Duisburg/Essen. Der Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co macht beim Abbau von 1200 Arbeitsplätzen Tempo. Früherer Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff neu im Vorstand.
Beim Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co läuft ein Programm zum Abbau von 1200 Arbeitsplätzen. 640 Mitarbeiter hätten bereits das Unternehmen verlassen, berichtete Vorstandschef Gisbert Rühl bei der Präsentation der Quartalszahlen. Das entspreche acht Prozent der Belegschaft.
Der Revierkonzern hatte vor einigen Monaten angekündigt, 19 Standorte schließen zu wollen. Von den 1200 Stellen, die wegfallen sollen, befinde sich etwa ein Viertel in Deutschland, sagte Rühl. Etwa 80 Prozent des angestrebten Arbeitsplatzabbaus wolle das Unternehmen bereits bis zum Jahresende realisieren. Zuletzt gehörten rund 7700 Mitarbeiter zu Klöckner & Co (KlöCo).
Im Mai kommenden Jahres soll der frühere Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff die Führung des Konzerns übernehmen. Seit zwei Monaten ist Kerkhoff bereits als stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei KlöCo an Bord. Kerkhoff sagte in einer Telefonkonferenz, das Unternehmen sei „gut gerüstet“ für die Corona-Pandemie. Allerdings seien die Auswirkungen der zweiten Welle beim Infektionsgeschehen noch nicht klar.
KlöCo noch in der Verlustzone – aber das Minus fällt geringer aus
Derzeit schreibt KlöCo rote Zahlen. Das Konzernergebnis war mit minus fünf Millionen Euro im dritten Quartal der Firmenbilanz negativ. Der Verlust fiel aber im Vergleich zum Vorjahresquartal, als das Minus bei 23 Millionen Euro lag, deutlich geringer aus. „Die erste Welle der Pandemie haben wir erfolgreich bewältigt“, urteilte Vorstandschef Rühl.
Einschnitte plant KlöCo auch in NRW: Einer der 19 Schließungsstandorte befindet sich in Frechen bei Köln. Am Stammsitz in Duisburg arbeiten rund 200 Beschäftigte für KlöCo. Hier sollen etwa 20 Stellen wegfallen.
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Vor einigen Monaten gab es Spekulationen über ein mögliches Zusammengehen von Klöckner & Co mit der Werkstoffhandelssparte von Thyssenkrupp, in der rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Er erwarte nicht, „dass sich da in nächster Zeit etwas tut“, sagte Rühl auf Nachfrage in der Telefonkonferenz. „Für die Zukunft kann man natürlich nichts ausschließen“, fügte er hinzu. „Wer weiß, was in fünf oder zehn Jahren passiert.“
Neustart für Guido Kerkhoff nach Abschied von Thyssenkrupp
Nach der Hauptversammlung im Mai 2021 soll der frühere Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff den bisherigen KlöCo-Chef Rühl ablösen. Kerkhoff war bei Thyssenkrupp Ende September 2019 nach etwas mehr als einem Jahr an der Spitze ausgeschieden. Der langjährige Finanzvorstand des Essener Traditionskonzerns hatte eigentlich einen Fünf-Jahres-Vertrag als Chef, geriet aber in Bedrängnis, da er neben der seit Jahren angestrebten Stahlfusion auch Pläne für eine Zweiteilung von Thyssenkrupp begraben musste. Mit dem Wechsel zu KlöCo kann Kerkhoff, der privat in Essen wohnt, nach einer kurzen Pause neu starten.
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Kerkhoff sagte, er sei bei KlöCo „extrem positiv aufgenommen worden“. Es gebe einen „nahtlosen Übergang“ an der Spitze des Unternehmens. Er wolle insbesondere die Digitalisierung von KlöCo vorantreiben. Der Werkstoffhändler hat eigenen Angaben zufolge den über digitale Kanäle erzielten Umsatzanteil in den vergangenen Monaten bereits auf mehr als 40 Prozent gesteigert. In absehbarer Zeit will das Unternehmen sämtliche Verkäufe digital abwickeln.