Düsseldorf. Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall will sein Rüstungsgeschäft ausbauen. Die Zentrale in der NRW-Landeshauptstadt wird gestärkt.
Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hofft auf milliardenschwere Aufträge im Geschäft mit Panzern. „Gerade in Zentral- und Osteuropa sind viele altrussische Systeme, die ersetzt werden müssen“, sagte Vorstandschef Armin Papperger bei der Jahresbilanz. Der Konzern registriere eine „extrem hohe Zahl an Neuausschreibungen“. Für Schützenpanzer („Puma“, „Lynx“), Kampfpanzer („Leopard“, „Challenger“), Radpanzer („Boxer“) und Lkw gebe es in den nächsten zehn Jahren ein Auftragspotenzial zwischen 30 und 60 Milliarden Euro.
Verstärkte Nachfrage erwartet Rheinmetall insbesondere aus dem Ausland. Eine „erhebliche Steigerung“ der militärischen Ausgaben gebe es in Australien, Großbritannien und Ungarn, berichtete Papperger. In Deutschland rechnet der Rüstungskonzern mit einem leicht wachsenden Verteidigungsbudget. „Russland und China sind zwei internationale Mächte, die stark aufrüsten“, sagte Papperger. „Die USA werden sicherlich ihr Budget halten müssen, weil sie technologisch mithalten wollen.“ Europa müsse ebenfalls in neue Technologien investieren, „um überhaupt noch eine Rolle zu spielen“.
Blick von Rheinmetall richtet sich insbesondere in die USA
Große Geschäfte will Rheinmetall insbesondere mit dem Verkauf von deutschen Schützenpanzern machen. „15 Milliarden Euro sehen wir als Mindestauftragseingang in den nächsten zehn Jahren“, erklärte Papperger. „Wenn wir die Möglichkeit haben, auch in den USA Fuß zu fassen, werden dies 40 Milliarden sein.“ Im vergangenen Jahr sicherte sich Rheinmetall bereits eine 3,1 Milliarden Euro schwere Bestellung aus Ungarn für die Lieferung von 218 Schützenpanzern. Aufträge könnten auch aus Tschechien, der Slowakei und Slowenien kommen, sagte Papperger. Die britische Regierung habe sich beim Kampfpanzer vom Typ Challenger für Rheinmetall entschieden und gehöre damit ebenfalls zu den Kunden.
Die Organisation von Rheinmetall wird umgekrempelt, die bisherige Zweiteilung in eine Rüstungs- und eine Automobilsparte aufgehoben. Den Verwaltungssitz der Autozulieferer-Holding in Neckarsulm, wo rund 60 Beschäftigte arbeiten, gibt Rheinmetall auf. Künftig wird der Konzern komplett aus Düsseldorf gesteuert. In der Zentrale sind derzeit rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. 50 bis 80 könnten hinzukommen, berichtete Papperger. Insgesamt hat Rheinmetall rund 23.300 Vollzeitstellen, die Hälfte davon in Deutschland.
Mehr Umsatz mit Rüstungsgeschäften, weniger im zivilen Bereich
Ziel sei es, dass der zivile auch vom militärischen Geschäftsbereich profitiere – und umgekehrt, erklärte der Rheinmetall-Chef. Das Geschäft mit Rüstungsgütern soll perspektivisch an Bedeutung gewinnen: Der Umsatzanteil von Panzern, Militärlastwagen, Munition und Sicherheitstechnologie soll von derzeit 63 Prozent auf 70 Prozent im Jahr 2025 steigen.
Im Corona-Jahr 2020 ging der Gewinn von Rheinmetall deutlich zurück. Nach Steuern blieb aufgrund von Abschreibungen insbesondere in der Automobilsparte nur eine Million Euro übrig, im Jahr zuvor waren es noch 354 Millionen Euro.
Rheinmetall-Aufsichtsratschef Ulrich Grillo schreibt im Geschäftsbericht von einem „ungewöhnlichen und insgesamt herausfordernden Jahr 2020“. Die Pandemie habe „das Rheinmetall-Management vor bisher noch nie dagewesene Herausforderungen“ gestellt, betonte der Duisburger Unternehmer und frühere BDI-Präsident. Der Konzern habe aber in der Krise „eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit“ gezeigt.