Mülheim. Tengelmann-Chef Christian Haub kritisiert die Politik scharf für die Verlängerung des Lockdowns – und tritt auf die Investitionsbremse.

Tengelmann-Chef Christian Haub meldet sich selten öffentlich zu Wort, zumal wenn es um Politik geht. Die am Mittwochabend von Bund und Ländern beschlossene Verlängerung des Lockdowns zunächst bis zum 7. März treibt dem Mitinhaber der Mülheimer Unternehmensgruppe aber die Zornesröte ins Gesicht. „Das ist ein schwarzer Tag für den Handel“, sagte Haub unserer Redaktion und kündigte Investitionskürzungen an.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/tengelmann-uebernimmt-kik-ganz-und-steigt-bei-tedi-aus-id231211992.html„Dieser Nicht-Öffnungsplan bedeutet weitere Unsicherheit und zunehmende existenzielle Bedrohung für den Handel und seine mehr als drei Millionen Beschäftigten, wo eine verlässliche Perspektive notwendig gewesen wäre“, kritisiert Haub und wirft der Politik vor, „das langsame Sterben einer ganzen Branche sehenden Auges in Kauf“ zu nehmen.

Obi und Kik im Lockdown geschlossen

„Ich gönne jedem Friseur, dass er ab 1. März öffnen darf, aber das ist ein Goodie für die Bevölkerung mit Blick auf anstehende Wahlen und wirft zudem ein Schlaglicht auf die Prioritäten der Entscheider“, zeigt sich der Tengelmann-Chef enttäuscht und fordert regional differenzierte Konzepte zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/muenchen-statt-essen-tengelmann-baut-venture-tochter-um-id230729934.htmlZur Tengelmann-Gruppe gehören etwa die Baumarktkette Obi und der Textildiscounter Kik. In Deutschland darf Obi nur Handwerker in die Läden lassen, Kik hat ganz geschlossen. Die Umsatzeinbrüche nimmt Haub zum Anlass, bei den geplanten Investitionen auf die Bremse zu drücken. Ende vergangenen Jahres hatte die Tengelmann-Gruppe ihren Zehn-Prozent-Anteil am Discounter Netto an den Mutterkonzern Edeka verkauft und dabei laut „Lebensmittel-Zeitung“ 300 Millionen Euro erlöst.

„Ein Großteil dieser Mittel war für zukünftige Investitionen vorgesehen, die wir jetzt entweder verschieben müssen oder überhaupt nicht mehr durchführen können“, sagt ein Tengelmann-Sprecher. „Das wird Auswirkungen auf unser Wachstumstempo haben.“ Welche Tochterfirmen die Sparmaßnahmen treffen werden, ließ der Sprecher offen.