Mülheim. Tengelmann-Chef Christian Haub einigt sich mit Kik- und Tedi-Gründer Stefan Heinig auf eine Trennung. Kik geht an Tengelmann, Tedi an Heinig.
Die Tengelmann-Gruppe baut ihren Anteil am Textildiscounter Kik auf 100 Prozent aus und verabschiedet sich im Gegenzug aus der Billigkette Tedi. Das Mülheimer Unternehmen teilte am Mittwoch mit, dass man sich mit Stefan Heinig, dem Gründer von Kik und Tedi, auf diesen Tausch geeinigt habe.
Seit Christian Haub im April 2018 nach dem Verschwinden seines Bruders Karl-Erivan die alleinige Führung übernahm, hat der das Familienunternehmen radikal umgebaut. Er verkaufte die Firmenzentrale in Mülheim, verkleinerte die Holding, richtete sie neu aus und holte in diesem Jahr die Venture-Kapital-Gesellschaft in die Holding zurück.
Textildiscounter Kik geht zu 100 Prozent an Tengelmann
Nach dem Verkauf des Zehn-Prozent-Anteils am Discounter Netto an die Muttergesellschaft Edeka ordnet Haub nun die verbliebenen Beteiligungen neu: Ab 1. Januar wird er nun das alleinige Sagen bei Kik haben. Das Zusammenspiel mit Stefan Heinig, der bislang 15,2 Prozent an dem Textildiscounter mit 2,1 Milliarden Euro Umsatz hielt, hatte sich zuletzt als immer schwieriger erwiesen.
Im Gegensatz zu seinem verschollenen Bruder Karl-Erivan will Christian Haub dem Vernehmen nach stärker im operativen Geschäft mitreden und die Tengelmann-Beteiligungen digitaler und nachhaltiger ausrichten. Das führte offenbar zu Konflikten mit dem hemdsärmligen Stefan Heinig. Kik musste sich in der Vergangenheit wie andere Textildiscounter auch immer kritischen Fragen nach Produktionsbedingungen und sozialen Standards stellen.
Heinig übernimmt 30-Prozent-Anteil an Tedi
Nach monatelangen Verhandlungen einigten sich beide Seiten nun auf eine Aufteilung der Geschäfte: Tengelmann übernimmt Kik zu 100 Prozent. Im Gegenzug erhält Heinigs H.H. Unternehmensgruppe ab April den 30-Prozent-Anteil von Tengelmann an Tedi. Zu dem Gegenwert der Transaktion wollten sich beide Seiten nicht äußern.
Zum Abschied findet Christian Haub freundliche Worte: „Für die vielen Jahre der guten Zusammenarbeit bedanke ich mich bei der H.H. Unternehmensgruppe sehr herzlich. Gemeinsam haben wir eine unternehmerische Erfolgsgeschichte geschrieben, die
Maßstäbe gesetzt hat." Künftig würden beide Familienunternehmen ihre "unternehmerischen Vorstellungen getrennt voneinander umsetzen", aber "freundschaftlich verbunden“ bleiben, so Haub weiter.
Tengelmann zählt zu den weltweit bedeutendsten Handelsunternehmen. Neben den strategischen Geschäftsfeldern gehören mehr als 80 Beteiligungen an Start-up-Unternehmen zum Portfolio. Im Jahr 2019 erwirtschafteten mehr als 90.000
Mitarbeiter einen konsolidierten Nettoumsatz von 8,1 Milliarden Euro. Größtes Geschäftsfeld ist die Baumarktkette Obi, aufstrebend ist der Kinderbedarf-Anbieter Babymarkt.de.