Mieterhöhung.

Vonovia hat das Fernsehstudio, aus dem am Freitag die Hauptversammlung übertragen wurde, in einen kleineren Raum verlegt. Das „Casino“ in der Bochumer Zentrale des Wohnungskonzerns ist seit geraumer Zeit Corona-Testzentrum. Geht es nach Vorstandschef Rolf Buch, werden darin bald auch seine mehr als 10.000 Mitarbeiter und deren Angehörige geimpft. Allein: der Impfstoff fehlt.

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Zum zweiten Mal hat Vonovia das Aktionärstreffen wegen der Pandemie ins Internet verlegt. Muntere Debatten und fulminante Wortbeiträge wie in den Vorjahren im Bochumer Ruhr-Congress müssen erneut ausfallen. Stattdessen absolviert Konzernchef Buch einen Vorlesemarathon. Nach seiner Rede muss er Antworten auf 204 schriftlich eingereichte Fragen beantworten. Die gute Nachricht: seine Stimme hält.

Dividende steigt um acht Prozent

Mieterschützer haben sich bereits im Vorfeld der Hauptversammlung öffentlich zu Wort gemeldet. An diesem Freitag aber leiser als im Jahr zuvor. Ihr zentraler Kritikpunkt: die Ausschüttung von einer Milliarde Euro an die Aktionäre in Zeiten steigender Mieten und wachsender Unsicherheit wegen der Corona-Krise. Die Dividende steigt damit um acht Prozent auf 1,69 Euro je Aktie. „Wir fordern, dass Vonovia alle Mieterhöhungen seit Ausbruch der Pandemie verzichtet“, sagt der Wittener Knut Unger von der Plattform kritischer Aktionäre, die Anträge zur Umverteilung der Dividende gestellt hatte.

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Buch will davon freilich nichts wissen. Vonovia halte an der Praxis fest, 70 Prozent des Gewinns auszuschütten. „Wir haben viele Monate auf Mieterhöhungen verzichtet. Wir haben Kündigungen gestoppt. Wir helfen weiterhin bei finanziellen Engpässen. Niemand muss wegen Corona aus seiner Wohnung ausziehen“, betont er. In 3000 Fällen habe das Härtefall-Management gegriffen.

Bedarf bei altersgerechten Wohnungen

Der Bochumer Dax-Konzern ist bislang offenbar gut durch die Pandemie gekommen. „Im vergangenen Jahr hatten wir rund zwei Millionen Anfragen von Interessenten – so viele wie noch nie“, erklärt Buch. Mit rund 455.000 Wohnungen ist Vonovia der größte Vermieter in Deutschland. Das Virus beeinträchtige auch nicht die Neubaupläne. „Im Jahr 2020 konnten wir trotz Corona mehr als 2000 Wohnungen fertigstellen. Unsere Pipeline in Deutschland, Österreich und Schweden umfasst aktuell fast 50.000 Wohneinheiten. Das kann sich sehen lassen“, so Buch.

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Einen großen Bedarf sieht er bei Senioren. „Derzeit gibt es hierzulande nur rund 600.000 altersgerechte Wohnungen. Aber es gibt rund drei Millionen Menschen mit Bewegungseinschränkungen. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe“, erklärt der Manager und verweist darauf, dass Vonovia im vergangenen Jahr rund 13.000 Wohnungen altersgerecht modernisiert habe.