Bochum. Generationswechsel bei der Bochumer Brauerei Moritz Fiege: Carla und Hubertus Fiege folgen auf die langjährigen Chefs Hugo und Jürgen Fiege.
Bei der traditionsreichen Bochumer Privatbrauerei Moritz Fiege bahnt sich ein Generationswechsel an. Nach 39 Jahren im Unternehmen kündigen die Brüder Hugo und Jürgen Fiege ihren Rückzug von der Firmenspitze an. Sie übergeben die Führung an ihre Kinder Carla und Hubertus Fiege. „Mit unserer Nachfolge haben wir uns schon frühzeitig befasst“, erzählt der 68-jährige Hugo Fiege im Gespräch mit unserer Redaktion. „Uns war und ist es dabei wichtig, nichts zu überstürzen. Wir geben uns gemeinsam Zeit.“ Seit Februar vergangenen Jahres sind Carla und Hubertus Fiege im Familienunternehmen aktiv. „Sie arbeiten sich seitdem Stück für Stück ein und übernehmen immer mehr Verantwortung. Es ist ein fließender Übergang.“
Wann die langjährigen Firmenchefs ausscheiden, sei „noch nicht auf den Tag genau festgelegt“, sagt der 69-jährige Jürgen Fiege, der wie sein Bruder geschäftsführender Gesellschafter ist. „Für uns ist aber klar, dass Carla und Hubertus in den nächsten zwei Jahren übernehmen werden.“
Mit der 31-jährigen Carla Fiege, die auf ihren Vater Jürgen Fiege nachfolgt, übernimmt erstmals auch eine
Frau die Führung in dem 1878 gegründeten Brauerei-Unternehmen. „Mein Vater hatte bei drei Töchtern auch keine andere Möglichkeit“, sagt Carla Fiege scherzhaft und fügt hinzu: „Im Ernst: Natürlich arbeite ich in einer männerlastigen Branche, im Alltag spielt das für mich aber keine Rolle.“
„Unsere Tradition zu bewahren, ist uns sehr wichtig“
Hubertus Fiege, der 30-jährige Sohn von Hugo Fiege, hebt hervor, wie wichtig es der Familie sei, das Unternehmen gemeinsam und über die Generationen hinweg voranzubringen. „Natürlich sprechen wir viel mit unseren Vätern“, sagt Hubertus Fiege. „Beide zusammen stehen für 78 Jahre Geschäftsführungs-Erfahrung. Wir wären Narren, wenn wir das nicht nutzen würden.“ Das Ziel der Unternehmerfamilie sei, in längeren Zeiträumen zu denken. „Unsere Tradition zu bewahren, ist uns sehr wichtig.“
Den Generationswechsel habe die Familie systematisch vorbereitet, berichtet der scheidende Chef Hugo Fiege. „Wir haben in einem gemeinsamen Strategieprozess festgeschrieben, welche Werte uns wichtig sind. Ganz oben stehen für uns das Miteinander und Beständigkeit.“
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Carla und Hubertus sollen die Geschäftsführung übernehmen, aber auch ihre Geschwister werden an der Firma beteiligt. „Wir haben zwei Familienstämme, aber bei uns gibt es kein Stammesdenken“, sagt Hugo Fiege – und sein Bruder Jürgen Fiege fügt hinzu: „Wir sind froh und stolz darauf, zwei Nachfolger zu haben. Ein geordneter und harmonischer Generationswechsel ist ja keine Selbstverständlichkeit.“ Auch sein Bruder und er seien übrigens die jüngsten unter den Kindern gewesen, als sie die Geschäftsführung übernahmen, sagt Jürgen Fiege. So sei es auch jetzt wieder.
„Es ist gut zu wissen, unsere Väter an unserer Seite zu haben“
Carla Fiege hat Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Marketing und Personalmanagement studiert und berufliche Erfahrungen in Start-ups gesammelt. Ihr Cousin Hubertus Fiege hat ebenfalls BWL studiert, allerdings mit einem Fokus auf Finanzen und Vertrieb. In den vergangenen Jahren hat er zudem eine Ausbildung zum Braumeister absolviert und sowohl in einer Unternehmensberatung wie auch einem Brauhaus gearbeitet.
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Seit anderthalb Jahren sind Carla und Hubertus Fiege mittlerweile im Unternehmen – also schon während der gesamten Corona-Krise. „Mitten in einer Pandemie zu beginnen, ist sicherlich nicht leicht. Es ist gut zu wissen, unsere Väter an unserer Seite zu haben“, sagt Carla Fiege und gibt sich optimistisch. „In den mehr als 140 Jahren hat unser Unternehmen schon so manche Krise überlebt.“
In der ersten Lockdown-Phase gab es sechs Wochen lang Kurzarbeit im Unternehmen. Das Geschäft mit Fassbier war praktisch zum Erliegen gekommen. „Zwischenzeitlich waren wir im Normalbetrieb“, berichtet Jürgen Fiege. „Seit Anfang November mussten wir wegen der Schließungen in der Gastronomie wieder auf Kurzarbeit umschalten.“
Neue Unterschriften auf dem Flaschenetikett vom Fiege-Pils
Dass er „keinen normalen Job“ übernehme, sei ihm bewusst, sagt Hubertus Fiege. Seine neue Aufgabe sei mit Verantwortung verbunden für viele Mitarbeiter und deren Familien. „Unser Familienname ist zugleich unser Markenname. Das ist natürlich eine Verpflichtung.“ Fiege wolle „eine Brauerei aus der Region für die Region“ sein. Beim Biergeschmack wolle und müsse Fiege herausstechen. „Unser Pils ist hopfenbetont, das gibt ihm eine charaktervolle Note. Unser Anspruch ist dabei nicht, jedermanns Liebling zu sein“, sagt Hubertus Fiege. Carla Fiege erklärt, künftig wolle das Familienunternehmen noch stärker als bisher auf Themen wie Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit achten. Dazu gehöre auch, „möglichst viel Energie in der Brauerei zu sparen“.
Im Moment sind noch die Namen noch von Hugo und Jürgen Fiege auf den Flaschenetiketten vom Fiege-Pils zu sehen. „Irgendwann in den nächsten Jahren tauchen dann die Unterschriften von Carla und Hubertus auf“, sagt Jürgen Fiege und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Wer als erster wissen will, wann der Wechsel erfolgt ist, muss einfach nur regelmäßig unser Bier kaufen.“