Essen. Mehrere Konzernchefs haben den Kurssturz in der Corona-Krise für Aktienkäufe genutzt, darunter die Chefs von Metro, RWE, Evonik und Lanxess.
Es war ein Absturz an der Börse, der als „Corona-Crash“ in die Wirtschaftsgeschichte eingehen dürfte. Von einem „schwarzen Montag“ war die Rede, als der deutsche Leitindex Dax am 9. März um knapp acht Prozent einbrach. Wenige Tage später, am 12. März, ging es mit einem Minus von mehr als zwölf Prozent noch tiefer bergab, vor allem aus Angst vor den Folgen der Pandemie. Die Reaktionen an den Aktienmärkten kamen Panikverkäufen gleich. Metro-Chef Olaf Koch nutzt die Gelegenheit für eine gewaltige Investition aus eigener Tasche. Am 11. März kauft Koch als Privatmann Metro-Aktien für mehr als 1,1 Millionen Euro.
Auch der Börsenkurs der Metro ist zu diesem Zeitpunkt abgerutscht – auf 8,87 Euro. In den vergangenen Wochen hat sich der Kurs des Düsseldorfer Handelskonzerns spürbar erholt und die Neun-Euro-Marke überschritten.
Auf Anfrage unserer Redaktion wollte das Unternehmen den Kauf von Aktien durch den Vorstandschef nicht kommentieren. Generell sei man von der „Zukunftsperspektive der Metro“ überzeugt, betonte ein Sprecher des Konzerns.
Ähnlich wie Metro-Chef Koch gehen auch andere Manager vor. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz reagiert ebenfalls, als der Aktienkurs seines Konzerns aufgrund der Corona-Krise vergleichsweise niedrig ist. Mit sieben Transaktionen im Zeitraum vom 17. bis zum 31. März erwirbt Schmitz RWE-Aktien im Gesamtvolumen von mehr als 586.000 Euro. Als Schmitz investiert, liegt der Börsenkurs des Essener Energieversorgers zwischen 21 Euro und 23,96 Euro. Mittlerweile müssen Anleger für eine RWE-Aktie rund 30 Euro bezahlen. Aus aktueller Sicht sind die Börsengeschäfte des RWE-Chefs also einträglich gewesen.
Das Unternehmen erklärte auf Anfrage, Schmitz habe die „Aktien gekauft, um damit ein klares Zeichen zu setzen und sein Vertrauen und seine Zuversicht in die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der neuen RWE und ihr Geschäftsmodell auszudrücken“.
Evonik wertet Aktienkäufe von Kullmann als „starkes Signal“
Auch Christian Kullmann, der Chef des Chemiekonzerns Evonik, steckt in der Corona-Krise privates Geld in den Kauf von Aktien des Unternehmens, das er selbst führt. Am 31. März erwirbt Kullmann bei einem Kurs von 19,26 Euro Anteilsscheine für rund 298.600 Euro. Zum Vergleich: Mittlerweile liegt die Evonik-Aktie an der Börse bei etwa 25 Euro.
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Im Unternehmen wird dies auch als „ein starkes Signal“ gewertet, das laute: Evonik habe „noch viel Potenzial nach oben, auch an der Börse“. Auf Anfrage hebt das Unternehmen hervor, Vorstandsmitglieder hätten schon in der Vergangenheit mehrfach privat Aktien von Evonik gekauft. Aus kapitalmarktrechtlichen Gründen sei dies immer nur in ganz bestimmten Zeitfenstern möglich.
Beispiele Brenntag, Lanxess und Rheinmetall
Auch die Chefs von Brenntag, Lanxess und Rheinmetall nutzen die Zeit der Corona-Krise für Aktienkäufe, als die Börsenkurse ihrer Unternehmen niedrig waren. Dies ist Pflichtmitteilungen zu entnehmen, die zu veröffentlichen sind, wenn die Chefs börsennotierter Unternehmen Aktien aus dem eigenen Haus erwerben oder verkaufen.
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So ist transparent, dass Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert am 11. März für rund 534.00 Euro Anteilsscheine des Leverkusener Chemiekonzerns erworben hat. Mit rund 43 Euro ist die Aktie zu diesem Zeitpunkt deutlich günstiger am Markt erhältlich als aktuell mit etwa 49 Euro.
Auch der Chef des Essener Chemikalienhändlers Brenntag, Christian Kohlpaintner, investiert kräftig. Ende März kauft er bei einem Kurs unter 32,50 Euro Brenntag-Aktien für rund 291.000 Euro. Zuletzt ist eine Aktie des Konzerns mehr als 48 Euro wert gewesen.
Ein Unternehmenssprecher betont, grundsätzlich handle es sich bei Aktienkäufen von Vorstandsmitgliedern um „eine persönliche Entscheidung“. Im Fall von Kohlpaintner sei damit „eine sehr positive Botschaft in schwierigen Zeiten“ verbunden, es zeige sich schließlich eine „hohe Identifikation“ mit Brenntag.
Kräftiger Kurssprung bei Rheinmetall
Einen besonders starken Kursanstieg hat der Düsseldorfer Rüstungs- und Industriekonzern Rheinmetall in den vergangenen Wochen verzeichnet. Als Vorstandschef Armin Papperger am 19. März Aktien des Unternehmens für rund 151.600 kauft, liegt der Kurs bei 44,60 Euro. Aktuell sind es rund 80 Euro.
Evonik-Chef Kullmann macht gegenüber unserer Redaktion deutlich, dass es ihm nicht um ein schnelles Geschäft gehe. „Solange ich Vorstandsvorsitzender bin“, sagt Kullmann, „werde ich keine Aktien verkaufen, weil ich von der großartigen Zukunft von Evonik felsenfest überzeugt bin“.